Studien- und Forschungszentrum in Mailand: Fondazione Feltrinelli
Das Projekt im Mailänder Stadtteil Porta Volta begann gegen Ende des Jahres 2008. Mit dem Entwurf des architektonischen Konzepts wurde das Basler Architekturbüro Herzog & De Meuron beauftragt. Es erhielt Unterstützung bei der Ausführung durch die Gesellschaft SD Partners aus Mailand. Daraus hervorgegangen ist ein ausdrucksstarkes Bauwerk aus Stahlbeton und Glas. Es besteht aus zwei Körpern, die in den beiden unterirdischen Stockwerken miteinander verbunden sind und 1/4 bzw. 3/4 des Gesamtvolumens einnehmen. Die Fläche der beiden unterirdischen Geschossebenen beträgt ca. 8.700 m2, während die Fläche oberhalb des Erdreichs insgesamt 13.000 m2 umfasst.
Das Ingenieurbüro Polistudio war verantwortlich für die Planung der mechanischen, elektrischen und Spezialanlagen. Um mehr über das Projekt und die dabei eingesetzten Technologien zu erfahren, hat die KKA den Ingenieur Franco Casalboni, einen der Gründer des Ingenieurbüros Polistudio und verantwortlich für den Bereich Mechanikanlagen, interviewt.
Welche Merkmale zeichnen dieses Projekt aus?
Franco Casalboni: Zunächst mussten wir die im Jahr 2008 gültigen nationalen und regionalen Energiesparverordnungen berücksichtigen. Es versteht sich von selbst, dass bei einem Bau, der hauptsächlich aus Glas und Stahlbeton besteht, die Erfüllung der Energieeffizienzanforderungen eine große Herausforderung darstellt. Diese Aspekte plus die Tatsache, dass der Untergrund Mailands sehr wasserreich ist, haben zu der Entscheidung geführt, Grundwasser-Wärmepumpen einzusetzen, welche ergiebig und vor allem konstant in ihrer Leistung sind, da die Grundwassertemperatur im Verlauf des Jahres nur um 1 oder 2 °C schwankt.
KKA: Wie haben Sie die Anlage entworfen?
Franco Casalboni: Das Gebäude erstreckt sich über die Ost-West-Achse und hat sehr große Nord- und Südfronten, weshalb es an ein und demselben Tag notwendig sein kann, einen Bereich zu heizen und einen anderen zu kühlen. Die Vierrohranlage verfügt über Wärmepumpen, die gleichzeitig warmes Wasser für die Heizung und kaltes Wasser für die Klimaanlage erzeugen können. Die Flüssigkeitsaufbereitungsanlage arbeitet mit wassergekühlten Mehrzweck-Wärmepumpen. Um Belastungsspitzen im Sommer abzufangen, haben wir einen wassergekühlten Kaltwassersatz mit Multi-Scroll-Technologie eingesetzt sowie eine Wärmepumpe für die Erzeugung von Brauchwarmwasser, welche aus dem Kreislauf der Luftaufbereitungseinheiten gespeist wird.
Eine der Vorgaben der Planer waren die Oberflächen aus Sichtbeton, weshalb keine abgehängten Decken in den einzelnen Stockwerken ausgeführt werden konnten. Bei der Auswahl der Endgeräte in den Räumen haben wir uns für im schwimmenden Boden eingebaute Gebläsekonvektoren entschieden und einen Typ ausgewählt, der hinter großen Glasflächen installiert werden kann. Um uns hinsichtlich dieser Planungsentscheidung noch sicherer zu sein, haben wir in Zusammenarbeit mit dem Bauunternehmen bei den Herstellern der gewählten Geräte in Deutschland ein Mock-up entwickelt, für das der Gebäudeteil mit den geneigten Fassadenflächen im Maßstab 1 : 1 nachgebaut wurde. Daran haben wir überprüft, ob die Luftbewegungen, die von den Gebläsekonvektoren erzeugt werden, den Komfort der Gebäudenutzer beeinträchtigen.
KKA: Aus welchem Grund haben Sie sich für Wärmepumpen von Clivet entschieden?
Franco Casalboni: Die Entscheidung bei den Grundwasser-Wärmepumpen, welche in der Heiz- und Klimazentrale installiert wurden, ist sogleich auf Clivet gefallen. Im Laufe der Zeit konnten wir uns von der Qualität der Geräte überzeugen. Die tatsächlichen Leistungen entsprechen zuverlässig den angegebenen Werten und darüber hinaus garantiert der Kundendienst bei Bedarf schnelle Hilfe, auch nach der Fertigstellung.
KKA: Welche Maßnahmen haben Sie getroffen, um höchsten Komfort zu garantieren?
Franco Casalboni: Angesichts der enormen Fensterfronten mit einer Fläche von 10.598 m2 stellte die Sonneneinstrahlung natürlich eines der größten Probleme dar. Auf der gesamten Südseite wurden deshalb Markisen installiert, welche die Glasflächen gegen das Sonnenlicht abschirmen. Dadurch wird eine deutliche Verringerung des Kühlbedarfs und der Energiekosten für die Aufrechterhaltung optimaler klimatischer Bedingungen erzielt. Aufgrund der Größe und Komplexität der Anlage haben wir ein Überwachungssystem integriert, das alle technischen Anlagen des Gebäudes verwaltet.
KKA: Vielen Dank für die technischen Einblicke.