Studie zum Nutzerverhalten

Branchen-Software in der Kältetechnik

Die Geburtsstunde des PC – des Personal Computers – war im Jahre 1982. Mittlerweile hat jeder Betrieb mindestens einen dieser elektronischen Helfer im Einsatz. Der PC selber ist eigentlich wertlos, erst die installierte Software und deren Möglichkeiten machen ihn zu einem hilfreichen Mitglied eines jeden Betriebes. Und hier ist in den Jahren seit 1982 eine schier unendliche Fülle von Produkten entwickelt worden, die als kommerzielle oder auch als kostenlose Lösungen von den Betrieben genutzt werden können. Doch welche Softwarelösungen werden von Kälte-/Klima-Fachbetriebe eingesetzt und zu welchen Zwecken? Dieser Frage ist der BIV nachgegangen.


Aufgrund der Vielzahl der Lösungen stehen viele Betriebe vor der Frage: Welche Software brauchen wir für welchen Bereich? Welcher Bereich kann mit kostenloser, sogenannter Freeware abgedeckt werden? In welchem Bereich ist eine kommerzielle, also kostenpflichtige Software sinnvoll? Daher wollte im Frühjahr 2011 der Bundesinnungsverband (www.biv-kaelte.de) Licht in den Software-Dschungel bringen. Die Geschäftsstelle des BIV hat dazu einen Fragebogen an alle Mitgliedsbetriebe verschickt, in dem diese nach ihrer Ausstattung und Erfahrung mit der eingesetzten Software gefragt wurden.

Hintergrund dieser Aktion war die Tatsache, dass viele Prospekte und Produktinformationen bestimmte Funktionen der Software in den Vordergrund stellen. Wesentlich aussagekräftiger ist aber die kollektive Erfahrung der Betriebe aus mehr als 30 Jahren PC- und damit Software-Einsatz. Diese gemeinschaftlich erarbeitete Erfahrung sollte erfasst und ausgewertet werden. Inhaltlich wurden der Einsatz im klassischen kaufmännischen Bereich, in der Arbeitsorganisation, aber auch in den fachspezifischen Gebieten wie Kühllastberechnung oder Rohrnetzberechnung vom Fragebogen erfasst. Eine erfreulich hohe Anzahl an Betrieben hat sich beteiligt und die Fragen ausführlich beantwortet. Darüber hinaus wurden auch zahlreiche Kommentare zu den einzelnen Bereichen abgeben. Damit liegt dem BIV nun eine Marktanalyse vor, die nach über 30 Jahren PC-Einsatz nicht nur die Entwicklung dieses Bereiches dokumentiert, sondern auch eine wertvolle Hilfe für die Betriebe darstellt. Es zeigt sich eine Vielzahl von individuellen Software-Lösungen, die sich die Betriebe häufig selbst zusammengestellt haben, damit alle relevanten Bereiche abgedeckt werden können.


Einsatzgebiete von Softwarelösungen

Der Siegeszug der Computer ist eindeutig erkennbar: Alle befragten Betriebe, also 100 %, setzen kaufmännische Software in den unterschiedlichen Bereichen ein. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Finanzbuchhaltung und im Rechnungswesen, wo knapp 89 % angaben, die EDV zu nutzen. Bei der Artikel- und Lieferantenverwaltung sind es sogar über 90 %, die die Möglichkeiten der eingesetzten Software nutzen. Für die Vertriebsaktivitäten nutzen ebenfalls 88 % Software. Die nächsten Gebiete in der Beliebtheitsskala waren mit 87 % die Kundenverwaltung und die Lagerverwaltung mit 74 % bzw. die Materialbeschaffung. Im Mittelfeld fanden sich Controlling mit 66 %, die Personalverwaltung mit 64 % und das Projektmanagement mit 55 %. Die Bereiche mit dem geringsten Software-Einsatz waren mit 51 % die Archivierung von Dokumenten, mit  49 % die Lohnbuchhaltung und als Schlusslicht mit nur 26 % die Produktionsplanung. Hier werden aber erfahrungsgemäß die meisten Mitgliedsbetriebe eh wenig Bedarf haben.

Im fachspezifischen „Technischem  Bereich“ wurde die Kühllastberechnung mit 53 % am häufigsten genutzt, gefolgt von der Rohrnetzberechnung mit 40 %. Klimalastberechnung oder Luftenthalpieberechnungen waren mit 36 % bzw. 30 % auch für viele Betriebe von Bedeutung. Eine Kühlgutstammdatenbank wurde hingegen nur bei 28 % genutzt.

In organisatorischen Bereich wird die Wartungsverwaltung für 62 % der Betriebe über Software abgewickelt. Die Kundengeräteverwaltung, das Wartungsintervall-Management und Objektverwaltung folgen mit 59 %, 55 % bzw. 49 %. Schlusslicht ist überraschenderweise das Kältemittel-Monitoring mit lediglich 23 %.

 

Struktur der eingesetzten Software

Bei der kaufmännischen Software ist klar zu erkennen, dass alle an der Umfrage beteiligten Firmen kommerzielle Produkte einsetzen. Insgesamt wurden 22 verschiedene Systeme genannt. Bei der fachspezifischen, technischen Software führen lediglich 46 % der Betriebe Berechnungen per Computer durch. Auch hier sind kommerzielle Lösungen vorherrschend. Lediglich 9,4 % der Betriebe begnügen sich mit dem Einsatz von Freeware, also kostenloser Software, z.B. von Komponentenherstellern oder Großhändlern. Die große Mehrheit von 36 % aller Betriebe setzt professionelle Lösungen für Berechnungen und Simulationen ein. Bei 9,4 % kommt dabei auch CAD zum Einsatz. Einen eindeutigen Spitzenreiter gibt es insbesondere bei der kaufmännischen Software nicht, auch wenn einzelne Unternehmen häufiger genannt wurden.

 

Kundenzufriedenheit mit den eingesetzten Lösungen

Erstaunlich hoch ist die Zufriedenheit der Betriebe mit den eingesetzten Lösungen, die in Schulnoten ausgedrückt wurde. Am schlechtesten schneidet die Flexibilität mit immerhin noch einer Durchschnittsbewertung von 2,13 ab! Auch die Möglichkeit der Nutzung der Schnittstellen wird mit einer glatten zwei gewertet. Das Preis/Leistungsverhältnis, bei Software immer etwas schwierig zu bewerten, kommt mit 1,9 gut davon. Die Einschätzung, ob die eingesetzten Lösungen für Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) geeignet sind, der Gesamteindruck und die Funktionalität werden durchweg mit guten Durchschnittsnoten bedacht: Hier ergeben sich Noten von 1,89 (KMU-Tauglichkeit), 1,77 für den Gesamteindruck und mit 1,73 schneidet die Funktionalität am besten ab. Das lässt den Schluss zu, dass sich alle Betreibe über Jahre die für sie optimale Software-Konfiguration erarbeitet haben. Dies spiegelt sich auch in der Bewertung wider, ob die Betriebe ihre individuelle Lösung weiterempfehlen können: Hier beträgt die Gesamtnote 2,3. Bei der Frage, ob eine Komplettlösung für alle Aufgabenbereiche gewünscht werde, antworteten dabei 58,5 % mit „Ja“.

 

Zusammenstellung nach Firmenprofil

Selbstverständlich lässt sich aus den Einsatzbereichen der Software auch die sinnvolle Zusammenstellung erkennen. Wer nur im Bereich Wartung tätig ist, dort Software einsetzt, setzt im Allgemeinen keine technische Software ein. Wer CAD und technische Software einsetzt, braucht auch häufig eine Projektmanagement-Software. Wer nur Kälteanlagen baut, braucht keine CAD. Wer aber über Kälte- und Klimaanlagenbau hinaus auch mit Lüftungsbau zu tun hat und mit Architekturbüros oder Planern arbeitet, braucht wiederum ein CAD-System. Die jeweiligen Zusammenhänge sind dabei recht komplex. Die kollektive Erfahrung der Betriebe, die die Studie widerspiegelt, gibt aber einen guten Überblick über die sinnvolle Zusammenstellung für die unterschiedlichsten Firmenprofile.

Eine der Kernideen der Studie, eine umfassende Standard-Software als Branchenlösung zu entwickeln, kann jedoch verworfen werden: Allein die stattliche Anzahl von 22 verschiedenen kaufmännischen Systemen und ein halbes Dutzend technischer System zeigt, dass man diese insgesamt fast 30 Unternehmen sicher nicht dazu bringen kann, eine gemeinsame Lösung für die Kältetechnik zu entwickeln. Die Geschäftstelle des BIV hat aber mit den meistgenannten Unternehmen aus dem kaufmännischen Bereich, hier wird Taifun an häufigsten eingesetzt, und dem meistgenannten aus dem technischen Bereich, dabei handelt es sich um CoolTool, Kontakt aufgenommen. Ziel ist es, zumindest eine Schnittstellenlösung zwischen dem kaufmännischen Part und der Technik zu erarbeiten bzw. zu definieren. Diese Schnittstelle soll, bei Interesse, auch den anderen Softwareunternehmen zur Verfügung gestellt werden.

Allen Beteiligten an der Fragebogen-Aktion sei an dieser Stelle noch einmal herzlich für ihre Mithilfe gedankt. Auf der BIV-Homepage wird in Kürze eine detaillierte Auswertung mit Software-Beispielen als Orientierungshilfe für die jeweiligen Betriebsarten/Tätigkeitsschwerpunkte zu finden sein.


Übersicht Freeware für den
technischen Einsatz

Folgende Liste enthält, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, einen Überblick über kostenlose technische Programme, die Kälte-Klima-Fachbetrieben helfen können, fachliche Fragen zu bearbeiten.


Bitzer-Software

Herstellersoftware, zum Teil mit CAD-Maßzeichnungen im DXF-Format samt im PDF-Format verfügbaren Dokumentationen.

www.bitzer.de


CoolPack

Sehr unfangreiches Programmpaket, das von der DTU – Dänischen Technischen Universität entwickelt wurde. Inkl. Kreis­laufberechnung, Stoffdaten und vielen wissenschaftlichen Berechnungen. Leider nur in Englisch verfügbar.

www.et.web.mek.dtu.dk

Copeland-Software

Eine Auslegungssoftware in 18 Sprachen, mit der man Verdichter, Verfüssigungssätze oder Anlagenkomponenten finden kann.

www.emersonclimate.eu

 
EnerSim

Einfaches, auch für technische Laien verständliches Simulationsprogramm, mit dem Zusammenhänge zwischen Wartungszustand, Konstruktion und Energiebedarf deutlich gemacht werden.

www.enersim.com


Güntner Product Calculator (GPC)

Eine Hersteller-Auslegungssoftware von Güntner. Schnelle und einfache Suche von Bauteilen für den jeweiligen Anwendungsfall zur Auswahl von Verdampfern, Verflüssigern, Luftkühlern, Rückkühlern, Regelgeräten und Schaltschränken.

www.guentner.de


HeatPump

Vergleich der Betriebskosten von verschiedenen Wärmepumpen-Konfigurationen mit traditionellen Heizungsanlagen mit fossilen Brennstoffen.

www.cooltool-software.com


Küba Select

Küba-Software für die richtige Produktwahl. Küba Select ist ein Programm, das sämtliche Informationen aus den Produkt-Katalogen und Foldern in einem elektronischen Format zur Verfügung stellt.

www.kueba.de


Solkane-Software

Ein Programm zur Berechnung von Kältekreisläufen mit den verschiedensten Kältemitteln. Die Software ist in sechs Sprachen u.a. auch chinesisch und arabisch verfügbar.

www.solvaychemicals.com


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