Hochbau: Hoffnungsschimmer mit Hindernissen

Der deutsche Hochbau befindet sich weiterhin in schwierigem Fahrwasser. Nach einem unerwartet starken Einbruch im Jahr 2024 mit einem realen Rückgang von 3,6 %, rechnet die aktuelle Hochbaustudie von EY-Parthenon erst ab 2026 wieder mit leichtem Wachstum. Die Kombination aus konjunktureller Unsicherheit, dem Ende der Ampelkoalition und anhaltend hohen Baukosten hat 2024 für Investitionszurückhaltung gesorgt – sowohl im Neubau als auch in der Renovierung.

Auch 2025 bleibt laut Studie ein Übergangsjahr. Private Bauherren und Investoren zögern weiterhin angesichts volatiler Zinsen und hoher Baupreise. Zwar verbessert sich das Marktumfeld allmählich, die Erholung des Hochbaus wird sich jedoch erst ab 2026 mit einem prognostizierten Wachstum von 1,2 % bemerkbar machen. Für 2027 erwartet die Studie ein Wachstum von 1,5 %. Besonders im Neubau sind erste positive Impulse zu erwarten, während Renovierungen weiterhin verhalten anlaufen dürften.

Ein zentrales Problem bleibt die geringe Wirtschaftlichkeit vieler Bauprojekte. Die Baugenehmigungen gingen 2024 erneut um 11 % zurück – im gewerblichen Wohnungsbau sogar um 22 %. Gleichzeitig bleiben die Herstellungskosten hoch: In deutschen Großstädten liegen diese laut der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. (ARGE) bei rund 4.500 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Bürokratiekosten machen dabei bis zu 15 % aus. EY-Parthenon sieht ein Einsparpotenzial von rund 2,7 Mrd. Euro, insbesondere durch Standardisierung, digitale Verfahren und Vereinfachung der Abläufe – was man bereits versucht, mit dem „Bau-Turbo“ umzusetzen. Maßnahmen zur Reduzierung dieser Last könnten die Baukosten um bis zu 3 % senken und zugleich die Effizienz der Genehmigungsprozesse steigern.

Die kommenden Jahre sind für den Hochbau entscheidend: Ob politische Impulse, ein stabileres Zinsumfeld und gezielte Entbürokratisierung die Trendwende stützen können, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Eine nachhaltige Erholung erfordert mehr als konjunkturelle Besserung – sie braucht verlässliche Rahmenbedingungen und praxisnahe Reformen.

 

Ihr KKA-Chefredakteur

Matthias Schmitt

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