Komfort bei extremen Minusgraden

Luft-Wasser-Wärmepumpe spart Energie

Hohe Kosten für eine zentrale Gasheizung und der Wunsch nach einer umweltfreundlichen und energieeffizienten Heizung waren die ausschlaggebenden Gründe für die Besitzer eines Gebäudeensembles in Herford auf eine moderne Wärmepumpenanlage umzusteigen. Im November 2009 installiert, hat sie ihre Bewährungsprobe im harten Winter 2009/2010 erfolgreich absolviert.

Auf einem großen Grundstück im ostwestfälischen Herford wurden bis Herbst 2009 mehrere Gebäude (Baujahr 1994) über einen 75 kW-Gaskessel mit Heizung und Warmwasser versorgt. Es handelt sich dabei um ein Wohngebäude mit einer Fläche von 190 m², ein Wohngebäude mit 220 m² mit einer zusätzlichen Einliegerwohnung mit 80 m², und ein einstöckiges Bürogebäude mit 150 m². Der Gaskessel war in dem kleineren der beiden Wohngebäude untergebracht und lieferte die nötige Energie für Heizung und Warmwasser über unterirdisch verlegte Leitungen in die übrigen Gebäude. Da der Heizkessel auch für die Warmwasserbereitung notwendig war, wurden die ca. 30 m voneinander entfernt stehenden Häuser ständig mit hohen Vorlauftemperaturen versorgt, die die in den Gebäuden stehenden Warmwasserspeicher aufzuheizen hatten. Die vorhandene Kesselregelung kam mit den vielen verschiedenen Temperaturanforderungen der drei unterschiedlich genutzten Gebäude nur schwer klar, so dass der Kessel ständig auf hoher Temperatur lief – hohe Kosten waren die Folge.

 

Entscheidung für Luft-Wasser-Wärmepumpe | Die steigenden Energiepreise der vergangenen Jahre hatten beim Besitzerehepaar Baecker schließlich die Erkenntnis reifen lassen, dass eine neue Heizungsanlage dringend erforderlich sei. Zudem wollten sie mit einer effizienteren und regenerativen Heizlösung auch ihren Teil zum Umweltschutz beitragen. Das Ehepaar informierte sich vorab ausführlich durch eigene Recherchen über mögliche Heizlösungen. Mit der konkreten Vorstellung, eine Luft-Wasser-Wärmepumpe installieren zu wollen (Verwandte hatten damit bereits sehr gute Erfahrungen gemacht), machten sich die Baeckers dann auf die Suche nach einem Handwerksbetrieb mit dem passenden Know-how. Fündig wurden sie direkt vor der Haustür beim Heizungsfachmann Axel Gößling aus Bünde, der seinen Kunden den Einsatz eines „Ecodan“-Wärmepumpensystems von Mitsubishi Electric (www.mitsubishi-electric-aircon.de) mit „Zubadan“-Außeneinheit empfahl.

 

Zusammenarbeit mit SHK-Betrieben | Das System konnte auch deshalb punkten, weil sich das Ehepaar im Vorfeld der Modernisierungsmaßnahme im Rahmen eines Kundentages bei der CCD Weber GmbH (www.ccdweber.de) im nahe gelegenen Enger über die „Ecodan“-Technik informieren und eine Anlage live erleben konnte. Die CCD Weber GmbH hat sich als Kälte-Klimafachbetrieb u.a. auf Wärmepumpentechnik spezialisiert und war einer der allerersten Betriebe in Deutschland, der „Zubadan“-Anlagen einsetzte. Um das Geschäft mit der Wärmepumpentechnik in der Region stärker voranzutreiben, arbeitet CCD Weber eng mit lokalen SHK-Fachbetrieben – wie dem von Axel Gößling – zusammen, für die man den Vertrieb der Geräte, den technischen Support und die Inbetriebnahme anbietet. Regelmäßig stattfindende Infotage für bestehende und künftige Kunden aus der Region, die professionell angekündigt, vorbereitet und vermarktet werden, tragen mit dazu bei, dass Wissen um die Vorteile einer Wärmepumpenanlage zu mehren und weitere Kunden zu gewinnen.

 

Umbau in einer Woche | Im November 2009 fand der Umbau der Heizungsanlage statt, der innerhalb einer Woche komplett abgeschlossen werden konnte. Das größere Gebäude mit der Einliegerwohnung (zusammen 300 m²) sowie das Büro (80 m²) wurden vom bestehenden Gaskesselsystem abgekoppelt und mit zwei Wärmepumpensystemen ausgestattet. Für die 300 m² errechnete Axel Gößling einen Wärmebedarf von 13 kW bei -12 °C für Heizung und Warmwasser. Dieser wird nun durch eine „Zubadan“-Außeneinheit mit 14 kW (plus Notheizstab) abgedeckt. Das Büro wird mit einer weiteren 11 kW-„Zubadan“-Einheit versorgt.

Das dritte Gebäude, in dem nach wie vor der alte Gaskessel steht, wurde 2009 noch nicht auf eine Wärmepumpe umgestellt – dies­ soll in diesem Jahr aber noch erfolgen. Die künftige Nutzung des Gebäudes war zum Zeitpunkt der Umbaumaßnahmen erst noch nicht geklärt und dann wollte bzw. konnte man nicht während der laufenden Heizperiode umstellen.

Da die beiden neu zu versorgenden Gebäude hauptsächlich mit Fußbodenheizung ausgestattet sind und über eine qualitativ hochwertige Dämmung verfügen, war der Wärmepumpeneinsatz besonders leicht möglich. Außerdem konnte im Wohngebäude, in dem ja vorher kein Heizkeller vorhanden war, ein sehr kleiner Kellerraum mit nur 2,5 m² Fläche als Aufstellungsort für die Technik herhalten, in dem nun die Inneneinheit inklusive Warmwasserspeicher mit Wärmetauscher und Regelung untergebracht werden konnte. Die Heizkreisverteilung besteht aus einer Hydraulischen Weiche mit zwei Heizkreisen, von denen einer die Räume mit Fußbodenheizung versorgt und ein zweiter die Radiatoren in den Badezimmern und den Kellerräumen. Beide Heizkreise werden über die „Ecodan“-Regelung gesteuert und sind mit Hocheffizienzpumpen bestückt. Der Radiatorenkreislauf wurde mit voreinstellbaren Ventilen ausgerüstet und hydraulisch abgeglichen. Auch im Bürogebäude musste der Platz für die Wärmepumpentechnik erst „gefunden“ werden. Aber durch die kompakte Technik konnte auch dieses Problem gelöst werden. Die Ausdehnungsgefäße wurden in einem kaum genutzten Büroraum quasi im Regal untergebracht und die Heizkreisverteilung fand ihren etwas ungewöhnlichen Platz in einem mit einer Abdeckung versehenen Versorgungsschacht im Büro.

 

-19 °C Außentemperatur überstanden | Die Bewährungsprobe für das neue Wärmepumpensystem erfolgte umgehend, denn im Winter 2009/2010 musste die Anlage bei extremen Außentemperaturen von bis zu -19 °C ihre Funktionstüchtigkeit unter Beweis stellen. „Wir sind angenehm überrascht“, fasst Besitzer Wilfried Baecker die Erfahrungen der ersten Betriebsmonate zusammen. „Wir hatten bislang einen völlig problemlosen Betrieb. Nur im äußersten Bereich des Hauses erreichten wir zeitweise nicht ganz die gewünschten Temperaturen – hier wird jetzt noch durch neue Regler (mit Durchflussmengeneinstellung) nachgebessert. Und was mich erstaunt hat: Selbst bei -19 °C musste das System den eingebauten Heizstab nicht zuschalten, der ja eigentlich für Temperaturen ab -15 °C vorgesehen ist.“ Neben dem Komfort sind natürlich auch die Kosteneinsparungen von großer Bedeutung – und die können sich sehen lassen: Im Vergleich zum Gas-System wurden die Energiekosten um ca. 70 % reduziert.

Mit einem „Nachteil“ der neuen Wärmepumpenanlage müssen die Besitzer nun allerdings leben: Die alte Heizung hatte durch die hohen Wärmeverluste der unterirdischen Versorgungsleitungen dafür gesorgt, dass im Winter im Hof zwischen den Gebäuden der Schnee schnell wieder abtaute. Jetzt muss geräumt werden.

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