Wenn die Technik per Hubschrauber kommt

Wärme und Lüftung im Logistikzentrum

Besondere Objekte erfordern manchmal unkonventionelle Maßnahmen. So geschehen im Fall des neuen Logistikzentrums von Amazon. Um die insgesamt 35 Gasmotorwärmepumpen und 20 Lüftungsanlagen auf das großflächige Dach zu bringen, wurde kurzerhand ein Hubschrauber angefordert. Der Aufwand zahlte sich aus: Nur etwa drei Minuten dauerte es, um jede einzelne Anlage an ihren Platz zu bringen. Der straffe Zeitplan des Auftraggebers konnte eingehalten werden.

Der Versandhändler und Dienstleister Amazon baut seine Infrastruktur aus. Ende 2017 hat in Dortmund das europaweit 32. Logistikzentrum des Unternehmens seinen Betrieb aufgenommen, allein im ersten Jahr wurden hier 27 Mio. € Euro investiert. Für die Stadt bedeutet das neue Zentrum darüber hinaus 1000 neue Arbeitsplätze – eine Zahl, die sich im Lauf der Zeit erfahrungsgemäß noch einmal verdoppeln kann.

Generalunternehmer bei dem Großbauprojekt ist die Goldbeck Nord GmbH, die gemeinsam mit KKU als Spezialist für Kälte-, Klima- und Umwelttechnik bereits mehrere Projekte erfolgreich realisiert hat. Auch bei dem neuen Logistikzentrum war KKU der Partner und erhielt den Auftrag, den beinahe 50.000 m2 großen Hallenkomplex mit Klimaanlagen auf dem neuesten Stand der Technik auszustatten. Während die hohen Anforderungen an Energieeffizienz und Zuverlässigkeit mit Yanmar-Gasmotorwärmepumpen problemlos zu erfüllen waren, stellten die imposanten Dimensionen des Hallenkomplexes eine ganz eigene Herausforderung dar. Bedingt durch die äußeren Abmessungen hätte selbst ein Kran mit einem langen Ausleger mehrmals umgesetzt werden müssen, um alle 35 Gasmotorwärmepumpen und 20 Lüftungsanlagen an ihren festgelegten Platz auf dem Hallendach zu setzen. Allein durch diese Unterbrechungen hätte die gesamte Aufstellung mehrere Tage in Anspruch genommen. Um Zeit zu sparen, setzten die KKU-Experten einen Hubschrauber ein und konnten die Aufgabe in weniger als 24 h erledigen.

Mit Gasmotorwärmepumpen die Energiekosten halbieren

KKU realisiert Kälte- und Klimaanlagen in allen Größenordnungen und kooperiert dabei mit dem japanischen Konzern Yanmar. Dessen Gasmotorwärmepumpen arbeiten mit einem hohen Wirkungsgrad und nutzen darüber hinaus kostengünstiges Erdgas als Primärenergieträger. Auf diese Weise ermöglichen sie es, die Energiekosten für das Heizen und Kühlen gegenüber herkömmlichen Elektrosystemen erheblich zu senken – bei zusätzlicher Rückgewinnung der Motorwärme ist durchaus eine Kostenhalbierung erzielbar.

Bei dem neuen Amazon-Logistikzentrum wurden die Gasmotorwärmepumpen über von KKU entwickelte RLT-Kits an die Heiz- und Kühlregister der Lüftungsanlagen angeschlossen und damit zum Herzstück eines leistungsfähigen Gesamtsystems. In dieser Vernetzung liegt eine weitere Stärke des Marler Unternehmens: Sämtliche Komponenten, vom Kältemittel über die Gasmotorwärmepumpen bis hin zu den RLT-Kits bzw. Hydroboxen für die Anbindung an luft- bzw. wassergeführte Systeme, werden von Beginn an mit Blick auf ein perfektes Zusammenspiel ausgelegt. Das bedeutet auch, dass die KKU-Ingenieure im Bedarfsfall die erforderliche Steuerungs- und Regelungstechnik von Grund auf selbst programmieren.

Ein weiterer Vorteil der Gasmotorwärmepumpe ist, dass sie sowohl Kälte als auch Wärme und beides sogar gleichzeitig liefern kann. Auf diese Weise lassen sich selbst bei anspruchsvollen Objekten sehr gut überschaubare Systeme realisieren. „Die Bedienung der Anlage soll so einfach wie möglich sein“, erläutert Alexander Maier, Vertriebsingenieur bei KKU. „Schon bei der Konzepterstellung haben wir darauf geachtet, dass wir trotz der hohen Anforderungen des Kunden und der Komplexität der Gesamtanlage immer die Nutzerfreundlichkeit im laufenden Betrieb im Auge behalten.“

Gasmotorwärmepumpen am Haken

Die Montagearbeiten in und auf dem neuen Amazon-Logistikzentrum begannen im März 2017. Mit durchschnittlich sechs und zeitweise bis zu 13 Monteuren auf der Baustelle sowie zwei Mitarbeitern im Büro in Marl war fast das gesamte KKU-Team in das Projekt involviert. Die Installation erfolgte in mehreren Schritten. Zunächst wurde die Rohmontage von Rohrleitungen und Geräten auf unbefestigtem Boden vorgenommen. Dann folgte die Montage von Rohrleitungen und Verkabelungen auf betoniertem Boden. Anschließend wurden die Feldgeräte innerhalb der Halle montiert und die elektrischen Komponenten angeschlossen. Nachdem die Montage innerhalb des Logistikzentrums abgeschlossen war, stand das Team der KKU schließlich vor der größten Herausforderung, die Außengeräte auf dem Dach aufzustellen und anzuschließen.

Das neue Zentrum besteht aus fünf einzelnen Hallenabschnitten. Zusammen sind die Abschnitte 316 m lang und 157 m breit. Die Hallenhöhe beträgt innen 12,20 m, die Hallenhöhe vom Fertigfußboden bis zur Attika sogar 13,90 m. Angesichts dieser überdimensionalen Maße brachte der Einsatz des Helikopters entscheidende Vorteile mit sich: Durch den Lufttransport sank die durchschnittliche Aufstellzeit für jedes Gerät auf lediglich 187 Sekunden – ein Wert, der mit einem Kran keinesfalls hätte erreicht werden können. Die Arbeiten der anderen Gewerke mussten somit nur für einen Tag – bewusst wurde der Lufttransport auf einen Samstag gelegt – unterbrochen werden und auch die typischen Beeinträchtigungen im Rahmen eines Kraneinsatzes konnten vermieden werden. Da der ambitionierte Zeitplan eine besonders enge Abstimmung zwischen allen beteiligten Gewerken und auch mit dem Generalunternehmer Goldbeck erforderte, gaben diese Vorteile letztlich den Ausschlag.

Das von KKU beauftragte Unternehmen Deutsche Helikopter ist spezialisiert auf Lastentransporte, die nicht mit einem Kran erledigt werden können. In diesem Fall wurde die jeweilige Last, eine Yanmar-Gasmotorwärmepumpe bzw. Lüftungsanlage vom Systempartner DencoHappel, an einem Haken außerhalb des Hubschraubers befestigt. Auf diese Weise können Geräte mit einem Maximalgewicht von 1400 kg befördert werden. Der Einsatz des Hubschraubers machte auf der Baustelle eine Sicherheitseinweisung notwendig, denn alle Beteiligten und auch die Zuschauer müssen sich bei einem solchen Lastentransport stets über die besonderen Risiken und Vorsichtsmaßnahmen im Klaren sein. So müssen beispielsweise sämtliche Bereiche unterhalb des Hubschraubers bzw. des Flugkorridors jederzeit frei von Personen sein. Außerdem müssen flugrechtliche Genehmigungen eingeholt werden, das Gelände muss von beweglichen Gegenständen wie etwa Planen befreit werden und schließlich müssen alle Komponenten so vorbereitet sein, dass der Hubschrauber durchgängig im Einsatz bleiben kann. „Der Hubschrauber­einsatz stellte für uns ein absolutes Novum dar“, erklärt Sven Schwarze, Geschäftsführer von KKU Concept. „Dank minutiöser Planung hat jedoch alles hervorragend geklappt – die Entscheidung für den unkonventionellen Lufttransport war völlig richtig!“

Das neue Amazon-Logistikzentrum in Dortmund:
eine Teileliste

35 Yanmar-Gasmotorwärmepumpen (Gesamtleistung 3,326 MW Wärme, 2,975 MW Kälte)


20 Lüftungsanlagen (Gesamtdurchsatz 120.000 m3/h)


136 Yanmar-Inneneinheiten (Gesamtdurchsatz 543.840 m³/h)


ca. 6 km Kupferrohr


ca. 25 km Kabel

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