Gründung eines eigenen Kälte-/Klimafachbetriebs

Interview mit Fabian Lober, Geschäftsführer der Frigoclim Kälte-Klima GmbH

Die KKA-Redaktion begleitet Fabian Lober, der sich jüngst mit einem Kälte-/Klimafachbetrieb selbständig gemacht hat, und beleuchtet den Weg von der Idee über die Existenzgründung bis zum laufenden Betrieb. Wir blicken hinter die Kulissen der frigoclim Kälte-Klima GmbH und versuchen Hürden und Vorteile der Selbstständigkeit an seinem Beispiel aufzuzeigen. Fabian Lober stellte sich den Fragen von KKA-Redakteurin Stefanie Schnippenkötter. Das nachfolgende Interview ist der Start einer Serie, die Informationen, Hilfestellungen, Tipps und Tricks aufzeigen soll, wie sich der Weg zu einem eigenen Betrieb gestalten kann.

KKA: Herr Lober, Mut bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, sich in eine mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben. Wie würden Sie Ihre Stärken und Schwächen beschreiben, damit sich die KKA-Leser ein Bild von dem Menschen hinter dem Vorhaben machen können?

F. Lober: Meine Schwächen, naja. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch, der vieles immer gleich und sofort haben möchte. Entscheidungen müssen bei mir immer zügig getroffen werden. Ich bin kein Mensch der lange überlegt, allerdings muss man dann auch zu seinen Entscheidungen stehen. Eine meiner Stärken ist, so sagt man es mir nach, dass ich sehr gut und schnell Empathie für Menschen entwickeln kann, d.h. mir fällt es leicht, Kontakt mit Menschen zu knüpfen und einen Draht zu ihnen zu finden.

KKA: Sie sind Kälteanlagenbauermeister und haben über sechs Jahre in einem Betrieb gearbeitet. Nach gut zwei Jahren im Segment Supermarktkälte waren Sie noch knapp zwei weitere Jahre als Produktmanager in der Industrie tätig. Nun gehen Sie „back to the roots“. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Ein lange gehegter Wunsch?

F. Lober: Ich kann mich erinnern, dass ich meiner Mutter im Grundschulalter erzählte, dass ich einmal „Chef“ werden möchte. Sie erklärte mir damals, wie schwer es sein kann, für sich selber und vor allem für seine Mitarbeiter zu sorgen. Diese Worte habe ich bis heute nicht vergessen.

Die Idee keimte erst wieder richtig auf, als ich bei Lieferanten- und Kundenbesuchen immer mehr die andere Seite kennenlernte. Meine Neugier, mich persönlich weiterzuentwickeln, wuchs durch den Kontakt mit Fach- und Führungskräften unter anderem in der Kälte-Klima-Branche. Ich spürte sehr bald, dass da mehr ist, als nur Service zu fahren oder Anlagen zu projektieren. Ich wollte führen und mich beweisen. Und am allermeisten wollte ich direkt für meine Taten und Leistung verantwortlich sein.

KKA: Sie tauschen die Sicherheit einer Festanstellung in einem großen Unternehmen gegen die Existenzgründung in Künzelsau. Mit welchen Vorteilen rechnen Sie? Und welchen Ängsten müssen Sie sich stellen?

F. Lober: Rational ist diese Entscheidung für Außenstehende schwer nachzuvollziehen. Alle zwei bis drei Jahre einen neuen Dienstwagen, regelmäßiges Gehalt und am Jahresende eine kleine Prämie und die Sicherheit, dass man in unserer Branche immer wieder einen tollen Job findet.

Direkte Vorteile wird es erst einmal nicht geben, der abgedroschene Spruch: „selbst und ständig“ trifft leider direkt ins Schwarze. Der einzige persönliche Vorteil lässt sich vielleicht wie folgt begründen:

Eine Führungsrolle einzunehmen ist, als ob man sich in drei und nicht in zwei Dimensionen bewegt. Man kann lernen, sich weiterentwickeln und neue Fähigkeiten in sich selbst erleben.

Diese neuen Fähigkeiten möchte ich erlernen und weiterentwickeln. In erster Linie geht es mir um Selbstverwirklichung, meine persönliche Entwicklung voranzubringen, besser zu werden. Dadurch, dass ich mir ein breites und tiefgründiges Wissen im Bereich der Kälte-Klima-Branche angeeignet habe und wir in unserer Branche auch weiterhin von Vollbeschäftigung sprechen, habe ich keine Existenzängste. Auch habe ich nicht das Gefühl, dass ich mich irgendeiner Angst stellen muss. Natürlich überlegt man, was passiert wenn …?

Welche Alternativen hätte man wenn …?

Im Grunde darf man nicht den geringsten Zweifel an seinem Vorhaben haben. Anspannung und Unsicherheit sind ganz normal, ebenso wie das Lampenfieber vor einem solchen Schritt.

Gute Vorbereitung ist alles und wenn man weiß, wo man sich Tipps und Ratschläge holen kann, beruhigt das ungemein.

KKA: Wie sahen Ihre ersten Schritte in die Selbständigkeit aus?

F. Lober: Ich weihte einen ehemaligen Kollegen in meine Pläne ein und fragte ihn, ob er von Anfang dabei sein würde. Allein ist ein solcher Start schwer zu schaffen, die Aufgaben auf den Baustellen und im Service sind zahlreich und gerade am Anfang ist es wichtig, einen partnerschaftlichen Kollegen zu haben, der voll und ganz hinter der Firmengründung steht.

KKA: Was waren zu Beginn die größten Hürden, denen Sie sich stellen mussten?

F. Lober: Die größte Hürde war, eine passende Immobilie zu finden. Der Standort war für mich extrem entscheidend, Nähe zur Autobahn und direkt an der Bundesstraße gelegen, sollte für mich und meine Kunden ein Vorteil sein. Auch sollte von Anfang an eine gewisse Größe vorhanden sein, damit der eine oder andere Wachstumsschritt vollzogen werden kann.

Und zu guter Letzt war es mir wichtig, ein kleines Büro im Gebäude zu haben.

Ansonsten erhielt ich sehr viele Ratschläge von anderen Inhabern und Geschäftsführern aus der Branche. Am meisten Dank gilt allerdings der Handwerkskammer Heilbronn, hier wurde mir durch kompetente Beratung die Richtung gewiesen.

KKA: Gab es weitere Momente, die Sie in Ihrem Vorhaben bestärkt haben?

F. Lober: Als meine Frau mich zum Steuerberater begleiten wollte und sie mit ihm über einige entscheidende Punkte der Lohnbuchhaltung und der Umsatzsteuer diskutierte.

Da wusste ich endgültig, sie steht 100 % hinter mir und der Selbstständigkeit.

Ein weiterer Punkt waren die direkten Reaktionen der Kunden im persönlichen Gespräch.

Mein Kollege und ich klapperten in einem größeren Umkreis viele potentielle Kunden ab und suchten das Gespräch und baten darum, uns vorstellen zu dürfen.

Die Reaktionen waren überwiegend positiv, keiner wies uns zurück oder wiegelte ab.

KKA: Sie sind nun 28 Jahre alt und blicken auf gut zehn Jahre Berufserfahrung zurück. Wie haben Sie von Ihren Erfahrungen aus Handwerk und Industrie profitiert? Hat Ihnen die Zeit als Produktmanager nach der Arbeit im Kälte-/Klima/Lüftungsbetrieb geholfen?

F. Lober: Aus meiner Zeit als Handwerker vor Ort konnte ich in erster Linie im Gespräch mit Kunden und Planern profitieren. Ich wusste, von was ich erzählte und konnte ohne Verkäufer-Kauderwelsch überzeugen. Auch wenn ich im Anzug auf Baustellen war, bemerkten die Monteure und Techniker sehr schnell, dass bei mir etwas mehr dahinter steckt.

Eher meine Zeit als Technischer Einkäufer bei Lidl hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Eine tolle Schule und für meine berufliche und charakterliche Entwicklung sehr prägend.

KKA: Sie tauschen nun also den „Zweireiher“ gegen den „Blaumann“ und sind als Geschäftsführer doch Kopf und irgendwie auch „Schlipsträger“. Wie gelingt der Spagat?

F. Lober: Einerseits ist die Freude groß, wieder vor den Kälteanlagen zu stehen und zu sehen, wie eine Inbetriebnahme oder Reparatur reibungslos funktioniert.

Andererseits muss man seine eigenen Stärken und Schwächen kennen, um dann zu entscheiden, wer für welche Tätigkeit besser geeignet ist.

Für manche Baustellen würde ich nach sechs Jahren Bürotätigkeit einfach zu lange brauchen. Hier kommen die Kollegen ins Spiel. Vergleichbar mit einer Fußballmannschaft, jeder muss rackern und kämpfen, ein paar spielen im Sturm, andere in der Abwehr und wieder ein anderer im Tor. So erfüllt jeder seine Aufgabe und arbeitet für den unternehmerischen Erfolg.

KKA: Was hätten Sie sich auf dem bisherigen Weg in die Selbständigkeit gewünscht? Welche Informationen bzw. Unterstützungen fehlten Ihnen oder waren nur schwer zu bekommen?

F. Lober: Im Grunde ist es wie immer im Leben, Information ist eine Holschuld.

Man sollte wissen, wo und wie man sich die Informationen besorgen kann. Hier sind die Internetseiten der Handwerkskammer, des Wirtschaftsministeriums und der KfW sehr informativ. Im Grunde findet man hier alles Notwendige. Theoretisch.

Praktisch war der persönliche Kontakt zur Handwerkskammer und zu befreundeten Inhabern von Kältefirmen ebenso wichtig. Natürlich lässt sich keiner in die Zahlen schauen, aber die Tipps und Ratschläge aus dem Erfahrungsschatz „alter Hasen“ sind Gold wert.

KKA: Was ist Ihr bisheriges Fazit? Was wünschen Sie sich beruflich für den weiteren Weg und was würden Sie denjenigen raten, die mit dem Gedanken an einen eigenen Betrieb spielen?

F. Lober: Man sollte sehr genau in sich hineinhören und zu sich selber ganz ehrlich sein, ob man bereit ist, diesen Schritt zu wagen. Selbst wenn man als Monteur oder Service-Techniker jede Anlage zum Laufen gebracht hat, oder als Techniker bzw. Meister im Büro Anlagen geplant hat, so benötigt man doch noch ein bisschen mehr, nämlich unternehmerisches Denken. Die großen Herausforderungen kommen erst bei der Gründung zu Tage. Hier gilt es früh die richtigen Weichen zu stellen und unternehmerische und betriebswirtschaftlich relevante Entscheidungen zu treffen.

Für ein Fazit ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh. Die Reise hat gerade erst begonnen.

Beruflich wünsche ich mir für den weiteren Weg ein faires und partnerschaftliches Verhältnis mit Kunden, Kollegen und Wettbewerbern.

KKA: Das wünschen wir Ihnen auch, vielen Dank für das Gespräch.

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