Spezialist für stationäre und mobile Kälte

70 Jahre Große Kracht in Osnabrück

Viele etablierte Kältefachbetriebe entstanden in den 60er Jahren und können auf ein halbes Jahrhundert Firmengeschichte zurückschauen. Die Firma Große Kracht aus Osnabrück darf man daher mit ihren 70 Jahren zu den Pionieren in unserer Branche zählen. Am 29. Mai 2015 wurde mit 160 geladenen Gästen das Firmenjubiläum in Osnabrück groß gefeiert – die KKA-Redaktion war vor Ort mit dabei und fand ein Unternehmen vor, das in der Form wohl einzigartig ist.

Einzigartig – es klingt fast vermessen, wenn man eine Firma so nennt, aber für die Osnabrücker Josef Große Kracht GmbH & Co. (www.grosse-kracht.de) trifft es wohl zu – zumindest als sehr außergewöhnlich darf man die niedersächsischen Kältespezialisten aber sicher bezeichnen. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen sind 70 Jahre Tätigkeit in der Kältetechnik für einen Handwerksbetrieb in Deutschland sicher die Ausnahme. Dann gehört man mit ca. 100 Mitarbeitern zu den Top Ten, was die Betriebsgröße betrifft. Außergewöhnlich ist auch der vorbildhafte Stabwechsel in der Geschäftsleitung von Dieter Große Kracht an seinen Nachfolger Torsten Buddenbohm, aber vor allem ist es extrem selten, dass sich ein Kälte-Fachbetrieb sowohl in der stationären als auch in der Transportkälte als Spezialist erweist.

Kühlmöbel-Geschäft und stationäre Anlagen als Basis

Die technologische Basis legte Josef Große Kracht, der Vater des heutigen geschäftsführenden Gesellschafters Dieter Große Kracht, ab 1945 mit der Entwicklung der ersten eigenen stationären Kühlanlagen. Dazu gehörten die Konzeption und der Bau eigener Schaltschränke als technisches „Herzstück“ eines jeden Kühlsystems. Diese selbst entwickelten und gebauten Schaltschränke bilden bis heute die Kernkompetenz des Unternehmens. In den ersten Jahren zwischen 1945 und 1950 konzentrierte sich Große Kracht zunächst auf die Reparatur von bestehenden Anlagen und den Anlagen-Service. Mit der Entwicklung eigener Kälteanlagen baute Josef Große Kracht das Neuanlagengeschäft sukzessive aus. Die Basis des Kundenkreises stellten Schlachtereien, Bäckereien, Konditoreien und Gaststätten dar – später kamen Lebensmittelgeschäfte im Groß- und Einzelhandel hinzu.

1959 wurde das Unternehmen Vertragshändler der Tyler-Refrigerations GmbH, die in Schwelm Supermarktkühlmöbel nach Gesichtspunkten des amerikanischen Marktes produzierte (Tyler wurde später von Linde übernommen, daraus entstand wiederum die heute zum Carrier-Konzern gehörende Firma Celsior). „Mit der rasanten Entwicklung der Verbrauchermärkte erwies sich diese Kooperation als richtig und zukunftsweisend“, sagt Dieter Große Kracht rückblickend. „Mit dem Umzug 1963 in das Gewerbegebiet Osnabrück-Fledder hatten wir dann die Möglichkeit, deutlich zu expandieren und die eigenen Produktionskapazitäten aufzubauen – das Gelände wuchs von anfangs 1800 auf heute über 10.000 m².“

Während sich viele Kältefachbetriebe über die Jahre aus dem Geschäft mit Kühlmöbeln verabschiedet haben, ist Große Kracht auch heute noch in diesem Bereich vor allem bei mittelständischen Kunden aus dem Lebensmitteleinzelhandel tätig. Große Kracht plant, baut und wartet zudem die dazugehörigen stationären Kälteanlagen und projektiert auch die gesamte Kältetechnik für Gewerbeeinheiten. In der stationären Kälte ist das Osnabrücker Unternehmen seit 1999 in ganz Deutschland tätig – als Gründungsmitglied der Temtec, eines bundesweit agierenden Gemeinschafts-Unternehmens führender Kälte-Klima-Fachbetriebe. Der Verwaltungsratssprecher der Temtec-Gruppe und Obermeister der niedersächsischen Innung, Reiner Bertuleit, war daher auch bei der Firmenfeier in Osnabrück dabei und hielt eine Rede über die Historie der Kältetechnik, bei der er die Parallelen zur Geschäftsentwicklung der Firma Große Kracht aufzeigte.

Thermoking-Partner seit 36 Jahren

Während die stationäre Kältetechnik von Beginn an zum Portfolio gehörte, erfolgte der Einstieg in die mobile Kältetechnik parallel zur weltweiten technischen Entwicklung von Transport-Kühlaggregaten. Anfang der 70er Jahre entwickelte sich der Bereich Fahrzeugkühlung zu einem nennenswerten Geschäft, da in der Zwischenzeit zahlreiche Kunden sowohl stationäre als auch Transportkälte-Anlagen für die zu kühlenden Waren benötigten. 1976 wurde die erste Thermoking-Anlage in einem Transporter eingebaut – damals musste der für das amerikanische Unternehmen unbekannte Fachbetrieb noch Vorkasse leisten. Das sieht schon seit vielen Jahren anders aus, denn die ersten Projekte mündeten schließlich 1979 in einem Händlervertrag mit Thermo King für das Verkaufsgebiet Nordwest-Deutschland. Die seit 36 Jahren bestehende Partnerschaft wurde auch von Christian Dinse, dem zuständigen Gebietsleiter von Thermoking, bei der Firmenfeier hervorgehoben, der sich für die angenehme und erfolgreiche Geschäftsbeziehung bedankte und diese bestärkte.

Mit der Gründung von mehreren neuen Niederlassungen gewährleistet Große Kracht auch in der Transportkälte einen flächendeckenden Service. Den hohen Anspruch, den man bei Große Kracht an die Servicequalität setzt, sieht Dieter Große Kracht mit als Hauptgrund für den jahrzehntelangen Erfolg seiner Firma. Früher sei es deutlich schwieriger gewesen, diesen Anspruch zu erfüllen. In Zeiten von Handy und Routenplaner könne man heute viel schneller agieren als vor Jahren, wo Monteure unterwegs kaum erreichbar gewesen seien. Die deutlich höhere Störanfälligkeit der damaligen Transportkälteanlagen sei erschwerend hinzu gekommen. Heute gebe es ganz andere Herausforderungen, wenn z.B. Kühlwagen mit extrem hohen Werten unterwegs seien – z.B. bei Blutplasma- oder Pharmaka-Transporten –, die nur geringste Temperaturschwankungen im Lagerraum vertrügen.

Am Hauptstandort Osnabrück bietet Große Kracht seinen Kunden mit dem Geschäftsbereich „Thermotransporter“ zudem Isolier-Ausbauten für Kühlfahrzeuge aller großen Herstellermarken. Darüber hinaus liefert der Kälte-Spezialist Klimaanlagen für Bus und Bahn sowie kühltechnische Lösungen für Luft-, Bahn- und Seetransporte. Heute macht das Transportkälte-Geschäft etwa 60 % des Umsatzes aus, in der stationären Kälte werden 40 % erwirtschaftet. Im Unterschied zu früheren Jahren sei es allerdings heute fast so, als ob zwei unabhängige Unternehmen tätig seien, erklärt Torsten Buddenbohm im Gespräch mit der KKA-Redaktion. Heute ließen sich die Fahrzeug-Experten kaum noch in der stationären Kälte einsetzen und umgekehrt – zu speziell seien mittlerweile die Anforderungen im jeweiligen Fachgebiet.

Nachfolge gesichert

Nach Josef Große Kracht und Dieter Große Kracht (75) steht nun mit Torsten Buddenbohm (49) – seit 2002 als zweiter Geschäftsführer und seit 2005 als Gesellschafter im Unternehmen – der dritte Mann bereit, das Steuer des Betriebs zu übernehmen. „Bist Du bereit, die Firma weiterzuführen?“ Dieser Frage haben sich sowohl Dieter Große Kracht als auch Torsten Buddenbohm gestellt und sie mit einem entschlossenen „Ja!“ beantwortet. Die erfolgreiche Nachfolgeregelung und damit verbunden der schrittweise Rückzug des Senior-Gesellschafters boten auch den würdigen Anlass für eine Rückschau und einen Ausblick in die Zukunft im Rahmen der Firmenfeier. Torsten Buddenbohm nutzte die Gelegenheit für eine „Danksagung an die loyalen Mitarbeiter“ und an Dieter Große Kracht, der „mit unternehmerischer Weitsicht die Weichen für die Zukunft des Unternehmens gestellt hat“. Er ging auch auf seine eigenen Anfänge im Unternehmen ein – und damit auf das Thema der rechtzeitigen und geordneten Überführung an die jeweils nächste Generation. Wie auch Dieter Große Kracht stand Torsten Buddenbohm vor der Frage, ob er seine bereits eingeschlagene berufliche Laufbahn aufgibt und in das Familienunternehmen als Geschäftsführer einsteigt.

Und wer wird in ferner Zukunft Torsten Buddenbohm nachfolgen? Die Frage stellt sich zwar noch lange nicht, aber dass Torsten Buddenbohm viel an der Heranführung und Sicherung des Nachwuchses liegt, stellte Reiner Bertuleit in seiner Rede heraus: „Der offizielle Ansprechpartner für die Auszubildenden bei Große Kracht heißt laut Firmen-Homepage Torsten Buddenbohm – das heißt für mich: Hier ist Ausbildung Chefsache!“. Und genau diese Priorisierung sei aufgrund der demografischen Entwicklung heutzutage angebracht. „Die Königsdisziplin und die entscheidende Frage wird sein: Wie bekommen wir die jungen Leute ins Geschäft? Die Antwort kann nur heißen: ausbilden, ausbilden, ausbilden!“ Und vielleicht steht ja in 20 Jahren ein heutiger Azubi bereit, um die Geschäfte zu übernehmen.

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