Präzisionsklimatisierung für Rechenzentren

Interview mit Rüdiger Gilbert, Schneider Electric

Der Konzern Schneider Electric hat in den vergangenen Jahren sein Standbein im Bereich Kältetechnik durch Zukäufe und eigenes Wachstum deutlich ausgebaut. Die wichtigsten Akquisitionen sind der Kauf des Uniflair-Konzerns und die Übernahme der Invensys-Gruppe, zu der u.a. der Regeltechnikanbieter Eliwell gehört. Über die Hintergründe, Chancen und Pläne sprach die KKA-Redaktion mit Rüdiger Gilbert, Vice President IT Business bei Schneider Electric Deutschland.

KKA: Sehr geehrter Herr Gilbert, Unternehmen wie Eliwell und Uniflair sind den meisten Kältefachleuten ein Begriff, aber die Schneider Electric-Gruppe ist vielen in ihrer Vielfalt sicher nicht in gleicher Weise bekannt. Geben Sie doch zu Beginn des Gesprächs einmal einen kurzen Überblick über die Gruppe.

Gilbert: Schneider Electric ist ein altes Unternehmen, gegründet bereits 1836 in Le Creusot (Burgund). Der Schwerpunkt der Unternehmensaktivitäten lag im 19. Jahrhundert im Bereich der Stahlindustrie. Das hat sich seit 1905 komplett gewandelt: Insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Aktivitäten komplett auf die elektrische Energieverteilung und Automatisierungstechnik umgestellt. Heute ist daraus ein weltweit agierender Konzern mit einem Umsatz von ca. 24 Mrd. € und mehr als 150 000 Mitarbeitern geworden. Wir sehen unsere Aufgabe heute vor allem darin, unsere Kunden im Bereich des Energiemanagements zu unterstützen. In Deutschland sind wir hierzu bereits mit ca. 5000 Mitarbeitern vertreten.

KKA: Sie werden in einer Pressemeldung vom 2. September 2014 zitiert, dass es Ihr Ziel sei, sich „am Markt als führender Anbieter und Experte für Kühllösungen zu etablieren“. In welchen Segmenten und mit welchen Firmen und Marken ist Schneider Electric bereits im Markt der Kälte- und Klimatechnik präsent?

Gilbert: Unser Segment ist ganz klar die Präzisionsklimatisierung für Rechenzentren. Hierfür haben wir ein durchgängiges Portfolio, angefangen von der Reihenklimatisierung, über Klimaschränke und Kaltwassersätze bis hin zu sehr innovativen speziellen Lösungen wie adiabatische Freikühlsysteme und modulare Kühlsysteme aufgebaut. Im Markt der Rechenzentren sind wir bereits über unsere weitreichenden anderen Aktivitäten vertreten. In Deutschland werden alle Systeme zukünftig unter der Marke Schneider Electric durch die Schneider Electric GmbH vertrieben. In einer Übergangsphase erhalten wir aber natürlich die sehr renommierte Marke Uniflair in unserer Kommunikation aufrecht.

Eliwell, ein Unternehmen der von uns übernommenen Invensys-Gruppe, ist nicht Bestandteil des IT-Business, welches ich vertrete. Elliwell ist auf HVAC-Controller spezialisiert und bedient damit einen anderen Markt als wir. Hierfür gilt auch nicht die von mir skizzierte Vorgehensweise bzgl. unserer Marken.

KKA: Ist mit den bestehenden Strukturen nun erst einmal ein Konsolidierungs- und Wachstumsprozess geplant oder ist mit weiteren Zukäufen bzw. Erweiterungen des Produktspektrums zu rechnen?

Gilbert: Erweiterungen unseres Angebotes werden wir immer vorantreiben, gleich durch welche Maßnahme. Allerdings steht für uns jetzt erst einmal das Wachstum mit dem bestehenden Portfolio im Vordergrund. Wir haben alle Strukturen lokal verfügbar, um unser Zielsegment und die am Markt agierenden Unternehmen zu betreuen und zu unterstützen – vom Marketing, über den Vertrieb bis zum technischen Support.

KKA: Wo liegen durch die Zukäufe die Vorteile für Schneider Electric, wo für Ihre Produktentwicklungen und den internen Know-how-Transfer?

Gilbert: Akquisitionen sind oftmals eine Möglichkeit schneller ein Portfolio abzurunden oder sie bringen uns relativ schnell weitere Marktzugänge. Beide Aspekte sind für uns interessant. Unsere eigenen Entwicklungen kommen sehr stark zum Tragen, wenn wir die Funktionalitäten und Synergien zwischen speziellen Systemen ausbauen oder wenn wir Systeme auf besondere Anforderungen unserer Zielsegmente anpassen, wie beispielsweise die Abstimmung der Regelungen unserer Kaltwassersätze von Uniflair mit den Regelungen der Reihenklimageräte unserer Marke „APC“.

KKA: Wo und wie profitieren Ihre Kunden von den neuen Strukturen? Müssen sich diese evtl. auf Veränderungen einstellen, was ihre Ansprechpartner betrifft?

Gilbert: Bislang waren wir in Deutschland mit unserem Angebot von Uniflair ausschließlich über einen Handelspartner aktiv. Unsere Reihenklimatisierungsgeräte konnten aber nur über unsere lokale Gesellschaft bzw. über unsere Partner in der IT-Distribution bezogen werden. Zukünftig können unsere Kunden das gesamte Portfolio bei Schneider Electric und damit direkt beim Hersteller beziehen. Außerdem können wir über unsere Strukturen eine flächendeckende Betreuung in ganz Deutschland sicherstellen.

KKA: Auf der vergangenen Chillventa war Schneider Electric mit dem Eliwell-Messestand präsent, der Bereich Präzisionsklima und Uniflair wurde dort allerdings nicht vorgestellt. Woran liegt das, bzw. will sich Schneider Electric Kunden gegenüber gar nicht als großer Konzern, sondern lieber über die einzelnen Firmen präsentieren? Merken Kunden von Uniflair und Eliwell eigentlich außer durch den Zusatz „by Schneider Electric“, dass die Firmen zu einem größeren Konzern gehören? Wie ist hier Ihre Markenstrategie?

Gilbert: Dies ist nicht auf eine Positionierung als kleines Unternehmen zurückzuführen und grundsätzlich bauen wir unsere Präsenz unter unserer Dachmarke Schneider Electric aus. Bei der Auswahl der für unsere Ziele geeigneten Marketingmaßnahmen gehen wir aber immer sehr selektiv vor. Bis Ende September waren wir noch über ein Handelsunternehmen in Deutschland aktiv. Deshalb haben wir uns gegen eine kurzfristige Teilnahme an der Chillventa mit dem Portfolio von Uniflair entschieden.

KKA: Den Bereich der Präzisionsklimatisierung wollen Sie durch ein neues Partnerprogramm forcieren, welches Kälte- und Klimafachbetrieben die Möglichkeit bieten soll, über den Vertrieb von Schneider Electric-Produkten Neugeschäft zu generieren und von Marketing und sowie Schulungsmaßnahmen zu profitieren. Können Sie das Programm etwas genauer erläutern? Wer kann teilnehmen? Und wie ist das Programm bislang angenommen worden?

Gilbert: Eine Grundlage unserer Konzernstrategie ist es, für Partner durch ein Partnerprogramm besondere Vorteile bereitzustellen. Im aktuellen Fall sind das Unternehmen der Klimatechnik. Dies beginnt bei dedizierten Schulungsmaßnahmen, Unterstützung bei Marketingaktivitäten, einer attraktiven Preisgestaltung, besonderer Unterstützung bei technischen Problemstellungen und endet bei einer Einbindung in unsere Vertriebsaktivitäten. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen können damit von einer Partnerschaft mit einem Großkonzern sehr profitieren.

KKA: Wo will Schneider Electric in fünf Jahren stehen?

Gilbert: In fünf Jahren sind wir Marktführer für Präzisionsklimatisierung in Rechenzentren.

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