Stabwechsel bei Störk-Tronic

Interview mit Andreas und Gabor Kleimann

Störk-Tronic in Stuttgart ist einer der führenden Hersteller elektronischer Mess-, Steuer- und Regelungstechnik für Kältetechnik und Heizsysteme. Dieses Jahr geht bei dem Unternehmen eine Ära zu Ende. Andreas Kleimann übergibt nach fast 30 Jahren die Geschäftsführung an seinen Sohn Gabor Kleimann. Den Stabwechsel im Unternehmen nahm die KKA-Redaktion zum Anlass, um mit beiden über das Unternehmen selbst, aber auch über allgemeine Branchenthemen zu sprechen.

KKA: Sehr geehrter Herr Kleimann, geben Sie doch zu Beginn des Gesprächs erst einmal unseren Lesern, die Störk-Tronic nicht so gut kennen, einen kurzen Einblick in die Geschäftsbereiche und Historie Ihres Unternehmens.

Andreas Kleimann: Die Geschichte des Unternehmens Störk-Tronic beginnt damit, dass ich im Jahre 1993 die von mir aufgebaute Elektronik-Abteilung des damaligen Unternehmens Wilhelm Störk, als dieses in eine wirtschaftliche Schieflage geriet, übernehmen konnte. Heute bezeichnet man das als Management-Buy-Out, damals bedeutete es den Verkauf meines Einfamilienhauses und viele zusätzliche Schulden. Glücklicherweise hat sich diese Aktion sowohl für uns als auch für die Hausbank ausgezahlt. Die gute Entwicklung des Unternehmens ermöglichte in den darauffolgenden Jahren den Bau eines eigenen Firmengebäudes in Stuttgart-Vaihingen. Heute ist die Mitarbeiterzahl von ursprünglich fünf auf knapp 100 gestiegen. Unsere Unternehmensphilosophie ist es, den Gesamtprozess zu kontrollieren. Wir „handeln“ nicht mit fremden Produkten. Alles wird in unserem Stammhaus in Stuttgart entwickelt, produziert und verkauft. Unsere Fertigung verfügt über die besten Anlagen für den SMD-Produktionsprozess. Unsere Qualitätssicherung umfasst neben umfangreichen und 100-prozentigen Prüfprozessen auch einen finalen 24-Stunden-Dauertest bei erschwerten Bedingungen. Wir leben wahrhaftig unseren Werbeslogan: „100 % made in Germany“.

70 % unseres Umsatzes erzielen wir mit kältetechnischen Steuerungen. Diese sind sowohl im industriellen als auch im gewerblichen Bereich zu finden. In den vergangenen Jahren hat sich zudem der Bereich medizintechnischer Kühlungen sehr positiv entwickelt.

KKA: In diesem Jahr wollen Sie die Geschäftsführung an Ihren Sohn übergeben und nur noch beratend tätig sein. Wie schwer fällt es loszulassen?

Andreas Kleimann: Mein Sohn ist seit über fünf Jahren bei Störk-Tronic tätig. Nach seinem Studium hatte er mehrere sehr verantwortungsvolle Jobs im In- und Ausland, so dass bei ihm bereits zu Beginn eine Menge „Rüstzeug“ vorhanden war. Nach fünf Jahren der engsten Zusammenarbeit sind wir beide richtig vorbereitet für unsere zukünftigen Aufgaben: mein Sohn für die alleinige Führung der Firma und ich für den Job eines Beraters. Es wäre gelogen zu behaupten, dass es mir leicht fällt. Jedoch denke ich, dass diese Konstellation ein Optimum für ein familiengeführtes Unternehmen darstellt und die Fortführung der Firma Störk-Tronic langfristig sichert. Leider ist dies heute keine Selbstverständlichkeit mehr und ich bin froh und glücklich darüber, dass mein Sohn das Unternehmen fortführen wird. Selbstverständlich möchte ich auch in Zukunft noch einiges tun und mich u.a. weiterhin mit meinem Lieblingsthema, der strategischen Produktentwicklung, beschäftigen.

KKA: Herr Kleimann (Junior), und wie fühlen Sie sich, wenn Sie künftig alleine am Steuer des Unternehmens stehen?

Gabor Kleimann: Zum einen empfinde ich es als große Ehre, das Lebenswerk meines Vaters fortführen zu können, zum anderen möchte ich das Unternehmen natürlich auch nach meinen eigenen Vorstellungen weiterentwickeln. Dabei freue ich mich ganz besonders darüber, dass mein Vater und ich die gleiche Vision für Störk-Tronic teilen. Daher war es mein ausdrücklicher Wunsch, dass mein Vater dem Unternehmen so lange wie möglich aktiv erhalten bleibt. So sehe ich uns beide nach wie vor als Team, auch wenn ich formell die alleinige Verantwortung trage.

KKA: In den vergangenen Monaten haben Sie Ihre Vertriebsaktivitäten durch die Einstellung weiterer Außendienstmitarbeiter und eine neue Niederlassung in den Niederlanden verstärkt. Ein Zeichen für Wachstum des Marktes bzw. Ihres Unternehmens oder was sind hier die Beweggründe gewesen?

Gabor Kleimann: Da wir auf dem deutschen Markt sehr gut positioniert sind und in vielen Nischen bereits Marktführer sind, wird es zunehmend schwerer für uns neue Marktanteile zu erobern. Als Technologieführer sind wir jedoch der Überzeugung, Kunden auch in preissensiblen Märkten außerhalb Deutschlands einen entscheidenden Zusatznutzen bringen zu können. Der Schritt, 2011 eine Tochtergesellschaft in Frankreich zu eröffnen, war ein Härtetest, da wir mit 0 Euro Umsatz gestartet sind. Heute sind wir dort z.B. im Bereich Ladenbau Marktführer.

KKA: Sie sind international tätig. Entwickeln sich aus Ihrer Sicht die Märkte in Europa bzw. weltweit in ähnlicher Weise – gibt es Ausreißer nach oben und unten?

Gabor Kleimann: Wir sind hauptsächlich in Europa tätig und obwohl sich die Märkte wirtschaftlich sehr heterogen entwickeln, kann man durchaus von einer Harmonisierung des Kundenanspruchs insgesamt sprechen. Dies steht vor allem im Zusammenhang mit der Vergleichbarkeit der Produkte im Internet über die Landesgrenzen hinaus. Unsere Kunden, egal wo in Europa, erwarten von uns die bestmögliche Lösung für ihre Anwendung. Nichtsdestotrotz sehe ich den deutschen Markt, bedingt durch die mittelständisch geprägte Unternehmenskultur, im Vergleich zu vielen süd- oder osteuropäischen Märkten als solider aufgestellt.

KKA: Welche technischen Entwicklungen hat es in letzter Zeit bei Störk-Tronic gegeben und welche Trends zeichnen sich im Bereich der Regeltechnik generell ab?

Andreas Kleimann: Für uns steht neben den Grundfähigkeiten einer Steuerung stets auch der Kundennutzen im Vordergrund. Wir möchten nicht nur ein Katalogprodukt, sondern auch eine für den jeweiligen Kunden optimal angepasste und, soweit es geht, schlüsselfertige Lösung anbieten. Neben den Kosten für die Steuerung sind auch die Folgekosten, wie zum Beispiel Montagekosten und Kostenvorteile durch besseres Design, zu betrachten. Bedingt durch eine gute Beratung, Qualität und die bessere Technik ergeben sich für unsere Kunden geringere Gesamtkosten. Auch im Dienstleistungsbereich werden die Erwartungen unserer Kunden immer größer. Fernwartung und Fernzugriff ermöglichen eine bessere Wartung und Sicherheit der Anlagen. Dies ist nur mit Hilfe von vernetzbaren Produkten möglich. Stichwörter sind hier Internetanschluss und Cloud-Technologie.

KKA: Wenn Fernwartung und Fernzugriff Ihren Worten zufolge an Bedeutung zunehmen, welche sicherheitstechnischen Aspekte gilt es da zu beachten? Können Sie ausschließen, dass Unberechtigte auf Kältesysteme zugreifen, bzw. wie kann man dies verhindern?

Andreas Kleimann: Eine hundertprozentige Sicherheit zu garantieren, wäre zu vermessen. Sollten wir diese Technologie beherrschen, müssten wir in ganz anderen Geschäftsfeldern aktiv werden. Die Frage der Sicherheit ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Softwareentwicklung. Es wundert uns manchmal, wie gelassen diese Aspekte von manchen unserer Wettbewerber behandelt werden. Unsere Aufgabe ist es, jeden Tag den höchsten Standard anzubieten und in Folge dessen die höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten. So manche unserer Updates dienen heute nicht der Verbesserung der Funktionalität, sondern der Verbesserung der Sicherheit.

KKA: Zum Schluss bitte noch ein Ausblick in die Zukunft. Wo wollen Sie mit Störk-Tronic in fünf Jahren stehen?

Gabor Kleimann: Ich bin in der glücklichen Situation, von meinem Vater ein gesundes und grundsolide aufgestelltes Unternehmen zu übernehmen. Mein erstes Ziel ist es daher, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Unsere Mitarbeiter-Loyalität ist sehr hoch und die Fluktuation sehr gering, was für mich in einem umkämpften Personalmarkt wie Stuttgart ein sehr positives Zeichen ist. Hier ist mein Anspruch natürlich, dass unsere Mitarbeiter weiterhin zufrieden sind und uns treu bleiben. Jedoch bin ich auch sehr ambitioniert und möchte, dass das Unternehmen weiter wächst und expandiert. Dies wird auch in Zukunft, was die Fertigung und auch die Produktentwicklung betrifft, weiterhin von Stuttgart aus geschehen, getreu unserem Motto: „100 % made in Germany“.

Natürlich möchten wir uns auch technisch immer weiter entwickeln. Uns ist bewusst, dass wir als relativ kleines Unternehmen auf dem neuesten technischen Stand sein müssen. Dies betrifft die Produktentwicklung, die Fertigungstechnik, das Qualitätsmanagement und die Kundenbetreuung. Für uns ist dies keine Frage der Differenzierung, sondern unsere Kernphilosophie.

KKA: Herzlichen Dank für das Gespräch.

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