Entwicklungen und Perspektiven natürlicher Kältemittel

Aktuelle Entwicklungen und attraktive Anwendungsmöglichkeiten in der Kältetechnik mit natürlichen Kältemitteln stellten die Vortragenden der eurammon-Veranstaltung „Natural Refrigerants – Growing strong, acting smart, moving forward“ im Schweizerischen Schaffhausen vor.
 
Im Rahmen der Vortragsveranstaltung berichteten neun Referenten in ihren Präsentationen unter anderem über Erfolgsbeispiele aus der Anwenderpraxis, von neuartigen Einsatzmöglichkeiten und derzeitigen Entwicklungen und Trends natürlicher Kältemittel auch außerhalb Europas. Der Fokus der Veranstaltung lag auf dem Thema Lebensmittelkühlung, insbesondere auf der Supermarktkälte.
In diesem Zusammenhang zeigte Raymond Burri von der Firma Walter Wettstein AG ein Beispiel kombinierter Kälte- und Wärmeerzeugung eines Lebensmittelherstellers auf. Neben einer neuen Kälteanlage kommt in der Produktionsstätte für Schokolade auch eine Wärmepumpe zum Einsatz, die Abwärme aus dem Kälte- und Klimatisierungsprozess nutzt. Beide Systeme verwenden das Kältemittel Ammoniak. Mit der neuen Anlage spart der Auftraggeber nicht nur Energiekosten, sondern reduziert seine CO2-Emissionen um rund 47 %.
 
Karl Huber von der HKT Huber-Kälte-Technik GmbH widmete sich dem Thema Brauereikühlung und präsentierte eine nachhaltige Kältelösung mit dem Kältemittelgemisch Ammoniak-Dim­ethyl­ether (R723). Dabei stellte er heraus, dass das natürliche Kältemittel Ammoniak bei Brauereien durch seine lange Tradition eine hohe Akzeptanz hat. Bei den meisten Bierherstellern in Deutschland handelt es sich jedoch um kleine Mikrobrauereien mit eher geringem Produktionsvolumen, für die herkömmliche Anwendungen mit Ammoniak aufgrund des geringeren Kältebedarfs nicht in Frage kamen. Dagegen sei es mit R723 möglich, Anlagen im Leistungsbereich zwischen 5 und 200 kW energieeffizient und umweltfreundlich umzusetzen.
 
Janos Winter von der Firma QPlan Ltd. aus Ungarn machte sich für den Einsatz von NH3/ CO2-Kaskadenanlagen stark, während sich Josef Riha im Rahmen seines Vortrags für die Firma thermofin GmbH aufgrund der ebenfalls guten thermodynamischen Eigenschaften und der Anwendbarkeit in verschiedenen Temperaturzonen für den verstärkten Einsatz von Propan aussprach.
 
Die Supermarktkette Sainsbury’s aus Großbritannien will bis 2030 alle Kälteanlagen mit CO2 ausgestattet haben. Im Februar ging der 100. Store mit einer CO2-Kälteanlage an den Start. Der Carbon-Footprint verringere sich bei Anlagen mit Kohlendioxid im Vergleich zu vorher verwendeten Kältemitteln wie R404a um rund 30 %. Gleichzeitig besteht aber gerade bei der Wartung und Instandhaltung der Anlagen noch große Unsicherheit und mangelnde Erfahrung.
 
Auch die Migros-Supermärkte setzen beim Thema Supermarktkühlung auf ein ganzheitliches Energieeffizienzkonzept. Hans Balatka, Projektmanager und Consultant im Bereich Kältetechnik, stellte das systematische Energiemanagement für die Supermärkte der Gruppe vor, das es möglich macht, den Energieverbrauch untereinander zu vergleichen. Dabei werde auch deutlich, ob und welche Anlagen nicht optimal eingestellt seien oder falsch betrieben würden.
 
Einen Blick in Sachen natürliche Kältemittel über den europäischen Tellerrand hinaus auf die Gulf-Cooperation-Council-Staaten (GCC-Staaten) boten Balakrishnan Surendar, Redaktionschef des in Dubai ansässigen Climate Control Middle East magazine sowie Carlos de Ceballos von der Firma Apina aus Spanien. Surendar informierte über die Entwicklungen und die Nutzung natürlicher Kältemittel in den GCC-Staaten. Dabei hob er hervor, dass insbesondere der Lebensmittelbereich, die Fernkälte und der Bereich des Turbine Inlet Air Cooling (TIAC) in Kraftwerken zukünftige Anwendungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für natürliche Kältemittel bieten. Um neue Trends im Bereich der Kälte- und Klimatechnik abzusehen, habe man den amerikanischen und europäischen Markt stets im Blick, einschließlich aktueller politischer Diskussionen und Gesetzgebungen. In Verbindung mit dem beträchtlichen Energiebedarf der Golfstaaten referierte Carlos de Ceballos über TIAC-Anwendungen in Kraftwerken mit dem natürlichen Kältemittel Ammoniak. Dabei machte er auf spezifische Herausforderungen aufmerksam, denen sich sowohl Kälteprofis wie etwa Planer und Anlagenbauer als auch die Kraftwerke als neue Betreibergruppe von Kälteanlagen gegenübersehen.
 
Allen Interessierten stehen die Vorträge der Veranstaltung auf der eurammon-Webseite www.eurammon.com zum Download zur Verfügung.

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