Gewachsen in Generationen

Es gibt viele Unternehmen in Deutschland mit einer über 100 Jahre dauernden Tradition. Im Bereich der Handwerksbetriebe sieht das schon anders aus – hier gibt es sicher deutlich weniger. Und im Bereich der Kälte- und Klimatechnik-Fachbetriebe könnte es durchaus sein, dass die Firma Joh. Mattern Kälte-Klima GmbH aus Northeim ein Alleinstellungsmerkmal hat: Sie feiert in diesem Jahr ihr 120. Firmenjubiläum.

Das 120. Firmenjubiläum nahm die Joh. Mattern Kälte-Klima GmbH zum Anlass, um am 6. September 2013 mit Kunden und Geschäftspartnern gebührend zu feiern. Es wurde eine rundum gelungene Veranstaltung – selbst Petrus war gnädig und machte den 6. September zum letzten heißen, sonnigen Tag des Sommers. Die Firma Mattern gehört seit 1987 zur Kälte-Klima-Unternehmensgruppe (www.kaelte-klima-gmbh.de), die mit sechs Firmen in Hameln, Bielefeld, Dresden, Halle/Leipzig, München und eben in Northeim bundesweit aktiv ist. Die gesamte Gruppe hat ca. 160 Mitarbeiter und ein Geschäftsvolumen von ca. 27 Mio. Euro. Mehr als 28 000 Kälte- und Klimaanlagen von 1 bis 2000 kW werden betreut. Bemerkenswert ist auch der hohe Anteil der Auszubildenden – im Durchschnitt sind 20 Azubis beschäftigt. Als größtes Einzelunternehmen mit 40 Mitarbeitern betreut die Firma Mattern in Northeim eine Vielzahl von Kälte- und Klimaanlagen für Industrie, Gewerbe und speziell für die Lebensmittelbranche und Supermärkte. Als Mitglied im Kälte-Klima-Firmenverbund von Reiner Bertuleit und Kurt Bökenkröger war es nicht weiter verwunderlich, dass die Teilnehmer der Firmenfeier aus dem ganzen Bundesgebiet angereist waren. So waren u.a. Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister, der Schulleiter der Norddeutschen Kälte-Fachschule, Stephan Hofmann, und mehrere Vertreter von Lieferanten erschienen. Auch die KKA-Redaktion war vor Ort.

Zeitreise durch 120 Jahre Geschichte

Im Rahmen seiner Ansprache ließ Inhaber Reiner Bertuleit nicht nur die Firmengeschichte Revue passieren, er bettete die vielen Anekdoten rund um das Unternehmen in den Gesamtkontext der deutschen Geschichte in den vergangenen 120 Jahren.

Vor 120 Jahren, im Jahr 1893, nahm der Schlossermeister Johann Mattern seine Werkstatt in Northeim in Betrieb. (Ein Blick in die Geschichte: In diesem Jahr unternahm Bertha Benz die erste Fernfahrt mit einem Automobil, Griechenland war übrigens schon früher einmal in finanzieller Schieflage und musste 1893 Staatsbankrott anmelden.) Anfangs spielte die Kältetechnik für Johann Mattern noch keine Rolle; hatte Carl von Linde doch auch erst 1871 die erste gewerblich genutzte Kältemaschine in Betrieb genommen. Wer Kühlung benötigte, lagerte seine Waren zu dieser Zeit noch in tiefen Kellern und verwendete im Winter gewonnenes Blockeis.

Johann Mattern arbeitete zunächst als Schlosser und spezialisierte sich schon früh auf den Bau und die Instandhaltung von Dampfkesseln und -maschinen. Hier war er der erste seines Fachs, der über eine Drehbank verfügte, und er war damit damals seinen Kollegen einen Schritt voraus. Mattern war mit seinen Mitarbeitern überall im südhannoverschen Raum unterwegs – mit Handwagen und Fahrrad – und erweiterte seinen Kunden- und Mitarbeiterkreis stetig. Auch die Wirren des 1. Weltkriegs überstand sein Betrieb – es konnte ohne Unterbrechung mit allerdings reduzierter Mannschaft weitergearbeitet werden.

Nach dem Tod von Johann Mattern im Jahr 1922 übernahm Sohn Johannes das Unternehmen und machte es zu einem weit über den Kreis Northeim hinaus bekannten Fachbetrieb. Dampfanlagen, Wärmetauscher und Rohrsysteme beherrschten die Produktion, aber auch die Kältetechnik rückte ins Blickfeld. Tätigkeiten in den Molkereien der Umgebung ergaben erste technische Kontakte zu Kühlanlagen. lnteresse und Nachfrage wuchsen ständig und 1929 wurde ein Vertretungsvertrag mit einem namhaften Kältemaschinenhersteller geschlossen (Bergedorfer Eisenwerke-Astra), der über 45 Jahre Bestand hatte.

Schwierige Jahre

Der Krieg unterbrach jäh diese Aufwärtsentwicklung. Aber es konnte weitergearbeitet werden, weil die Aufrechterhaltung des Betriebs der Molkereien wichtig war und Fachkräfte hierfür benötigt wurden. Der Neuanfang nach 1945 fand in den alten Betriebsgebäuden in Northeim statt, die bei einem Bombenangriff auf Northeim unversehrt geblieben waren. 1950 trat der Gründerenkel Günther Mattern in die Firma ein und baute mit seinem Vater eine Abteilung für gewerbliche Kältetechnik auf: das Standbein für die Zukunft. Nach dem Tod von Johannes Mattern im Jahr 1965 brachen wirtschaftlich schwierigere Zeiten an. Durch die Teilung Deutschlands fielen viele Kunden im Osten weg und die vielen kleinen Molkereien verschwanden durch die Zentralisierung in der Milchwirtschaft. Günther Mattern war mit seinen Mitarbeitern weiter im Bereich Anlagenbau aktiv, reparierte Haushaltskühlschränke und übernahm einen Haushaltsgerätedienst für die Firma Bosch.

Expansion nach der Wende

1987 übernahmen dann die lngenieure Reiner Bertuleit und Kurt Bökenkröger mit ihrem Unternehmen Kälte-Klima GmbH das Unternehmen. Es hatte zu diesem Zeitpunkt 20 Mitarbeiter und war in zwei Geschäftsbereiche gegliedert: Kälte-Klimatechnik und Anlagenbau. Nach der Übernahme wurden alle Mitarbeiter übernommen und der Werkstatt-, Fahrzeug- und Bürobereich wurde grundlegend aufgerüstet. Die Deutsche Einheit verschaffte dem Unternehmen dann unverhofft viele Aufträge im Osten und auch der Fachkräftemangel konnte durch Mitarbeiter aus den neuen Bundesländern behoben werden. In den ersten fünf Jahren nach der Übernahme konnte der Umsatz vervierfacht werden. Unter der neuen Leitung baute die Firma Mattern den Bereich der Gewerbekälte weiter aus, 1989 wurden die ersten Verbund-Kälteanlagen für Helco-Supermärkte gebaut. Mattern expandierte und bezog 1991 an einem neuen Standort einen neuwertigen Hallenbau mit 700 m² Grundfläche und ein Bürogebäude mit 500 m² Nutzfläche. Die neue Betriebsstätte machte weitere Expansionen möglich, wobei man sich fortan auf die Kälte- und Klimatechnik spezialisierte – der Bereich des Anlagenbaus wurde aufgegeben. 2009 wurde das Gemeinschaftsunternehmen temtec, an der die Kälte-Klima GmbH als Gesellschafter maßgeblich beteiligt ist, mit der weitgehenden Klimatisierung der Lidl-Supermärkte (ca. 2500 Standorte) beauftragt. Hiervon wickelte Kälte-Klima ca. 500 Objekte innerhalb von 18 Monaten ab – viele davon durch Mattern. 2013 war dann ein Erweiterungsbau für die Lager-Kommissionierung (550 m² Bürofläche und 2400 m² Werkstatt- und Lagerfläche) erforderlich. 20 Service- und Montagefahrzeuge müssen für ihre Tageseinsätze vorbereitet werden und das erfordert Platz für die Logistik – positiver Nebeneffekt: Es war nun genügend Platz vorhanden, um die Festlichkeiten zum 120. Firmenjubiläum zu begehen. Heute ist die Firma Mattern mit 44 Mitarbeitern der größte Standort der Kälte-Klima-Gruppe. Das Unternehmen hat seit 1893 ohne jegliche Unterbrechung gearbeitet.