Handwerk und Studium?!

Praxisnahes Studium an der Europäischen Studienakademie ESaK

Kälte-Klima-Fachbetriebe unterliegen dem ständigen Wandel: Generationswechsel, Digitalisierung, technischer Änderungen, EU-Richtlinien oder Fachkräftemangel sind nur einige Themen, die auch das Handwerk betreffen. Was also tun? Einen Lösungsweg bietet die Kooperation mit der Europäischen Studienakademie ESaK.

„Handwerk und Studium?“ – ist das möglich und praktikabel? „Ja“, sagt Niclas Fischer (22). Er ist beim Lohner Kältedienst beschäftigt und gleichzeitig Student des 4. Semesters an der Europäischen Studienakademie in Maintal. „Ich habe 2015 mein Abitur gemacht und wollte danach ein praxisnahes Studium beginnen. Diese Möglichkeit bietet die ESaK. Zwar liegt Lohne ca. 400 km von Maintal entfernt, durch das angegliederte Internat kann ich aber während der Theoriephasen vor Ort wohnen und mich voll auf das Studium konzentrieren“.

Niclas ist ein gutes Beispiel für eine langfristig geplante Unternehmensnachfolge. Denn sein Praxispartner ist gleichzeitig elterlicher Betrieb und startet mit ihm in die dritte Generation. Dass er sich direkt für das Studium und keine Gesellenausbildung entschied, kommt dem Unternehmen mehrfach zugute. Zum einen kann Niclas seinen Wunsch einer akademischen Ausbildung ohne Umwege beschreiten. Zum Zweiten arbeitet er bereits während dieser Zeit mit, übernimmt Studien- und Projektarbeiten und lernt vor allem die Branche und den Markt hautnah kennen. Und zum Dritten bindet er sich langfristig und ganz bewusst. Was außerdem hinzukommt: Ein Abschluss an der ESaK vermittelt Entscheiderwissen und befähigt einen Bachelor-Absolventen zum projektorientierten Arbeiten. Eine Anforderung, die Handwerksbetriebe im Tagesgeschäft erfüllen müssen.

 

Chancen für das Handwerk

Der Lohner Kältedienst ist ein modern geführtes Unternehmen und zählt zu den knapp 3000 Kälte-Klima-Fachbetrieben des Handwerks in Deutschland. Für diese Zielgruppe kam die jährliche Konjunkturumfrage des VDKF (Verband Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe e.V.) im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass bei 95 % der Teilnehmer der Bedarf an Fachkräften weiter steigen wird. Warum in diesem Kontext dann nicht parallel denken und handeln? Denn neben oder in Ergänzung zu handwerklich ausgebildetem Nachwuchs bieten Bachelor der Kälte- oder der Klimasystemtechnik echte Alternativen. Und warum dies eine Chance für das Handwerk ist, ergibt sich aus einem weiteren Ergebnis der Konjunkturumfrage. „Gründe für den Rückgang bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen können … auf eine gestiegene Studienneigung, aber auch auf die zunehmenden Schwierigkeiten der Unternehmen, offene Ausbildungsplätze aufgrund unzureichender Qualifikation zu besetzen, zurückzuführen sein.“ (Quelle: VDKF-Information 7/8 2016; VDKF Kälte-Klima-Konjunktur-Umfrage 2016, Olaf Ledwig; Seite 9ff.) Wenn sich ein Kälte-Klima-Fachbetrieb also den Entwicklungen des Marktes stellt, können ESaK-Studenten dafür die Lösung sein. Und ein drittes Ergebnis der Konjunkturumfrage stützt diesen Ansatz. Denn der technische Anspruch an den Beruf des Mechatronikers für Kältetechnik wird vor dem Hintergrund des „Internet of things“ (Handwerk 4.0) und der Digitalisierung auch den Anspruch an die Ausbildung weiter steigern.

Chancen für qualifizierten Nachwuchs

Dr. Alexander Krimmel ist Leiter der ESaK und erläutert den Ansatz seiner Hochschule. „Beim Werben um ihren Nachwuchs können Handwerksbetriebe bislang wenig erkannte Vorteile nutzen. Denn ein duales Studium ist für qualifizierte Schulabgänger eine Alternative zu einer Berufsausbildung. Wer über die Fachhochschulreife verfügt, kann direkt nach dem Schulabschluss oder auch im Anschluss an die Berufsausbildung an der ESaK studieren und eine Bachelor-Abschluss erreichen.“

Wie so etwas aussehen kann, erzählt Philipp Mack (23), der im zweiten Semester an der ESaK studiert. „Ich habe 2012 mein Abitur gemacht. Nach zwölf Jahren Gymnasium wollte ich aber nicht gleich weiter die Schulbank drücken, sondern erst einmal praktische Erfahrungen sammeln. Über Ferienjobs, die mir mein Vater in seinem Unternehmen vermittelte, kam ich mit der Kältetechnik in Berührung. Bei einer Messe für Berufsstarter stieß ich in Mannheim dann auf die Rütgers GmbH & Co.KG und machte anschließend dort meine Lehre. Da Rütgers zu den Praxispartnern der ESaK gehört, gab es bereits Studenten und durch sie kam ich letztendlich auf die Idee, meiner Lehre gleich noch das Studium anzuhängen.“ Philipp wird seinen Abschluss 2019 machen und hat sich darüber hinaus für weitere drei Jahre an Rütgers gebunden. So kann eine langfristige Personalplanung aussehen. 

Wie wird man Praxispartner?

„Derzeit haben wir rund 140 Praxispartner. Mit rund 90 % ist der überwiegende Teil unserer Studenten und Studentinnen in der Industrie beschäftigt. Dabei teilt sich deren Qualifikation ziemlich genau zur Hälfte in Abiturienten und in Gesellen“, erklärt Dr. Krimmel. Der Praxispartner wählt seine Studenten selbst aus. Während der sechs Praxisphasen muss ein betrieblicher Betreuer den Studenten bzw. die Studentin begleiten. Er ist die Schnittstelle zur Berufsakademie. Formal benötigt der betriebliche Betreuer einen akademischen Grad, was in einem Handwerksbetrieb vielleicht nicht immer gegeben ist. Dann gibt es alternative Möglichkeiten, beispielsweise die Zusammenarbeit mit einem anderen Unternehmen oder einem Planungsbüro. Kann ein Handwerksbetrieb diese Anforderungen nicht erfüllen, so kann die betriebliche Betreuung auch durch einen Ingenieur der ESaK unterstützt werden.

Vor Beginn einer Praxisphase erstellt der betriebliche Betreuer mit dem Studenten einen Plan für die Praxisphasen. Darin werden die Inhalte auf die Theorie hin abgestimmt und der ESaK zur Genehmigung vorgelegt. Zur Orientierung gibt es dafür die „Richtlinien für Praxisphasen und Praxismodule“.  Diese und weitere nützliche Dokumente für interessierte Unternehmen, wie ein Modulhandbuch mit den Studieninhalten, die „Ordnung über die Grundsätze für die Anerkennung von Praxispartnern der ESaK“ oder Vertragsmuster können von der Internetseite www.esak.de heruntergeladen werden. Darüber hinaus bietet die ESaK am 14. September 2017 einen Praxispartnertag, der auch zum Schnuppern genutzt werden kann.

Am Ende zählen Erfahrungen

Worauf es schlussendlich aber immer ankommt, sind Erfahrungen. „Die Mischung aus Theorie und Praxis passt. Dass ich bereits während des Studiums schon Geld verdiene, ist ebenfalls ein schöner Nebeneffekt. Und besonders die Lehrkräfte sind top. Außerdem haben wir einen prima Zusammenhalt in der Klasse, so dass sich jeder auf die Theoriephasen freut.“ Dieses Zwischenfazit zieht Niclas Fischer für sich. Er startet ab August mit seiner Studienarbeit, von der sein Praxispartner profitieren wird. Denn seine Aufgabe betrifft die Umrüstung einer bestehenden R134a-Kälteanlage auf eine alternative Lösung – ein zeitaktuelles Thema. Philipp Mack hingegen hat als Servicetechniker bereits einige Jahre Praxiserfahrung bei der Firma Rütgers gesammelt. Für ihn sind besonders die neuen Einblicke in die Projektierung und das Projektmanagement interessant. Sein Ziel: die Übernahme von Führungsaufgaben. „Und dass ich mich an meinen Praxispartner gebunden habe, ist keine Einschränkung, sondern meine Chance. Denn einige meiner Freunde an anderen Hochschulen wissen noch nicht, wie es nach ihrem Studium weitergeht. Überhaupt sind diese an ihrer Hochschule „nur eine Nummer“. An der ESaK hingegen kennt man sich und der Kontakt zu den Dozenten ist sehr eng. Das halte ich für sehr gut.“

Das Schlusswort gehört Dr. Krimmel: „Wir sind schon stolz darauf, dass jeder unserer bisherigen Absolventen eine Anschlussbeschäftigung bekam. Ein gewichtiges Argument, dass beim Ringen um Nachwuchs und Fachkräfte auch für jeden Kälte-Klima-Fachbetrieb zählt. Denn nicht viele Berufssparten können heute eine 100 %ige Jobgarantie geben“, vermerkt Dr. Krimmel zurecht für ein Studienangebot, an dessen Ende der Abschluss als Bachelor für Kälte- oder Klimasystemtechnik winkt. Und wer selbst einmal mit Dozenten, Studierenden oder Praxispartnern der ESaK gesprochen hat, spürt tatsächlich die große Motivation aller, die sich auf dieses Studium eingelassen haben. Darum gibt es so gut wie keine Studienabbrecher und fast alle erreichen ihr Ziel.

Für Kurzentschlossene

Das nächste ESaK-Semester startet für Neustudenten am 1. Oktober 2017. Praxispartner und StudentInnen, die sich kurzfristig dafür interessieren, haben also noch die Möglichkeit zur Anmeldung. Weitere Infos gibt es unter Tel. 06109/695440 oder per E-Mail . Außerdem lädt die ESaK jeden interessierten Kälte-Klima-Fachbetrieb zum Besuch des nächsten Praxispartnertags am 14. September 2017 ein.

Erfahrungen eines ehemaligen Absolventen

Zu den ersten Studenten, die 2004 das Studium an der ESaK aufnahmen und nach sechs Semestern erfolgreich beendeten, zählt Mathias Neurohr. Heute arbeitet er in verantwortlicher Position beim Kälte-Klima-Fachbetrieb Schechinger Kälteanlagenbau GmbH & Co. KG in Bühl-Vimbuch.

 
Herr Neurohr, Sie waren 2007 einer der ersten Absolventen der ESaK, was damals noch ein Ingenieur-Studiengang war. Was hat Ihnen das Studium auf Ihrem weiteren beruflichen Weg gebracht und wie sah dieser aus?
M. Neurohr: Das Studium vermittelte mir die Grundlagen, um heute detailgenaue Lösungen und Konzepte auszuarbeiten. Als Projektleiter bei meinem Praxispartner Rütgers habe ich Verantwortung in kaufmännischer und technischer Hinsicht übernommen und musste stets für meine Entscheidungen einstehen. Hierbei konnten wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, z.B. dass das Führen und die Begeisterung der am Projekt beteiligten Mitarbeiter maßgeblich zum Gelingen eines Auftrages beiträgt. Die hierbei erlangten Kompetenzen sind für mich in meiner jetzigen Position als Betriebsleiter besonders wertvoll und hilfreich.

 
Heute arbeiten Sie in verantwortlicher Position bei einem Kälte-Klima-Fachbetrieb. Was sind Ihre Aufgaben und welche Erfahrungen der vergangenen Jahre, vielleicht sogar noch aus der Studienzeit, helfen Ihnen dabei?
M. Neurohr: Als Betriebsleiter gilt es den Betrieb immer wieder neu entsprechend den Anforderungen in der Kälte- und Klimatechnik für die Zukunft auszurichten. Hierbei ist nicht nur die technische Ausrichtung entscheidend, sondern auch, dass man die Mitarbeiter für die anstehenden Aufgaben begeistert und motiviert. Aus der Studienzeit konnte ich für Herausforderungen unterschiedlichster Art den Ansatz mitnehmen, dass Problemstellungen und Aufgaben immer aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten sind, bevor irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden.

 
Ihre Einschätzung: Kann ein Bachelor-Studium wie an der ESaK einen Absolventen fit machen, um auch einen Kälte-/Klima-Fachbetrieb bezüglich Zukunftsthemen wie Industrie 4.0, Digitalisierung, Energieeinsparung, richtige Kältemittel- und Systemlösungen oder auch Übernahme eines übergeordneten Projektmanagements langfristig aufzustellen?
M. Neurohr: Industrie 4.0 war zu meiner Studienzeit noch kein feststehender Begriff. Es gab jedoch schon Visionen, was alles durch die Digitalisierung möglich werden kann. Aber ja, ein ESaK-Studium bietet definitiv die Basis, um die Absolventen sowohl für die aktuellen Themen, als auch für Zukunftsthemen fit zu machen.

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