Umweltwärme im Supermarkt

Gaswärmepumpe kühlt, heizt und klimatisiert

Viel Glas, viel Licht, viel Holz – wer in dem oberbayerischen Städtchen Bad Wies­see in dem neu errichteten Edeka-Markt zum Einkaufen geht, dem fällt wohl zuerst die Architektur ins Auge. Dass in dem Geschäft am malerischen Tegernsee nicht nur die Atmosphäre überzeugt, sondern auch das Energiekon­zept, verrät ein Blick hinter die Kulissen: Denn hier setzt Edeka erstmals auf zwei Absorptions-Gaswärmepumpen zum Heizen, Kühlen und Klimatisieren. Bei der Anlagenplanung war auch ein kleiner aber innovativer Energieversorger dabei, der schon eine Reihe anderer Pilotprojekte bei dieser Technik betreut hat: die Tegernseer Erdgasversorgungsgesellschaft (TEG). 

Marktleiter Wolfgang Riedel weiß, was seine Kunden wollen: „Knackiges Obst und Gemüse, mehr Bio im Kühlthekenbereich und hochwertige Convenience-Produkte. “ Dabei weiß er aber auch, was das für ihn bedeutet: „Mehr frische Waren im Angebot bedeuten zugleich einen höheren Kühlbedarf und steigende Energiekos­ten. Daher haben wir bereits bei der Marktplanung für den Neubau im Jahr 2007 nach Alternativen zum konventionellen Niedertemperaturkessel und Kaltwassersatz gesucht.“ Die Lösung waren zwei Erdgas betriebene Gaswärmepumpen des Herstellers Robur, Typ „GAHP-W“, die mit nur einem Aggregat heizen und auch kühlen können. Mit einer Kälteleistung von 2 x 18,5 kW sowie einer Heizleistung von 2 x 39 kW decken sie einen Teil des jährlichen Kältebedarfes von 40 000 kWh und den gesamten Jahreswärmebedarf von 152 000 kWh ab. Der nutzbare Temperaturbereich liegt bei + 65 °C und -12 °C. Entscheidend ist aber die hohe Energieeffizienz der Geräte: Wird gleichzeitig die Wärme etwa für Brauchwasser oder Heizung und die Kälte genutzt, lässt sich eine Effizienz von über 230 % realisieren.


Freies Kühlen plus Wärmepumpen-Energie 1 In den Sommermonaten werden verschiedene Sortimentbereiche im Laden mit kühler Luft versorgt, um die Produkte länger frisch zu halten. Die Klimatisierung erfolgt dabei über Deckenkassetten sowie eine kleine Lüftungsanlage. Gerade die spannende Glasarchitektur macht jedoch im Sommer auch eine Regelung der Temperatur im Verkaufsraum notwendig. „In der heißen Zeit bleibt so die Schokolade in den Regalen knackig und im Winter können die Kunden mit echter Öko-Wärme einkaufen gehen. Gleichzeitig sind die Energiekosten und der CO2-Ausstoß im Vergleich zur Standardtechnik um rund 35 % reduziert.

Weniger Strom und Grundwasser 1 Ein Problem in Bad Wiessee war die recht geringe Brunnenschüttung. Aus diesem Grunde konnte auch keine konventionelle Elektrowärmepumpe, wie zuerst vorgesehen, verwendet werden. Die Gaswärmepumpe erbringt auch mit einer geringen Wassermenge genügend Kühl- oder Heizleistung: Das Erdgas-Modell benötigt nur rund die Hälfte an Brunnenwasser wie eine vergleichbare Elektrowärmepumpe. Da bei Gaswärmepumpen Strom nur für die Nebenaggregate benötigt wird, liegt auch die elektrische Leistungsaufnahme deutlich unter einer Elektrowärmepumpe oder eines Kaltwassersatzes. Zum Vergleich: Statt rund 13 700 kWh Strom benötigt der Markt zum Heizen und Kühlen nur 3500 kWh – teure Stromlastspitzen und ein ganzjährig hoher Stromleistungsbezug werden vermieden.

Gekühlt wird jedoch nicht nur über die Gaswärmepumpe. Rund 80 % des Jahreskältebedarfs, d.h. die Grundlastkälte, wird durch sogenanntes „Freies Kühlen“ mit dem Brunnenwasser gedeckt. Das heißt, rund 8 - 12 °C kaltes Grundwasser fließt an der Gaswärmepumpe vorbei direkt in die Kühlregister. Für die nötige Spitzenkältelast von 8000 kWh/a sorgt die „kalte Seite“ der Gaswärmepumpe.

Öko im Supermarkt 1 Ökologisch und damit energieeffizient geht es hier auch bei Fleischkühlmöbeln und im Tiefkühlbereich zu. Statt Eis und Reif an den Luftkühlern, wie sonst oft üblich, elektrisch abzutauen – und danach die Wärme wieder zu „vernichten“ – übernimmt hier Heißgas diese Aufgabe. Der Kältekreislauf der Gaswärmepumpe wird umgekehrt und heißes Kältemittel über ein separates Leitungssys­tem in den Verdampfer des Kühlmöbels geleitet. Der Vorteil: Unnötige Stromspitzen werden vermieden und die Abwärme wird sinnvoll genutzt.  

Geringere Energiekosten 1 „Jeden Prozentpunkt, den wir beim Energieverbrauch einsparen können, müssen wir nicht verdienen“, kommentiert Klaus-Dieter Wessely, Leiter Bau- und Ausstattungswesen bei Edeka-Südbayern (www.edeka.de), die Entscheidung aus ökonomischer Sicht. Eine schlüssige Kalkulation für viele Märkte, in denen die Marge mit der spitzen Feder gerechnet wird. Im Vergleich zu Standardkomponenten mit Niedertemperaturkessel und Kaltwassersatz lagen die Investitionskosten für die Gaswärmepumpenlösung zwar um rund 27 000 € höher. Mit Blick auf die 35 % Einsparpotential liegt die Bilanz der Gaswärmepumpen-Variante bei den Energiekosten deutlich im grünen Bereich: „Gegenüber der Brennwertvariante rechnen wir mit einer höheren Amortisationszeit von etwa 5 Jahren, gegenüber der Stromwärmepumpe von rund 3 Jahren. Das sind Zeiträume mit denen wir sehr gut leben können“, so Wessely weiter.

Konzept mit Potential 1 Wie erfolgreich das Pilot-Projekt gelaufen ist, zeigen die weiteren Pläne. „Nachhaltigkeit bei der Energieversorgung mit Gaswärmepumpentechnik – nach diesen Vorgaben haben wir zwei weitere Märkte für das Unternehmen in Bayern und Baden-Württemberg geplant“, freut sich Hans-Dieter Strambach, Geschäftsführer der Fubosol-Haustechnik GmbH, der für die Planung und Umsetzung in Bad Wiessee verantwortlich war.

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