Kälte-, Klima-, Kryo-
und Wärmepumpentechnik

DKV-Tagung 2021 vom 17.-19. November 2021 in Dresden

Nach 2006 und 2015 war Dresden 2021 zum dritten Mal Veranstaltungsort der Jahrestagung des DKV (Deutscher Kälte- und Klimatechnischer Verein). Die Tagung fand als Präsenzveranstaltung, allerdings unter 2G-Bedingungen (geimpft und genesen), statt. Vom Maskentragen einmal abgesehen war es eine fast normale Jahrestagung: Studierendenveranstaltung, Mitgliederversammlung, Eröffnung, Ehrungen, Festvortrag und Vorträge in mehreren Arbeitsabteilungen. Insgesamt war die Stimmung unter den rund 500 Teilnehmern trotz aller coronabedingter Vorsicht sehr gut. Die Pausen zwischen den insgesamt 108 Fachvorträgen wurden gerne und intensiv zu Gesprächen genutzt. Wie immer waren die Festvorträge ein besonderes Highlight. So konnte man z.B. erfahren, wie man etwas verschwendet, was nicht weniger werden kann.

Bereits am Mittwochnachmittag, also noch vor der Mitgliederversammlung am Abend des 17. November, startete die Studierendenveranstaltung „Von Studierenden für Studierende“. Bei dieser Veranstaltung, die bereits seit 2005 fester Bestandteil des Tagungsprogramms ist und damals noch „Studentenveranstaltung“ hieß, hat der akademische Nachwuchs Gelegenheit, in kurzen Vorträgen über Abschlussarbeiten zu berichten und sich untereinander auszutauschen. Ferner gab es erstmals die Gelegenheit, sich bei der Info-Börse über die Angebote der ausstellenden Firmen zu informieren. Interessant war dabei, dass einige Vertreter der Unternehmen, die sie bei der Info-Börse als zukünftige Arbeitgeber präsentierten, vor Jahren selbst als Studenten an dieser DKV-Veranstaltung teilgenommen hatten.

Insgesamt 78 Zuhörer lauschten den Vorträgen der jungen Akademiker. Geleitet wurde die Veranstaltung von Prof. Dr.-Ing. Sylvia Schädlich und Robin Pohler von der Hochschule Ruhr West, Campus Bottrop. Ursprünglich waren zehn Vorträge geplant, vier davon fielen krankheits- bzw. pandemiebedingt aus, kurzfristig wurde jedoch ein Vortrag nachgereicht, so dass letztlich sieben Arbeiten vorgestellt wurden. Die Präsentationen gaben einen Überblick über die vielfältigen theoretischen und experimentellen Projekte der Studierenden.

Schönes Detail bei dieser Veranstaltung: Es dürfen nur die anwesenden Studenten Fragen stellen, nicht jedoch die Professoren oder andere Teilnehmer. Man will damit eine möglichst unbelastete Diskussion unter den jungen Akademikern fördern.

Mitgliederversammlung

Da sich der DKV-Vorstand im letzten Jahr dazu entschlossen hatte, die Mitgliederversammlung auf das Folgejahr zu verschieben, galt es, 2021 gleich zwei Mitgliederversammlungen abzuhalten. Dennoch war die Versammlung mit 71 Teilnehmern und 68 Stimmberechtigten deutlich schlechter besucht als in den Vorjahren.

Trotz der umfangreichen Tagesordnung mit den Jahresberichten für 2019 und 2020, den Berichten der Obleute aus den Arbeitsabteilungen und den Bezirksvereinen, den Kassenberichten usw. dauerten die eigentlich zwei Mitgliederversammlungen nur rund zweieinhalb Stunden – zumal auch die Wahlen für zwei Jahre durchzuführen waren und es beim Thema Finanzen einen gewissen Handlungsbedarf gab: Die Kosten für die Tagungen steigen stetig und die Geschäftsstelle soll weitere Aufgaben übernehmen, was wiederum mit höheren Personalausgaben verbunden ist. So sollen nun die Tagungsgebühren und Mitgliedsbeiträge entsprechend angehoben werden.

Neu im Vorstand sind nun Dr. Yves Wild als stellvertretender Vorsitzender und Michael Hendriks als Obmann der Arbeitsabteilung II.2. Der bisherige stellvertretende Vorsitzende, Dr. Werner Hünemörder, wurde nach elf Jahren Vorstandarbeit mit gebührendem Dank verabschiedet. Ebenso Rainer Brinkmann als Obmann der Arbeitsabteilung II.2, der sein Amt sechs Jahre ausübte. Beide schieden auf eigenen Wunsch aus. Alle übrigen Vorstandmitglieder wurden in ihr Amt wiedergewählt.

Eröffnung und Ehrungen

Traditionell beginnt die Tagung am Donnerstagmorgen mit einer Eröffnungssitzung im großen Saal mit der Begrüßung durch den DKV-Vorsitzenden, Prof. Dr. Holger Neumann, und den Ehrungen. Für 25, 40, 45 (25 plus 20), 50 und 70 Jahre treue Mitgliedschaft wurden in diesem Jahr zahlreiche Mitglieder geehrt, wobei coronabedingt nur wenige persönlich anwesend waren.

Eine Besonderheit gab es insofern, dass Gerhard Gregor eigentlich für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt werden sollte. Er konnte jedoch durch einen Ausweis von der „Kammer der Technik“ und das dort eingetragene Eintrittsdatum von 1976 eine Mitgliedschaft von 45 Jahren nachweisen. Daher wurde er mit der goldenen Ehrennadel des DKV geehrt.

Für seine langjährigen Aktivitäten und seine Verdienste im DKV, insbesondere sein Engagement für junge Wissenschaftler und Studenten wurde Prof. Dr. Achim Bothe mit der DKV-Münze geehrt. So sind die studentischen Aktivitäten rund um die jährliche Tagung ursprünglich seiner Initiative zu verdanken.

Dr. Josef Osthues wurde mit der RudolfPlank-Medaille ausgezeichnet. Er sollte diese Ehrung bereits 2020 erhalten. Da die Tagung jedoch pandemiebedingt online stattfand, wollte man die Auszeichnung 2021 persönlich verleihen, doch wieder ließ die angespannte Situation eine persönliche Ehrung nicht zu.

Nach langer Zeit konnte wieder eine Carl-von-Linde-Denkmünze, die höchste Auszeichnung des DKV, vergeben werden: Prof. Dr.-Ing. Felix Ziegler wurde damit für sein außerordentliches Engagement und seine Expertise auf dem Gebiet der Sorptionstechnik ausgezeichnet. Insgesamt zeichnet sich Prof. Ziegler aber durch ein großes Sendungsbewusstsein zu allen Themen der Energietechnik aus, wobei er dabei die besondere Fähigkeit besitzt, komplexe Zusammenhänge auch Laien näherzubringen.

Der DKV-Studienpreis ging in diesem Jahr an Larissa Schaan. Sie wurde für ihre Diplomarbeit an der Universität Dresden, BITZER Professur für Kälte-, Kryo- und Kompressorentechnik, zu „Design and Evaluation of CO2 based integrated heating and cooling systems for zero emission cruise ships“ ausgezeichnet. Prof. Dr. Armin Hafner von der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) in Trondheim betreute diese Arbeit und hielt auch die Laudatio.

Festvorträge

Im ersten Plenarvortrag von Martin Buchholz von der Universität Braunschweig, Institut für Thermodynamik, ging es um Energie, Entropie und Effizienz – im Grunde also alles alltägliche Dinge in unserer Branche, aber wie erklärt man, was Entropie eigentlich ist oder „Wie verschwendet man etwas, was nicht weniger werden kann?“, so sein Vortragstitel.

Nun muss man noch wissen, dass Buchholz nach seiner ersten Science Slam Teilnahme 2009, bereits ein Jahr später Deutscher Meister in diesem Bereich der Wissensvermittlung wurde. Darüber hinaus ist er mit populärwissenschaftlichen Vorträgen aus dem Bereich Energiewandlung und deren Grenzen im gesamten deutschsprachigen Raum ein gefragter Redner, da er die seltene Gabe besitzt komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge allgemeinverständlich zu erklären. Wer es sich selbst ansehen möchte: Es gibt bei Youtube zahlreiche Videos von seinen Vorträgen – Suchbegriffe „Martin Buchholz Thermodynamik“ oder „Martin Buchholz Energie“.

Nach dem Energieerhaltungssatz führte er den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik anhand eines Kraftwerks mit der Frage ein: „Wieso bracht man bei einem Kraftwerk einen Kühlturm?“ Seine Erklärung mit roten und blauen Kugeln wird allen Zuhörern im Gedächtnis bleiben und sorgte in den folgenden Pausen für reichlich Gesprächsstoff bei den Teilnehmern.

Wie beim DKV üblich blickt man bei den Vorträgen im Plenum gerne auch über den Tellerrand der eigenen Branche. So ging es im zweiten Vortrag der Eröffnungssitzung zwar um ein energiepolitisches Thema, konkret aber um Wasserstoff. Reinhold Wurster von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH in Ottobrunn genießt in der Wasserstoffszene einen fast legendären Ruf. Er ist eines der Gründungsmitglieder des DWV (Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellenverband) und gilt als „Mann der ersten Stunde“ als einer der kenntnisreichsten Insider auf diesem Gebiet. Sein Vortrag „Die Energie und Klimawende in Deutschland benötigt Wasserstoff“ war daher auch entsprechend detailreich und spannend.

Eine emissionsfreie Elektromobilität sei ohne Wasserstoff kaum zu schaffen, so eine seiner zahlreichen Thesen. Demnach sei grüner Wasserstoff zuallererst im Straßenverkehr wirtschaftlich. Die gerne propagierte Nutzung bei der Stahlherstellung sei hingegen aus verschiedenen Gründen derzeit wenig sinnvoll. Ferner führte Wurster aus, dass Deutschland bis spätestens 2045 seine fossile und nukleare Grundlastfähigkeit verliere. Dementsprechend müssten neben 520 TWh Strom vor allem 2.000 TWh aus Kohle, Öl und Gas ersetzt werden. Was die Gewinnung von Strom aus regenerativen Quellen angeht, sei die Speicherung von großen Mengen Strom über mehr als zwei Tage neben Pumpspeicherkraftwerken nur mit Wasserstoff in Salzkavernen wirtschaftlich möglich.

Wurster diskutierte zahlreiche Anwendungen und Überlegungen zur Erzeugung und Verteilung von Wasserstoff. Seiner Expertise nach lasse sich die für all diese Anwendungen benötigte Menge an grünem Wasserstoff aus DE, der EU und direkt angrenzenden Ländern für die EU beschaffen.

Pikantes Detail: Viele der Überlegungen, die heute als neu oder gerade erdachte Implementierungsvariante verkauft werden, habe man bereits in den 80er Jahren in fundierten Studien untersucht. Wurster zeigte dies an einigen Beispielen. Ärgerlich sei daher, dass seither viel Zeit ungenutzt verstrichen ist und man in Zeitnot gerät.

Einzelvorträge

Am Nachmittag starte dann das Vortragsprogramm in den einzelnen Arbeitsabteilungen. Die insgesamt 108 Fachvorträge waren in der Regel gut besucht. Coronabedingt sind letztlich nur vier Vorträge gänzlich ausgefallen, während die übrigen Absagen einzelner Referenten kurzfristig ausgeglichen werden konnten. Nach Angaben des DKV waren die Leiter der Arbeitsabteilungen zu 90 % mit den Vorträgen zufrieden und zogen ein positives Fazit.

Hier nun über alle Vorträge zu berichten ist im Rahmen dieses Berichts nicht bzw. nur völlig unzureichend möglich. Bereits in dieser Ausgabe, aber auch in den kommenden Ausgaben der KKA werden jedoch ausgewählte, für den Praktiker besonders interessante Vorträge ausführlich als Fachbeiträge veröffentlicht.

Fazit

Trotz Corona konnte aufgrund der organisatorischen Maßnahmen und der guten räumlichen Situation eine fast normale Tagung stattfinden. Obwohl die strikte Einhaltung der 2G-Regel allen Beteiligten einiges abverlangte, war die Stimmung bei den Teilnehmern sehr gut, bot die Tagung doch nach langer Zeit wieder die Möglichkeit, sich persönlich zu treffen und sich auszutauschen.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, war das Niveau der Vorträge gewohnt hoch. Das Programm war abwechslungsreich und bot viele neue und interessante Informationen. Es bleibt zu hoffen, dass die nächste Tagung vom 16. bis 18. November 2022 in Magdeburg wieder unter besseren Vorzeichen stattfinden kann.

„Entropie ist eine Schwester der Zeit, beide laufen immer in dieselbe Richtung.
Und damit legt der 2. Hauptsatz der Thermodynamik die Grundlage
für unser lineares Verständnis von Zeit.“

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