ASERCOM: Stellungnahme zur Überarbeitung der F-Gase-Verordnung

Zur Überarbeitung der F-Gase-Verordnung nimmt der Verband der Verdichterhersteller ASERCOM (www.asercom.org) wie folgt Stellung:

"ASERCOM begrüßt und unterstützt das Ziel der Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen.
Trotzdem betont ASERCOM die Notwendigkeit, einen ganzheitlichen Ansatz für die Bewertung geeigneter Kältemittel-Alternativen anzuwenden. Direktes Treibhaus-Potential (Global Warming Potential (GWP)) von Kältemitteln ist ein wichtiges Kriterium, aber Aspekte der Sicherheit, Produkthaftung, Energieeffizienz und des gesamten Lebenszyklus müssen ebenso berücksichtigt werden.  
Die Überarbeitung der F-Gase-Verordnung ist ein fortlaufender Prozess. Eines der erklärten Ziele der Überarbeitung ist die Beendigung der Verwendung von Kältemitteln mit hohem GWP, die auch R-404A und R-507 aufgrund ihres hohen GWP von weit über 2500 betreffen. Dies wurde als Grenzwert im aktuellen Vorschlag für die Überarbeitung der F-Gase-Verordnung definiert.
 
Heute vorgeschlagene Alternativen für R-404A und R-507 in gewerblichen Kälteanlagen beinhalten HFKWs mit GWP unter 2500 sowie CO2, HFOs und Kohlenwasserstoffe als Kältemittel. Jedes dieser alternativen Kältemittel hat seine eigenen Stärken in bestimmten Bereichen, aber keines von ihnen kann als universeller Ersatz von R-404A in allen Anwendungen betrachtet werden.
 
Wegen einiger spezifischer Besonderheiten der meisten potentiellen Alternativkältemittel können diese nur in speziell dafür ausgeführten Anlagen verwendet werden. Umrüstungen sind besonders stark eingeschränkt. Darüber hinaus erfordert die Wartung eine spezielle Ausbildung und Fähigkeiten in Bezug auf Handhabung und Sicherheitsbestimmungen, die im Allgemeinen nur dann sichergestellt werden können, wenn der Branche ausreichend Zeit für eine entsprechende Anpassung gegeben wird.  
Verbote können nachteilige Auswirkungen darauf haben, die Reduktionsziele zu erreichen. Die Märkte könnten zu Lösungen gezwungen werden, welche die direkten Emissionen reduzieren, aber zu höheren  indirekten CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung führen.
 
In dieser Hinsicht wendet sich ASERCOM gegen weitere Verbote zusätzlich zu dem aktuellen Vorschlag für Kältemittel mit einem GWP über 2500 für die stationäre Kältetechnik und begrüßt die Öko-Design-Ausrichtung, die Teil des Vorschlags der EU-Kommission ist, jedoch im Umweltausschuss des EU-Parlaments nicht berücksichtigt wurde.
 
Ein Phase-down-Szenario (stufenweiser Ausstieg) für HFKWs wird die Bedürfnisse des Ersatz- und Service-Geschäfts besser berücksichtigen. Um das ehrgeizige Ziel zur Verringerung der Treibhausgasemissionen zu erreichen, unterstützt ASERCOM in hohem Maße die Verwendung von „Low GWP“ (niedrig GWP)-Alternativen, die bereits sinnvoll und mindestens das gleiche Maß an Sicherheit, Zuverlässigkeit und Energieeffizienz wie derzeitige Kältemittel mit hohem GWP aufweisen.
 
Ein so aggressives Verbot bezüglich der Wartung von Anlagen wie im Vorschlag der EU-Kommission und im Bericht des Umweltausschusses umrissen, wird zu Stress im Markt und auch unter Berücksichtigung der gesamten Lebenszyklus-Aspekten zu negativen Auswirkungen hinsichtlich Emissionen führen. Der Markt fühlt sich entweder zu Technologien gedrängt, die noch nicht ausgereift sind, oder sieht sich gezwungen, Systeme nach extrem kurzen Lebenszyklen zu ersetzen. Beides birgt die Gefahr von zunehmenden anstatt abnehmenden Emissionen im Gegensatz zu einem adäquat angelegten Phase-Down (stufenweiser Ausstieg). HFOs und deren Gemische können in Zukunft zu praktikablen Optionen werden. Solange jedoch die Bedingungen der unbegrenzten HFO-Verfügbarkeit auf dem Markt, die Umsetzung in die europäische Normung und der weit verbreiteten Verfügbarkeit von voll qualifizierten Komponenten nicht gegeben sind, können diese Kältemittel nicht als Basis für Verbote oder Phase Down-Szenarien zugrunde gelegt werden."

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