Wichtige Branchenthemen im Fokus

DKV-Tagung in Dresden

Vor 25 Jahren wurde der DKV-Bezirksverein in Sachsen gegründet. Passend zum Jubiläum veranstaltete der Deutsche Kälte- und Klimatechnische Verein (DKV) 2015 seine Jahrestagung in Dresden. Die Tagung stand ganz im Zeichen der aktuellen wichtigen Branchenthemen wie Kältemittel und Rechenzen­trumskühlung. Wichtigste Peronalie: Die Geschicke des DKV werden künftig von Prof. Ullrich Hesse als neuem Vorsitzenden geleitet.

Bereits 2006 hatte der DKV seine Tagung im Kongresszentrum nahe des Maritim Hotels in Dresden veranstaltet – 2015 lockte neben dem Tagungsprogramm erneut die Residenzstadt August des Starken mit seinen touristischen Highlights. Aber Dresden hat auch in Bezug auf die Kältetechnik einiges zu bieten. Viele Hersteller und Anlagenbauer aus unserer Branche und auch mehrere Lehr- und Forschungseinrichtungen sind in der Region beheimatet. Zum Teil konnten diese im Rahmen der technischen Besichtigungen der DKV-Tagung besucht werden. So standen die Labore für Kälte-, Kryo- und Kompressorentechnik der TU Dresden, das CO2-Versuchsfeld der Fa. Compact Kältetechnik, das ILK Dresden, die thermofin GmbH in Heinsdorfergrund und – etwas weniger kältelastig – der Mathematisch-physikalische Salon im Dresdner Zwinger auf dem Programm.

DKV-Mitgliederversammlung

Am Vortag der Fachtagung fand traditionsgemäß die DKV-Mitgliederversammlung statt, die mit knapp 100 Stimmberechtigten recht gut besucht war. Besondere Highlights gibt es allerdings nicht zu berichten und größere Diskussionen zu Branchenthemen kamen ebenfalls nicht auf. Tatsächlich gab es während der gesamten zweistündigen Versammlung nicht eine einzige Wortmeldung. Aber mitunter ist es ja auch ganz gut, wenn die Arbeit in einem Verein so reibungslos läuft, dass keine hitzigen Debatten erforderlich sind. Die wichtigsten Punkte der Versammlung in Kürze:

Zur Vision 2020 gab von Josef Osthues, DKV-Vorsitzender, ein Zwischenfazit: Nach zwei Jahren mit gutem Mitgliederzuwachs kam dieser von 2014 auf 2015 etwas ins Stocken. Das Ziel von +7 % wurde mit +0,3 % deutlich unterschritten – andere Vereine haben aber eher mit Rückgängen zu kämpfen. Das Ziel, dass der DKV stärker von der Politik wahrgenommen werden soll, wurde durch den Versand von speziellen Newslettern für politische Entscheidungsträger weiter vorangetrieben. Ob Newsletter aber tatsächlich in der heutigen Mailflut von Politikern wahrgenommen werden, steht auf einem anderen Blatt. Weitere Punkte der Vision 2020 wie Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit und Steigerung der zusätzlichen Einnahmen seien in Arbeit, der Status quo blieb jedoch vage.

Die Finanzlage ist und bleibt stabil, die Ausgaben entsprechen in aller Regel den Einnahmen. Dies gilt jedoch nicht für die Kältetagung 2014 in Düsseldorf, die ein deutliches Minus eingefahren hat. Die NRW-Landeshauptstadt war wohl ein (zu) teures Pflaster. Trotz der entspannten Finanzlage wurde einstimmig eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge beschlossen (90 statt 80 € für Vollmitglieder).

Es fanden Wahlen zum Vorstand statt. Neuer DKV-Vorsitzender ist Prof.  Ullrich Hesse, TU Dresden, neuer stellvertretender Vorsitzender Dr. Holger Neumann, Bereichsleiter Kryotechnik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT); neuer Leiter der Arbeitsabteilung AA I (Kryotechnik) wird Dr. Christoph Haberstroh, TU Dresden; Rainer Brinkmann (Johnson Controls) leitet künftig die Arbeitsabteilung AA II.2 (Komponenten); Prof. Klaus Spindler (Uni Stuttgart) wurde als Leiter der AA II.1 (Grundlagen) wiedergewählt.

Die Obleute der Arbeitsabteilungen gaben Einblicke in aktuelle Themenfelder ihrer Fachgebiete und der Sprecher der Bezirksvereine, Jörn Schwarz, berichtete von den vielen Aktivitäten in den Regionen. Die Anzahl der Veranstaltungen (103) und der Teilnehmer (2414) sind im vergangenen Jahr beide gestiegen, wobei auch der Anteil der Nicht-DKV-Mitglieder zugenommen hat.

Informationen von und für den Nachwuchs

Der DKV versucht seit Jahren bereits intensiv den studentischen Nachwuchs für eine Mitgliedschaft zu gewinnen. Studenten können daher zunächst kostenfrei Mitglied werden, um sie später dann im Berufsleben leichter für eine Vollmitgliedschaft begeistern zu können – bei immerhin rund 40 % der Studenten ist dies in der Vergangenheit gelungen. An mehreren Hochschulen haben sich Studentengruppen etabliert und die jungen Kältefachleute setzen auch spannende Akzente im Tagungsprogramm. Im Rahmen der DKV-Tagung organsierten Prof. Steffen Grohmann vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Prof. Sylvia Schädlich die Veranstaltung „Studenten für Studenten“. Ein Vortrag mit Bewerbertipps und zwölf Fachvorträge lockten mehr als 100 interessierte Teilnehmer ins Auditorium. Zum zweiten Mal wurden dabei die besten Vorträge im Rahmen der Mitgliederversammlung und des Festabends prämiert. Ein weiterer Baustein der Nachwuchsförderung durch den DKV während der Tagung ist die Informationsbörse für Studenten, auf der sich potentielle Arbeitgeber aus der Branche präsentierten. Letzter Baustein in diesem Zusammenhang ist der DKV-Studienpreis, der in Dresden an Chris Fattroth (ESaK) für seine Bachelorarbeit zum Thema „Untersuchung der Einsatzgrenzen eines Tiefkälte-Umwälzthermostaten“ ging.

Beeindruckendes Tagungsprogramm

Mit 114 Vorträgen in den fünf Arbeitsabteilungen zeigte die DKV-Tagung wieder einmal, dass sie sich mit Fug und Recht zu den weltweit bedeutendsten Tagungen der Kälte- und Klimabranche zählen darf, was auch von den 709 Teilnehmern – davon 56 aus dem Ausland – entsprechend gewürdigt wurde. Das Tagungsprogramm behandelte die gesamte Palette der Kälte-, Klima-, Kryo- und Wärmepumpentechnik. Vor allem die Vorträge zum Thema Kältemittel stießen beim Publikum auf großes Interesse. Der Vortragsraum platzte dabei aus allen Nähten und viele Zuhörer mussten stehen oder drehten gleich enttäuscht in der Tür wieder um, weil sie keinen Platz fanden. Nach den Erfahrungen des letzten Jahres hätte man das beim DKV voraussehen können und man wäre gut beraten, wenn man für solche Highlight-Vorträge künftig einen größeren Saal wählen würde – auch wenn dies bei den vielen parallel laufenden Vorträgen eine organisatorische Herausforderung ist. Aber Themen wie die Kältemittelsituation machen halt vor den inhaltlichen Grenzen der einzelnen Arbeitsabteilungen nicht Halt, sondern sind übergreifend zu betrachten.

Highlights des Tagungsprogramms waren wir nahezu jedes Jahr die beiden Festvorträge vor großem Plenum. Jana Moczarski vom Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig informierte über ein spannendes Anwendungsfeld der Kältetechnik: die Nutzung der Gefriertrocknung bei der Restaurierung von Büchern. Das Thema hatte durch den Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar und den Einsturz des Kölner Stadtarchivs – jeweils mit vielen durch Wasser geschädigten Büchern – an trauriger Bedeutung gewonnen.

Hannes Schwaderer, Mitglied der Geschäftsleitung der Intel Deutschland GmbH, berichtete in seinem Vortrag „Internet der Dinge“ von den künftigen Herausforderungen für die IT-Branche, aber auch von denen, die sich durch die neuen technischen Möglichkeiten für alle Wirtschaftszweige ergeben werden. Wir befinden uns hier in einem strategischen Wendepunkt, denn zukünftig werden auch Dinge Daten produzieren, die man heutzutage noch nicht mit dem Internet in Verbindung bringt, wie Brillen, Straßenlampen usw.

Und mit dem Internet der Dinge wächst auch der Bedarf an Rechenzentren – verbunden mit einer steigenden Bedeutung der entsprechenden Kühlung. Mit der zusätzlich ins Programm aufgenommenen  Sonderveranstaltung „Energieeffiziente Klimatisierung in Rechenzentren“ wurde daher ein besonderer Schwerpunkt in der Arbeitsabteilung Klimatechnik gesetzt. Die Moderation übernahm Prof. Sylvia Schädlich von der Hochschule Ruhr-West, Institut ESEW, in Bottrop. Referenten berichteten in zehn Vorträgen aus den Bereichen Normung, Forschung, Produktentwicklung und praktische Anwendung – ein wichtiges Thema, das hoffentlich auch bei der DKV-Tagung 2016 erneut aufgegriffen wird.

Die nächste DKV-Tagung schon einmal für alle zum Vormerken: 16.-18. November 2016 in Kassel.

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