Verbreitung umweltfreundlicher Kältemittel fördern

Projektabschluss „Reduktion klimaschädlicher F-Gase in Bayern“

Am Bayerischen Landesamt für Umwelt wurde im September 2014 ein Projekt zur Reduktion von fluorierten Gasen in Kälte- und Klimaanlagen in Bayern gestartet. Das Projekt beinhaltet unter anderem die Informationsvermittlung zu fluorfreien Kältemitteln und eine internationale Kooperation mit Israel. Das Projekt ist nach fünf Jahren im Dezember 2019 zu Ende gegangen. Der Beitrag beschreibt die wichtigsten Projektaktivitäten und Erkenntnisse.

Projektziel

Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) startete im September 2014 ein Projekt zur Reduktion von fluorierten Gasen in Kälte- und Klimaanlagen. Das vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) finanzierte Projekt beinhaltet unter anderem die Informationsvermittlung zu fluorfreien Kältemitteln und eine internationale Kooperation mit dem israelischen Umweltministerium (engl.: Israel Ministry of Environmental Protection, MoEP) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ). Vorrangiges Ziel war es, Betreibern von Kälte- und Klimaanlagen mit fluorierten Gasen in Bayern und Israel einen Anstoß für die Umstellung auf Kälte- und Klimatechnologien mit natürlichen Kältemitteln zu geben. Durch Fachveranstaltungen, Workshops und Publikationen wurden Informationen zum Umstieg von fluorhaltigen auf natürliche Kältemittel vermittelt sowie Raum für Diskussion und Austausch geschaffen.

Projektaktivitäten

F-Gase-Projekt in Bayern

Ein wesentlicher Aspekt des Projektes war die Informationsvermittlung innerhalb Bayerns. Hierfür erstellte das LfU zwei Veröffentlichungen zur F-Gase-Verordnung mit Beispielen guter Praxis aus Bayern wie z. B. die Umstellung der Kälteanlagen in Supermärkten oder Industriebetrieben.

Auf der LfU-Internetseite „Infozentrum Umwelt Wirtschaft“ (IZU) wurde zudem eine Liste mit Betrieben hinterlegt, die bei der Planung von Anlagen mit natürlichen Kältemitteltechnologien beraten, solche Anlagen installieren und überwachen, sowie Komponenten dazu liefern (siehe weiterführende Informationen).

Das LfU führte insgesamt acht Fachtagungen zu natürlichen Kältemitteln in Bayern durch. Sie dienten als Plattform, um Beispiele aus der Praxis zu präsentieren und die nach Inkrafttreten der F-Gase-Verordnung (EU) Nr. 517/2014 verursachten Änderungen und Vorgaben mit und zwischen den Experten und Fachanwendern zu diskutieren. Die Präsentationen von den Fachtagungen sind auf der LfU-Website als Download verfügbar (siehe weiterführende Informationen). Eine Übersicht über die verschiedenen Projektaktivitäten ist in der nebenstehenden Abbildung dargestellt.

Kooperation mit Israel

Israel ist durch die teils hohen Außentemperaturen auf Klimatisierung angewiesen. Natürliche Kältemittel werden bereits z. B. in der Industriekälte unter strengen Sicherheitsregularien eingesetzt, im Wesentlichen werden aber herkömmliche F-Gase verwendet. Im Projektteil „Kooperation mit Israel“ wurde daher mit Fachtagungen und Workshops vor allem auf das Thema Kommunikation und Information gesetzt. Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Schulung von Technikerinnen und Technikern vor Ort, also die Unterstützung von Kompetenz und Wissen zu natürlichen Kältemitteln. Insgesamt hat das Projekt elf israelische Experten auf dem Gebiet der Kälte- und Klimatechnik unterstützt. Die Lehrgänge fanden in Zusammenarbeit mit der Bundesfachschule Kälte-Klima-Technik in Maintal und der GIZ statt. Im Rahmen dieser Fortbildung besichtigten die Experten zusammen mit dem LfU auch diverse Betriebe in Bayern, die den Umstieg auf Kälte- und Klimaanlagen mit natürlichen Kältemitteln bereits erfolgreich vollzogen haben. Einige der Experten aus Israel haben Schulungsmaterial von ihrer Fortbildung nach Zustimmung mit dem Fortbildungsträger ins Hebräische übersetzt und unterrichten auf Basis dieser Schulungsmaterialien über natürliche Kältemittel an ihren Aus- und Fortbildungseinrichtungen. Dadurch ist, wie im Projekt beabsichtigt, ein Multiplikatoreffekt entstanden. In Israel findet das Kältemittel Kohlendioxid einen höheren Zuspruch als z. B. Kohlenwasserstoffe, da letztere brennbar und daher aufgrund der angespannten Sicherheitslage in Israel problematisch sind.

Zusammen mit dem MoEP wurden zwei technische Workshops und ein Praxisseminar für Dozenten der Kälte- und Klimatechnik abgehalten. Beide Veranstaltungsformate fanden gute Resonanz und führten zu vielen Diskussionen, unter anderem mit der Standards Institution of Israel (SII) über die Einführung von internationalen Standards für Kälteanlagen mit brennbaren Kältemitteln in Israel. Das Kooperationsprojekt lieferte auch den Impuls zur Erarbeitung einer neuen Regelung zur Zertifizierung von Sachkundigen in der Kälte-Klima Branche durch das israelische Arbeitsministerium, die 2021 in Kraft treten soll.

Im Rahmen der Kooperation organisierten das StMUV und das LfU ein sogenanntes  „Side-
Event“ auf der Pariser Klimakonferenz in 2015. Am „Side-Event“ mit dem Titel „Technological Breakthrough in the Refrigeration and Air-Conditioning Sector - New Cost Effective and Energy Efficient Solutions“ nahmen die Projektpartner (GIZ und MoEP) zusammen mit der Environmental Investigation Agency und TruckNet (eine Start-up-Firma aus Israel zu Transportkälte) teil.

Ausblick

Das Projekt lieferte wichtige Erkenntnisse und gab den Anstoß für ein weiteres Projekt zum Umstieg auf klimafreundliche Kältemittel im Rahmen einer Kooperation mit der Regierung von Westkap, Südafrika und der GIZ. Für Bayern wurden die Themenbereiche „Entsorgung von Anlagen mit F-Gasen“ und der „illegale Handel mit fluorierten Kältemitteln“ als bedeutend erkannt. So zeigte sich bei den LfU-Fachtagungen, dass viele Teilnehmer nicht über ausreichend Wissen und Kenntnisse der rechtlichen Vorgaben zur ordnungsgemäßen Entsorgung von Kälteanlagen und Klimageräten nach dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) verfügen. Eine Umstellung auf natürliche Kältemittel ist untrennbar mit der sicheren Entsorgung der bisher eingesetzten Kältemittel und ggf. Treibmittel (im Isolationsschaum) sowie der Altanlagen verbunden. Das betrifft zum Teil auch noch Anlagen mit ozonschädlichem FCKW.

In Bayern ist die Gewerbeaufsicht für die Überwachung der Einhaltung der Anforderungen der Chemikalien-Klimaschutz-Verordnung sowie der EU-F-Gase-Verordnung zuständig. In diesen Bereich fällt auch der illegale Handel mit F-Gasen. Erste Erfahrungen im Zusammenhang mit Kontrollen bei Betrieben sowie zum illegalen F-Gase-Handel wurden auf einer Fachtagung in Nürnberg 2019 vorgestellt.

Fluorhaltige Kältemittel – aber auch ihre Abbauprodukte – können langfristige Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben. So ist z. B. ein bekanntes Abbauprodukt fluorhaltiger Kältemittel die Trifluoressigsäure (TFA), die mit stetig steigender Tendenz auch in Umweltproben in Bayern gefunden wird. TFA kann über den Boden und das Grundwasser ins Trinkwasser gelangen und gilt dort ab bestimmten Konzentrationen als toxisch. Auch deswegen empfiehlt das LfU auf fluorfreie Kälte- und Klimagase umzustellen, die beim atmosphärischen Abbau kein TFA bilden.

Nach wie vor nimmt die Konzentration klimaschädlicher F-Gase in der Atmosphäre kontinuierlich zu. So ist an der Umweltforschungsstation am Schneefernerhaus auf der Zugspitze sowie an Messstationen der Global Atmosphere Watch, einem weltumspannenden Netz von Beobachtungsstationen, weiterhin ein Anstieg der Konzentration des Kältemittels R134a in der Atmosphäre zu beobachten. Diese Beobachtungen bedeuten, dass, auch wenn wesentliche Verbote des F-Gase-Phase-Downs gemäß der EU-F-Gase-Verordnung (EU) Nr. 517/2014 realisiert werden, weitere Herausforderungen bestehen bleiben. Dies betrifft die o. g. Themen wie z. B. den illegalen Handel von fluorierten Gasen, die Umwelteinflüsse von Abbauprodukten oder die umweltgerechte Entsorgung von F-Gasen.

Das hier beschriebene Projekt will zur weiteren Verbreitung umweltfreundlicher Kältemittel beitragen. Die Ausführungen haben gezeigt, dass die Thematik vielschichtig ist und für eine erfolgreiche Umsetzung unterschiedliche Akteure auf regionaler und globaler Ebene notwendig sind. Als Erfolg kann auch gewertet werden, dass Israel im Jahr 2022 auch das Kigali-Abkommen zur weltweiten Reduktion des Einsatzes von Fluorkohlenwasserstoffen (H-FKW) ratifizieren will. Dazu sind Diskussionen im israelischen Parlament bereits durchgeführt. Aktuell wird seitens des Landesamtes noch ein weiteres Projekt in Kooperation mit der Regierung von Westkap, Südafrika, bis Januar 2022 fortgeführt.

Weiterführende Informationen

LfU-F-Gase-Projekt-Homepage:
https://www.lfu.bayern.de/analytik_stoffe/f_gase/index.htm

LfU-F-Gase-Fachtagungen:
https://www.lfu.bayern.de/analytik_stoffe/f_gase/tagungen/index.htm

LfU-Broschüre: https://www.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_klima_00136.htm

LfU-IZU-Liste: https://www.umweltpakt.bayern.de/download/pdf/liste_betriebe_natuerliche_kaeltemittel_07_2017.pdf

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