Handwerker starten in die Elektromobilität

Der „StreetScooter“ im KKA-Praxistest

Viele Handwerksbetriebe sind noch mit Dieselflotten unterwegs – für sie wären Fahrverbote existenzgefährdend. Eine saubere Alternative sind Elektrofahrzeuge, die passgenau auf Handwerker-Anforderungen abgestimmt sind.

In manchen Regionen Deutschlands fürchten Handwerker wegen Fahrverboten um ihre Existenz: Die Mitarbeiter sind viel unterwegs – meist noch mit Dieselflotten. Betroffen davon wäre jede Branche im deutschen Handwerk, vor allem aber Betriebe im Bereich Bau und Ausbau – und hierzu zählt auch das SHK- und Kälte-/Klima-Handwerk. „Es wird auch in Zukunft nicht möglich sein, Heizkessel auf dem Fahrrad oder in der Straßenbahn zu transportieren“, heißt es beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH).

Deshalb diskutieren immer mehr Betriebe die Umrüstung auf Elektromobilität – doch es gibt Bedenken. Da ist zum einen der höhere Anschaffungspreis, der über dem eines vergleichbaren Dieselfahrzeugs liegt. Zum zweiten wird oft die Reichweite kritisiert, rund 200 km schaffen marktreife Transporter. Das dritte Argument gegen das Elektroauto lautet meist: Zuladung und Platz reichten nicht aus.

E-Mobil im Alltagstest

Sind die Bedenken berechtigt? Das baden-württembergische Unternehmen Miller Heizung & Sanitär GmbH machte die Probe. Der mittelständische Familienbetrieb mit Sitz in Unterkirchberg im Alb-Donau-Kreis testete für die KKA den „StreetScooter Work“ mit Boxaufbau und einer Leistung von 40 kW. Am Tag fahren Kai Miller und sein Team insgesamt meist nicht mehr als 60 km, weshalb die Handwerker mit einem Ladevolumen volle zwei Tage auskommen. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h reicht bei den innerörtlichen Wegen mehr als aus.

Aufgeladen wurde der „StreetScooter“ im Test über eine herkömmliche Schuko-Steckdose, was bei einer dauerhaften Anschaffung aber anders sein soll: „Dann greifen wir definitiv auf eine eigene Ladesäule zurück.“ Von seinen Kunden erhielt Miller durchweg positive Rückmeldungen: „Der ‚StreetScooter‘ kam sehr gut an und ist für uns absolut imagefördernd.“

Auch deswegen will die Firma ihre Flotte dauerhaft durch einen „StreetScooter“ ergänzen. Das Ladevolumen ist für den SHK-Techniker voll ausreichend, eine Badewanne etwa passt problemlos hinein. Gleiches würde natürlich auch für eine Klimaanlage oder einen Verdichter gelten. „Das Fahrzeug ist, wie von ‚StreetScooter‘ versprochen, ein echtes Werkzeug. Von der Aufmachung her einfach und sehr schlicht, aber absolut zweckerfüllend.“ Fördermöglichkeiten bieten sich dem Unternehmen nicht nur durch den Umweltbonus im Wert von 4.000 €, sondern auch durch einen Fördertopf des Landes Baden-Württemberg, der weitere 3.000 € Ersparnis bringen würde.

Gut für die Umwelt – und fürs Budget

Die Umstellung auf E-Mobilität rechnet sich: Die Aufwände für Betrieb und Steuern sind bei Elektronutzfahrzeugen niedriger als bei vergleichbaren Transportern mit Verbrennerantrieb. Beim „StreetScooter“ lassen sich bis zu 50 % bei den Energiekosten sparen. Bund und Länder haben attraktive Förderprogramme für den Kauf von Elektrotransportern aufgelegt, die dazu beitragen, die Anschaffungskosten zu senken. Auch die Aufwände für Wartung und Reparatur sind deutlich günstiger. Der „StreetScooter“ setzt auf eine durchgefärbte Kunststoffkarosserie: Kratzer sieht man nicht gleich und es kann auch nichts rosten. Durch die Modulbauweise lassen sich Einzelteile rasch und günstig auswechseln. Wegen der geringeren Reparaturkosten bietet die Allianz Versicherung bereits eine Police zum Sondertarif für den „StreetScooter“ an.

Die Reichweite eines E-Mobils reicht im Handwerker-Alltag erfahrungsgemäß aus. In einer Studie stellte das Freiburger Öko-Institut fest, dass die Masse der Nutzfahrzeuge in Deutschland bis zu 150, maximal 200 km am Tag zurücklegen. In Sachen Zuladung können Elektrofahrzeuge mittlerweile gut mit Verbrennern mithalten: Beim „StreetScooter“ sind bis zu 905 kg Nutzlast drin. Für das E-Nutzfahrzeug sind mit einer Batterieladung von 40 kWh Akkukapazität bis zu 205 km Reichweite nach NEFZ möglich.

Beim Thema Ladeinfrastruktur hilft der Hersteller: Das Angebot ist ganz auf den Kunden zugeschnitten, angefangen von der Wallbox für das Laden einzelner Fahrzeuge bis hin zu kompletten Flottenlösungen. Als Anschluss nutzen die Fahrzeuge einen Standardstecker Typ AC-2, der seit 2017 EU-weit für Normalladepunkte vorgesehen ist. So ist ein Ladevorgang auch an nahezu jeder öffentlichen Stromtankstelle möglich – und sogar an der Steckdose daheim.

Werkzeug auf Rädern

Ob klein oder groß, mit Pritsche, Koffer oder mit Sonderaufbauten: „Wir sehen unseren ‚StreetScooter‘ als Werkzeug, das die Prozesse unserer Kunden verbessert. Und das passgenau für unterschiedliche Unternehmen in unterschiedlichen Branchen“, sagt „Street­Scooter“-CEO Prof. Dr. Achim Kampker. „Dieses Vorgehen, diesen Gedanken des echten Gebrauchswertes, haben wir schrittweise auf immer weitere Branchen und Anwendungsszenarien ausgeweitet. Im Bereich der E-Nutzfahrzeuge sind wir so Marktführer geworden.“

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