FGK

11. Klimatag und Mitgliederversammlung

„Was ist smart?“ lautete die Einstiegsfrage zum 11. Klimatag des Fachverbandes Gebäude-Klima e.V. (FGK), der traditionsgemäß am Vortrag zur Mitgliederversammlung stattfand. Über 100 Fachleute aus der TGA-Branche waren der Einladung nach Köln gefolgt, um sich über das Thema „Smart Building und Raumlufttechnik – Wohin geht die Reise?“ auszutauschen.

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Pfeiffenberger, als scheidender Vorstandsvorsitzender des FGK, führte gekonnt in das Thema ein und machte deutlich, dass die Markterwartungen bezüglich „smarter“ Technologien, je nach Marktforschungsinstitut, von einem schwachen Wachstum in den nächsten Jahren bis zu einer Marktexplosion um das 100fache streuen. Wohin die Reise daher geht, konnte auf dem 11. Klimatag zwar nicht geklärt werden, dafür gaben die zahlreichen hochkarätigen Vorträge einen tiefen Einblick in die Entwicklungsarbeiten der Klimabranche.

Prof. Dr-Ing. Uwe Franzke, ILK gGmbH, erläuterte den Begriff „smart“ im Kontext der Behaglichkeit und geht davon aus, dass sich durch veränderte Arbeitszeiten und sich an die Arbeitssituation anpassende Arbeitsräume (z.B. aus einem Besprechungsraum wird ein Projektraum, ein Ruheraum oder ein Büroraum) in vielen Räumen keine dauerhaft stationären Zustände mehr gegeben seien. Behaglichkeit muss demnach künftig individualisiert geregelt und bereitgestellt werden können. In der EN 16798-1 seien solche personifizierten Systeme bereits vorgedacht. Eine Voraussetzung, damit ein auf den Nutzer individuell angepasstes Raumklima geschaffen werden kann, seien „smarte“ Luftdurchlässe.

„Mit 5G in der Kommunikationstechnik wird die Maschinen-zu-Maschinen-Kommunikation sich rasch verbreiten. Diese ist auch für die TGA nutzbar“, erklärte Prof. Dr.-Ing. Dirk Müller, RWTH Aachen, EON Energy Research Center. Dies bietet sich insbesondere bei Quartierslösungen an. Durch die lokale Vernetzung werden dabei allerdings auch dezentrale Systeme deutlich komplexer. Er plädierte daher dafür, Maßnahmenpakete aus Bauphysik und Anlagentechnik für ein Gebäude spezifisch zusammenzustellen.

Kritisch und innovativ zugleich zeigte sich Dr. Frank Voßloh, Viessmann, indem er wichtige Fragen für die TGA-Branche aufzeigte: „Was sind die richtigen Schnittstellen? Was müssen wir tun, dass die TGA-Daten noch bei uns landen? Wie können wir dafür sorgen, dass auch im Rahmen der Connectivity die zur Auswertung notwendigen Gebäudedaten bei den Fachleuten bleiben?“ Die Fragen ließ er Joeri Meurisse, Mitgründer des von Viessmann unterstützten Berliner Start-up-Unternehmens Snuk, einer Infrastrukturplattform für smarte Gebäude, beantworten. Dieser zeigte mit dem jugendlichen Elan der Generation Z Lösungen auf und erklärte, wie mit Snuk-Geräten künftig in jedem Raum und den Daten in der Cloud per Bluetooth und Wifi, Anwendung, Wartung und Applikationen im Gebäude gesteuert werden können.

Auch in den weiteren Redebeiträgen wurde deutlich, dass „smarte“ Technologien ein wichtiges Standbein für die künftige Raumlufttechnik sind. Diese reichten von Lösungen für den Wohnungsbau, über Aspekte der Förder- und Energiepolitik, die Gebäudeautomation und Anwendungen in RLT-Geräte bis hin zur Schnittstellendiskussion für das „Smart Building“.

Dass gerade aus dem politischen Europa Anforderungen an die „Smartness“ in Gebäuden und der TGA kommen, wird bei der derzeitigen Überarbeitung der EU-Gebäuderichtlinienverordnung (Energy Performance of Buildings Directive) deutlich. Es soll ein „Smartness Indicator“ eingeführt werden, der Gebäudenutzern über die gebäudetechnischen Systeme informieren und so zu einer effizienteren Nutzung beitragen soll. Claus Händel, technischer Referent des FGK, geht davon aus, dass „Smartness-Indikatoren“ mit der Neufassung der EPBD, voraussichtlich 2018, eingeführt werden und damit verbindlich für alle EU-Mitgliedstaaten sein werden. Konkret wünscht sich Claus Händel diesbezüglich folgende Berücksichtigung:

„Smartness“ in der Lüftung: Raumluftqualität, Zugfreiheit, Filterung, bedarfsgerecht,

„Smartness“ in der Klimatechnik: Thermische Behaglichkeit, Be- und Entfeuchtung.

Der Klimatag des FGK war einmal mehr eine fachlich sehr vielseitige Veranstaltung, die nicht nur erläuterte, was „Smartness“ im Gebäude der Zukunft bedeuten kann, sondern auch fachliche Anregungen dazu lieferte, in welche Richtung sich die Energiewende in Form einer „Gebäudewende“ entwickeln kann.

Entscheidungen auf der Mitgliederversammlung

Kontinuität ist heutzutage ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Branche. Mit dem Stabwechsel von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Pfeiffenberger zu Prof. Dr.-Ing. Christoph Kaup als neuem Vorstandsvorsitzenden wird diese gewährleistet. Erfahrung und neue Impulse können sich so ergänzen. Prof. Dr.-Ing. Christoph Kaup, der bereits seit Jahren im Vorstand aktiv ist, kann sich bei seiner Arbeit auf das kompetente Team der Geschäftsstelle stützen, das im Laufe der Mitgliederversammlung mehrfach lobend hervorgehoben wurde. Der scheidende Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Ulrich Pfeiffenberger, der dem FGK seit seiner Gründung vor 47 Jahren angehört und 20 Jahre lang Mitglied im Vorstand, davon 15 Jahre als Vorstandsvorsitzender, wurde mit Standing Ovations aus seinem Amt verabschiedet.
Neu im Vorstand sind Udo Jung, Geschäftsführer der Trox GmbH, und Prof. Dr.-Ing. Ulrich Eser, Hochschule Esslingen. Als stellvertretender Vorsitzender bleibt Karl Walter Schuster, BTGA, weiterhin im Amt. In ihrem Vorstandsamt wurden außerdem Martin Greis, Viessmann Werke GmbH & Co. KG, und Marc Oliver Stulz, Stulz GmbH, in ihren Vorstandsämtern bestätigt. Neben Prof. Dr.-Ing. Pfeiffenberger schied auch Robert Baumeister, RLT-Herstellerverband, aus dem Vorstand aus.
In seinem Bericht zum vergangenen Geschäftsjahr zeichnete Geschäftsführer Günther Mertz ein durchweg positives Bild der Verbandsarbeit. „Die enorme Mitarbeit der Mitglieder in den Fachgremien ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal des FGK“, sagte Günther Mertz. Dies unterstrichen die neun Berichte der Arbeitsgruppenvorsitzenden eindrücklich. Ein weiterer positiver Aspekt sind die mit Leben gefüllten Schnittstellen in der Verbändearbeit. So bietet die TGA-Repräsentanz in Berlin im Verbund von FGK, BDH, BTGA und RLT-Herstellerverband die Möglichkeit des Dialogs zu anderen Verbänden und zur Politik.

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