Die erste Skihalle der Welt

Kunst-Schneepalast in Wien

Als das „Neue Wiener Journal“ im November 1927 Parallelen zwischen Wien und dem Schweizer Skiort St. Moritz zog, gab es dafür einen konkreten Grund: Die erste Indoor-Wintersportanlage der Welt war gerade in der Ankunftshalle des stillgelegten Nordwestbahnhofs eröffnet worden. Aber gab es damals schon Schneekanonen? Dazu nachfolgend eine kurze Zusammenstellung von Bildern und Textauszügen eines längeren Beitrags aus dem „Wien Museum Magazin 2021“.

Im „Schneepalast“ standen den Wintersportbegeisterten auf einer rund 3000 m2 großen Fläche zwei Skipisten sowie eine Rodelbahn zur Verfügung. Die Rodel wurden mit einem elektrischen Liftsystem auf den künstlichen Berg gezogen. Eine Schanze, die Wettkampf-Springern vorbehalten war, ließ Sprünge bis zu einer Weite von 20 Metern zu.

Für die Errichtung der künstlichen Berg­attrappe war die Bahnhofshalle mit einer 64 Meter langen, 16,60 Meter hohen und 28 Meter breiten Holzkonstruktion adaptiert worden. Darauf lagen Kokos- und Bürstenmatten mit einer zehn Zentimeter hohen Kunstschneeschicht.

Da staunt man: Gab es denn damals schon Schneekanonen zu Herstellung von Kunstschnee? Nein, offensichtlich nicht. Der Erfinder des Kunstschnees war Laurence Clarke Ayscough, der bereits im Frühjahr 1927 in einer Automobilhalle auf dem Berliner Messegelände eine Winterlandschaft errichtet hatte. Ayscoughs Kunstschnee war eine Mischung aus Waschsoda, Sägespänen und Wasser, die später als „Schneeersatz“ sogar ein Patent erhielt. Die für die Anlage benötigten 150 Tonnen „Kunstschnee“ wurden von einer Chemie­fabrik in Moosbierbaum geliefert.

Anfänglich war die Euphorie für die Anlage in Wien groß. Später stellte man aber fest, dass die Soda-Mischung Juckreiz und Atembeschwerden verursachte und bei Stürzen die Kleidung beschädigt werden konnte. Die negative Berichterstattung und der schneereiche Winter in der Saison 1927/28 führten bald zu einem Besucherrückgang. Am 10. März 1928, nur 103 Tage nach der Eröffnung, musste der Betreiber Insolvenz anmelden.

Dennoch setzte sich der Trend zu überdachten Wintersportanalgen international fort. In den 1930er Jahren wurden etwa in Lyon, London, Paris, Boston oder New York ähnliche Anlagen errichtet – deren Existenz war aufgrund der immensen Bau- und Betriebskosten freilich ebenso nur von kurzer
Dauer.

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