Klimaschutz mit Kältetechnik

Innovative und prämierte Praxisbeispiele

Überall wo gekühlt wird, verbergen sich Energieeinsparpotentiale. Innovative Ansätze, diese zu nutzen, hat unsere Branche viele zu bieten. Am 8. Dezember 2009, dem ersten Tag des Klimagipfels von Kopenhagen, wurden in Berlin im Rahmen der feierlichen Vergabe des „Deutschen Kältepreises“ neun technische Lösungen von Umweltminister Dr. Norbert Röttgen besonders gewürdigt.

Videos über die Sieger des Wettbewerbs:

Eckelmann: 1. Preis Kategorie „Kälteleistungsmanagement-Systeme"

Thermea: 1. Preis „Hocheffiziente Kälteanlagen mit halogenfreien Kältemitteln"

tebeg: 1. Preis „Kategorie Kältemittel-Emissionsverringerung"

Invensor: 3. Preis (Sonderpreis)


Mit dem Preis, den das Bundesumweltministerium in diesem Jahr zum zweiten Mal ausgeschrieben hat, werden vorbildliche Praxisbeispiele mit insgesamt 52 500 € Preisgeldern prämiert. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Fachtagung „Kälte- und Klimatechnik im Kontext der nationalen und internationalen Klimaschutzpolitik“ im Berliner Maritim-Hotel statt.


Wege in die Zukunft | Die Innovationen des diesjährigen Wettbewerbs zeigen Wege in die Zukunft des energieeffizienten Kühlens. Die Branche steht dabei vor bis vor kurzem ungeahnten Möglichkeiten:

Wo gekühlt wird, entsteht auch Wärme. Die­se Abwärme verpufft bislang weitestgehend ungenutzt. Dabei könnte beispielsweise in den 26 000 deutschen Supermärkten mit einer entsprechenden technischen Lösung auf Heizungen komplett verzichtet werden.

Im Jahre 2007 betrug die theoretische Abwärme von etwa 85 Mio. elektrisch angetriebenen Kältemaschinen in Deutschland etwa 300 Mrd. kWh. Im gleichen Jahr betrug der gesamte Wärmebedarf aller beheizten Räume in Deutschland ungefähr 630 Mrd. kWh, also etwas mehr als das Doppelte der Kälte-Abwärme. Gelänge es, auch nur einen Teil dieser Kälte-Abwärme zu nutzen, könnten immense Mengen von fossilen Energieträgern und dadurch auch CO2-Emissionen eingespart werden.

Kühlgeräte eignen sich hervorragend als Energiespeicher. Was zunächst belanglos klingt, könnte eines der größten Probleme der deutschen Energieversorgung lösen. Erneuerbare Energien stehen derzeit und zukünftig nur unregelmäßig zur Verfügung – eine effiziente Nutzung wird nur möglich, wenn sich diese zwischenspeichern lässt. Bereits vorgesehen ist, die Batterien von Elektrofahrzeugen als Energiespeicher zu nutzen. Eine andere Möglichkeit wurde bisher unterschätzt – die Nutzung von Millionen Kältemaschinen. Bei hoher Einspeisung von Wind- und Solarenergie in die Stromnetze wird das Kühlgut um ein bis zwei Grad Celsius tiefer gekühlt. Dadurch können zu Zeiten geringer Einspeisung die Kältemaschinen ausgeschaltet bleiben.

Dies sind nur einige Ansätze, die zeigen, dass gerade die Kälte- und Klimabranche mit intelligenten Lösungsansätzen dazu beitragen kann, die ehrgeizigen Klimaschutzziele zu erreichen – und zwar mit innovativen Techniken. Es wäre daher kontraproduktiv, wenn man von Seiten der Politik die Verwendung halogenierter Kältemittel weiter einschränkt und einseitig auf natürliche Kältemittel setzt – hierdurch würde man sich viele Wege und Lösungsansätze verbauen.


Bundesumweltminister verleiht Förderpreise | Neun Förderpreise des Bundesumweltministeriums wurden von Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen verliehen. In drei Kategorien wurden Innovationen mit jeweils 10 000, 5000 und 2500 Euro prämiert. In seiner Ansprache betonte Dr. Norbert Röttgen, dass die fossile Verbrennung keine Basis mehr für künftigen Wohlstand und Lebensqualität sei. Um den CO2-Ausstoß drastisch zu senken und die globale Erwärmung zu stoppen, sei vor allem die Anwendung von energieeffizienten Lösungen eine der besten Lösungen. „Sie beschreiten in diesem Zusammenhang konkrete Wege und Ihre Leistung ist auch aus volkswirtschaftlicher Sicht für ein exportorientiertes Land wie Deutschland enorm wichtig“, lobte er die Kälte-Preisträger.


Kategorie Kältemittel-Emissionsverringerung | Das Ingenieurbüro tebeg aus Würzburg (www.tebeg.de) erhielt den ersten Preis in der Kategorie „Kältemittel-Emissionsverringerung“.  Ausgezeichnet wurde das internetbasierte Monitoringsystem für Kältemittelleckage „Mobilec“, das mittels Mobiltelefon bedient wird.

Sowohl die Grenzwerte von Leckagen als auch die Dokumentation der eingefüllten und zurückgewonnenen Mengen sind für Betreiber von Kälteanlagen verpflichtend. Die Dokumentation erfolgt häufig in einem manuell geführten Logbuch. Das Ingenieurbüro tebeg, Thomas Bader aus Würzburg, hat mit Unterstützung von Aldi Süd und dem Remscheider Hersteller für Regelungstechnik Wurm, ein internetbasiertes Leckage-Monitoringsystem namens „Mobilec“ entwickelt. Das System zeichnet sich dadurch aus, dass der Servicemitarbeiter mit einer Java-Applikation auf seinem Mobiltelefon Kälteanlagen anlegen kann, und dann die Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten, Dichtheitsprüfungen und Füllmengen an einer Kälteanlage per SMS an einen zentralen Datenserver überträgt. Über eine Internetplattform ist es der Servicefirma und dem Betreiber nun möglich, konsolidiert Auswertungen vorzunehmen. Dadurch werden Grenzwertüberschreitungen und Risikopotentiale einer möglichen Leckage frühzeitig erkannt. Der Discounter Aldi Süd hat dieses System in über 1750 Filialen seit Anfang 2009 im Einsatz.

Der zweite Förderpreis ging an den VDKF (www.vdkf.de) für die „LEC“-Software. Mit der Software können alle erforderlichen Aufzeichnungen, Berichts- und Monitoringvorgaben der deutschen und europäischen Gesetzgebung erledigt werden können. Der Kälte-Klima-Fachbetrieb kann damit jedem Unternehmen, das Kälteanlagen betreibt, eine Komplettlösung seiner Aufzeichnungs- und Meldepflichten, einschließlich Protokollierung der vorgeschriebenen Dichtigkeitsprüfungen bieten. Die VDKF-LEC-Produktfamilie beinhaltet auch eine Version für Betreiber, auf der man einen Direktzugriff verschiedener Fachbetriebe einrichten kann.

Den dritten Preis erhielt die Dresdener Kühlanlagenbau GmbH (www.dka-dresden.de). Die DKA erhielt den Preis für firmeninterne, organisatorische Maßnahmen zur systematischen Senkung von Kältemittel-Emissionen bei Neubau und Service von Kälteanlagen.


Kategorie „Kälteleistungsmanage­ment-Systeme“ | In der Kategorie „Kälteleistungsmanagement-Systeme“ erhielt die Eckelmann AG (www.eckelmann.de) aus Wiesbaden den ersten Preis für das Regelungssystem „E•LDS“, das über die Sys­temgrenzen von Kälteanlagen „hinausdenkt“ und die Integration von Kälte- und Gebäudeleittechnik zu einem durchgängigen Sys­tem ermöglicht. Erst eine übergeordnete Regelungs- und Überwachungsstrategie ermög­licht ein aktives Energiemanagement. „E•LDS“ erfasst kontinuierlich die Daten aller Energieverbraucher und Betriebszustände und schafft damit die Basis für die automatische Optimierung der Kälteanlage und der Gebäudeautomation. Weitere Einsparpotentiale können mit Hilfe moderner PC- und Web-Applikationen identifiziert werden.

Mit dem zweiten Förderpreis wurde die Bock Kältemaschinen GmbH (www.bock.de) ausgezeichnet. Bock erhält den Preis für eine Plug&Play-Lösung, die durch komplexe Leistungs- und Drehzahlregelung von Kältemittelverdichtern eine hohe Energieeinsparung erzielt.

Den dritten Preis gewann die AHT Cooling Systems GmbH aus Österreich (www.aht.at) für eine Baureihe gewerblicher Kühltruhen mit moderner Regelungstechnik. Sie ermöglichen in der Praxis Energieeinsparungen von 40 % und vermeiden die hohen Anfahrströme beim Einschalten der Maschinen.  


Kategorie „Hocheffiziente Kälteanlagen mit halogenfreien Kältemitteln“ | Die Firma Thermea aus Freital (www.thermea.de) erhielt den ersten Preis in der Kategorie „Hocheffiziente Kälteanlagen mit halogenfreien Kältemitteln“ für die „thermea“-Baureihe industrieller Hochtemperatur-Wärmepumpen mit dem natürlichen Kältemittel CO2. Sie ermöglicht eine hohe Energieeffizienz bei hohen Vorlauftemperaturen von 90 °C. Sie werden in den Leistungsbereichen 50 bis 300 kW und 1000 bis 4000 kW Heizleistung angeboten.

Auf den zweiten Platz hat es die Futron GmbH (www.futron.de) geschafft. Die Futron GmbH ist eine 100-%ige Tochtergesellschaft der Weska Kälteanlagen GmbH mit Sitz in Netzschkau. Prämiert wurde eine integrale Supermarkt-Kühl-/Heizanlage mit Propan als Kältemittel, die 35 % Kühlenergie und 100 % Heizenergie einspart.

Der dritte Preis geht an die Berliner Firma Invensor (www.invensor.com) für eine Adsorptionskältemaschine, die Klimakälte von 7 °C aus Abwärme von 45 bis 90 °C erzeugt. Mit der „InvenSor“-Adsorptions-Kältemaschine (AdKM) wird jede Wärmequelle unmittelbar zum Kälteversorger. Abwärme von Motoren, Solaranlagen, Kraftwerken und aus der Industrie werden dort wirtschaftlich interessant, wo Kälte benötigt wird. Diese Erfindung ist in Feldtestversuchen getestet und optimiert worden und ist seit ungefähr einem Jahr auf dem Markt erhältlich.


Organisation der Tagung

Der Wettbewerb und die Fachtagung wurden im Rahmen der Klimaschutzinitiative vom Bundesumweltministerium veranstaltet. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Kälte konzipierte und organisierte die gemeinnützige co2online GmbH die Veranstaltung.

Mehr zur Fachtagung und den Preisträgern unter www.co2online.de/kaelte.




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