Das Emerson-Werk in Mikulov, Tschechien

Ein technologiegetriebenes Unternehmen

Das Emerson Climate Technologies-Werk in Mikulov, Tschechien

Die Firma Emerson Climate Technologies mit ihren Marken Copeland, Alco Controls, Vilter oder auch Dixell ist sicher allen Kälteanlagenbauern ein Begriff. Bislang informierte das Unternehmen seine Kunden zwar ausführlich über die eigenen Produkte und Systeme, gewährte aber kaum Einblicke hinter die Werksmauern oder in die eigene Firmenstrategie. Die KKA hatte bei einem Werksbesuch im tschechischen Mikulov die Gelegenheit zu einem exklusiven Blick hinter die Kulissen.

Die Firma Emerson, mit Hauptsitz in St. Louis, USA, ist ein weltweit agierender Konzern. Mit den Geschäftsbereichen Network Power, Process Management, Industrial Automation, Climate Technologies und Emerson Commercial & Residential Solutions erzielte das Unternehmen 2012 einen Umsatz von 24,4 Mrd. US$. Emerson Climate Technologies ist ein Teilbereich der Gruppe und aktiv in den Bereichen Lüftung, Kälte-, Klima- und Heiztechnik für Privathaushalte sowie industrielle und gewerbliche Anwendungen. Der Konzernbereich trägt mit etwa 15 % zum Gesamtumsatz bei. Zu Emerson Climate Technologies gehören u.a. die Marken Copeland, Alco Controls, Vilter oder Dixell. Das Angebot umfasst ein umfangreiches Sortiment von Scroll-, Hubkolben- und Einschraubenverdichtern. Zusätzlich werden nahezu alle weiteren Komponenten des Kältekreislaufs angeboten. Um das Zusammenspiel dieser Komponenten zu gewährleisten, runden Elektroniklösungen zur Regelung, Überwachung und für den Service das Programm ab.

Neben dem asiatischen Markt hat Europa eine große Bedeutung für Emerson. Allein in Europa erzielte Emerson Climate einen Umsatz von rund 350 Mio. €. Die Zentrale von Emerson Climate Technologies Europe befindet sich in Aachen, die fünf Werke in Belgien, Italien, Nordirland und in der Tschechischen Republik bilden die Basis. Emerson Climate Technologies unterhält Entwicklungszentren in Welkenraedt (Belgien), Waiblingen, Belluno (Italien) und Mikulov (Tschechische Republik). Die KKA hatte die Gelegenheit das Copeland-Werk und das Entwicklungszentrum in Mikulov zu besuchen und erhielt dabei tiefe Einblicke in die Fertigungsqualität, die Testeinrichtungen sowie die neuesten Produktentwicklungen des Hauses.

Hohe Investitionen am Standort Mikulov

Das Werk in Mikulov wurde 2006 gegründet. Mikulov ist ein kleiner Ort direkt an der österreichisch-tschechischen Grenze mit ca. 7500 Einwohnern. 240 Mitarbeiter sind dort mittlerweile bei Emerson beschäftigt, wo pro Jahr bis zu 200 000 Verdichter und 80 000 Verflüssigungssätze gebaut werden können. Die Mitarbeiter stehen für Jean-Claude Wetzels, in Mikulov und bis auf Italien auch an allen anderen europäischen Produktions­standorten verantwortlich für Produktion und Logistik, besonders im Fokus. Durch intensive Trainingsprogramme werden alle Mitarbeiter auf dem neuesten Stand der Technik gehalten, um die hohen eigenen Ansprüche an die Qualität der Emerson-Produkte gewährleisten zu können. 85 Trainings- und Weiterbildungsstunden muss jeder Mitarbeiter pro Jahr absolvieren. So gibt es z.B. regelmäßige und intensive Schulungen für alle Mitarbeiter, die mit Lötvorgängen beschäftigt sind. Die Investitionen in die fachliche Qualität und die Motivation der Mitarbeiter zahlt sich aus: Die Lieferzeiten wurden deutlich verbessert. 96 % der bestellten Verdichter und Verfluessigungsätze werden nach exakten Kundenwunschtermin ausgeliefert.

Und durch die vielfältigen Kontrollen und Prüfstellen während der Produktion habe man auch die Fehlerquote der Produkte nach unten drücken können. So werden z.B. alle Kompressoren mit einem Heliumtest auf Dichtheit geprüft und natürlich durchläuft jeder Verdichter, jeder ZX-Verflüssigungssatz sowie jedes RMH-Modul vor der Auslieferung einen kompletten Funktionstest. Aber auch die logistischen Abläufe im Werk wurden so optimiert, dass nicht nur ein schnellerer und effektiverer Produktionsablauf gewährleistet wird, sondern auch mögliche Fehlerquellen ausgemerzt werden. Ein Beispiel: Bei der Zusammenstellung der Komponenten für einen kundenspezifischen Auftrag werden die Mitarbeiter durch ein LED-System unterstützt, dass ihnen durch Leuchtzeichen anzeigt, in welchen Kisten und Regalen sie die erforderlichen Teile finden. Die versehentliche Verwendung falscher Komponenten wird so vermieden. Ein weiteres Beispiel: Im Bereich des Kleinteilelagers befinden sich die Kisten mit Schrauben, Dichtungsringen etc. in einem Regal mit einem Waagensystem. Wird die Kiste zu leicht, werden automatisch Kleinteile beim Lieferanten geordert. Auch solche Schritte haben zu den verbesserten Lieferzeiten beitragen können.

Positiver Nebeneffekt der hohen Sorgfalt bei Schulungen und in der Produktion: Gut geschulte Mitarbeiter verursachen auch keine Betriebsunfälle – seit zwei Jahren schon hat es im gesamten Werk keinen einzigen Unfall gegeben. 

Simulation vieler Anwendungen

Neben den Fähigkeiten der Mitarbeiter legt Emerson Climate Technologies in Mikulov auch großen Wert auf eine ausgefeilte Technik in Entwicklung, Produktion und in den Laboren. Vor drei Jahren startete der Aufbau neuer Testeinrichtungen, mit denen integrierbare Lösungen für Kunden entwickelt und getestet werden können. Bis zu diesem Zeitpunkt stand vor allem die reine Verdichterentwicklung im Mittelpunkt.

Das neue Anwendungslabor und das Entwicklungszentrum in Mikulov sind zukunftsweisend. Zu Verfügung stehen eine Ganzjahresklimakammer, ein virtueller Supermarkt sowie Teststände für Wärmepumpen. In der Klimakammer können Funktionsprüfungen sowie Spezialtests an Verflüssigungssätzen und Wärmepumpenmodulen durchgeführt werden. Reale Umgebungsbedingungen mit Temperaturen von -25 bis +60 °C sowie eine relative Luftfeuchtigkeit von 90 % sind simulierbar, ganz nach den Anforderungen des Kunden. Durch diese betriebsnahen Simulationen können Funktion, Zuverlässigkeit und Leistung des Gesamtsystems – nicht nur der einzelnen Komponenten – verifiziert werden. Anwendungen können simuliert und live getestet werden. Großen Wert legt man dabei neben der Effizienzsteigerung vor allem auf die Bereiche Geräusch- und Vibrationsreduzierung.

Im Supermarkt kann der komplette Kältekreislauf getestet werden. Dafür steht ein vereinfachtes Test-Szenario mit Kühlmöbeln und Kühlräumen, vergleichbar mit den Bedingungen im Lebensmitteleinzelhandel, zu Verfügung. Im Supermarkt ist das Verhalten des Kältesystems optimal nachvollziehbar, ebenso das Ölmanagement, die Regellogik oder die Kommunikation zwischen Verdichter und Controller. Außerdem werden dort die eigenen Produkte der Marken Alco und Dixell qualifiziert. Neben den Untersuchungen und Tests dient der Supermarkt auch zu Demonstrations- und Schulungszwecken für Kunden und weitere Marktpartner im Bereich Kältetechnik. Mit den Wärmepumpenprüfständen sind Untersuchungen zu Funktion, Leistung und Zuverlässigkeit von im Markt verfügbaren Wärmepumpen und des neuen Wärmepumpenmoduls (RMH) von Emerson Climate Technologies durchführbar.

Seit Eröffnung der neuen Laboreinrichtungen in Mikulov wurden zahlreiche Testprojekte durchgeführt. Beispiele dafür sind die Optimierung bedarfsorientierter Kühlung, passives und aktives Ölmanagement, verschiedene Schemata zur Leistungsmodulation mit dem digitalen Halbhermetikverdichter „Stream“ oder das Abtauverhalten bei Wärmepumpen. Damit können die Bedürfnisse der Kunden noch besser nachvollzogen und in Lösungen übertragen werden.

Think global but act local

Dr. Norbert Kämmer, Vice President Engineering bei Emerson Climate Technologies, berichtete in Mikulov über neueste Trends und Entwicklungen. Er bezeichnete Emerson als ein „technologiegetriebenes Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, dass mindestens 40 % der verkauften Produkte nicht älter als fünf Jahre sein sollen.“ Das bedeute, dass man mit hohem zeitlichen und finanziellen Aufwand an neuen Produkten entwickle und dies den Vorzug vor der Optimierung „alter“ Produkte gebe, ohne jedoch deren Pflege und Marktfähigkeit zu vernachlässigen – rund 1000 Mitarbeiter beschäftige der weltweit tätige Geschäftsbereich Emerson Climate Technologies im Bereich Forschung und Entwicklung (F+E). Hierzu werde in allen F+E-Zentren von Emerson (in den USA, Belgien, Tschechien, Deutschland, Indien und China) gemeinsam nach neuen Produkt- und Systemlösungen geforscht. Vor vielen Jahren seien die Neuheiten ausschließlich aus den USA gekommen, mittlerweile sei man weltweit vernetzt und handle nach der Maxime: „Think global but act local“. Zum Teil konzentriere man aber auch die F+E-Aktivitäten abhängig von den Produkttypen, führte Dr. Kämmer weiter aus. So ist das Know-how im Bereich der Hubkolbenverdichter vor allem in Mikulov gebündelt, von wo aus man eine sehr intensive Zusammenarbeit mit den Kollegen im Mutterhaus in den USA pflegt. Dort arbeiten mittlerweile 41 Mitarbeiter im Bereich F+E in einem Labor mit der Fläche von 1300 m².

Als Beispiele für gelungene Entwicklungsarbeit nannte Dr. Kämmer den „Stream“-Verdichter, der vor allem in Mikulov kreiert wurde, aber auch einen neuen 60 PS-Scroll-Verdichter, der im Herbst auf den Markt kommen soll. Intensiv vorangetrieben – wichtig vor dem Hintergrund der Entwicklungen im Bereich der F-Gase – werde auch die Entwicklung von Scrollverdichtern für das Kältemittel Propan.

Ein Beispiel für die Strategie des globalen Denkens und lokalen Handelns sind die neuen „ZX“-Verflüssigungssätze, die in Mikulov von Markus Lenz, dem für diesen Produktbereich zuständigen Manager, vorgestellt wurden. Die „ZX“-Verflüssigungssätze für den Einsatz in Gastronomie und Lebensmitteleinzelhandel, die Ende 2012 um weitere Modelle ergänzt wurden, wurden als globale Plattform entwickelt, für die je nach Einsatzgebiet bzw. -region aber lokale Besonderheiten umgesetzt werden. So müssen zum Beispiel europäische Standards und Zertifizierungen bei den ursprünglich für den asiatischen Markt entwickelten Systemen berücksichtigt werden.

Die richtige Balance finden

Neben den „harten“ Produkten unterstützt Emerson seine Kunden aber auch durch Analyse- und Auswahlsoftware. Ein Beispiel ist das Software-Tool „The Right Balance“, das Emerson Climate Technologies-Vertriebsleiter Christian Söllner in Mikulov demonstrierte. Kältetechnik für Supermärkte befindet sich im Wandel. Gründe dafür sind, dass Betriebskosten und Umwelteinflüsse immer mehr an Bedeutung gewinnen und Auswirkungen auf die Entscheidungen der Händler, weiterer Auftragnehmer und anderer Projektbeteiligter haben. Unterstützend dazu liefert die Industrie weiterentwickelte Technologien und verwendet neue, aber auch etablierte Kältemittel in bisher nicht bekannter Weise. Dadurch ist eine Reihe von Alternativen möglich. Werden gleich von Anfang an fein abgewogene Entscheidungen getroffen, können über den gesamten Lebenszyklus der Kälteanlage erhebliche Betriebskosten sowie CO2-Emissionen eingespart werden. Das neue internetbasierte Software-Tool ‚The Right Balance‘ zeigt die wesentlichen Unterschiede zwischen heute verwendeter Kältetechnik und möglicher weiterer Varianten auf, die bereits marktreif sind. Sechs unterschiedliche Systemvarianten wurden untersucht. Die Ergebnisse vergleichen CO2-Emissionen über den Lebenszyklus (TEWI), die jährlichen Betriebskosten und die Investitionen.

Eine Reihe wählbarer Variablen wie „Kältebedarf“, „Emissionsfaktoren“, „Stromkosten“, „Leckageraten“ und weitere ermöglichen einen auf jedes Projekt zugeschnittenen Vergleich. Das Ergebnis wird sofort und in übersichtlicher Form angezeigt. Es veranschaulicht die richtige Balance zwischen Emissionen, Kosten und Investitionen. Und es erleichtert für jeden Supermarkt die Suche nach dem richtigen System. „The Right Balance“ ist ein Online-Werkzeug mit Zugriff über das Internet in der Rubrik „Wissenswertes“ unter www.emersonclimate.eu.

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