Herausforderungen der neuen F-Gase-Verordnung

Mit direkten und indirekten Verboten fordert die revidierte F-Gase-Verordnung die Kälte- und Klimabranche stark heraus. Welche Aufgaben es zu bewältigen gilt und welche Chancen sich daraus wiederum eröffnen, erklärt Hermann Renz, Mitglied im Technical Committee von eurammon und Technical Programs Manager bei Bitzer Kühlmaschinenbau GmbH.

KKA: Die Revision der F-Gase-Verordnung legt verbindlich fest, welche Kältemittel zukünftig erlaubt bzw. verboten sind. Was bedeutet das konkret für Hersteller und Betreiber, wo sehen Sie die Herausforderungen?

Hermann Renz: Der Zeitplan sieht ein Phase-Down bis 2030 vor – auf den ersten Blick ist das viel Zeit, aber es zwingt die Branche heute schon, die Weichen langfristig in eine nachhaltige Richtung zu stellen. Absehbar ist auch, dass es künftig zu neuen Herausforderungen kommt. So hat die EU eine weitere Reduktion der CO2-Emission bis 2050 avisiert, wodurch ein zusätzlicher Handlungsbedarf entstehen wird.

KKA: Empfiehlt es sich, bestehende Anlagen umzurüsten oder besser gleich in eine neue, zukunftsgerecht Anlage zu investieren?

Hermann Renz: Auch wenn Bestandsanlagen, bei Betrieb mit Recycling-Kältemitteln, bis 2030 weiterbetrieben werden können, ist es aus kommerziellen Gründen oft sinnvoll, gut erhaltene und effizient arbeitende Anlagen auf Kältemittel mit niedrigem GWP-Wert umzustellen. Es muss dabei jedoch sichergestellt sein, dass sich durch die Umstellung keine Nachteile in der Energieeffizienz ergeben. Bei älteren Anlagen ist eine Neuinvestition zu empfehlen, zumal diese aufgrund weiterentwickelter Technologien vielfach eine bessere Wirtschaftlichkeit erzielen.

KKA: Was bedeutet die revidierte F-Gase-Verordnung für den zukünftigen Einsatz natürlicher Kältemittel?

Hermann Renz: Grundsätzlich wird das Phase-Down zu einer Verknappung von F-Gasen führen, was in einigen Bereichen einem indirekten Verbot gleichkommt – und damit Kältemittel mit niedrigem GWP stärkt. Bei der Vielfalt von Kälte- und Klimasystemen lässt sich aber selbst für Teilsektoren keine universelle Lösung definieren. Relativ gesichert ist: Der Anteil von Anwendungen mit natürlichen Kältemitteln und alternativen „Low GWP“-Systemlösungen wird deutlich zunehmen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung ist jedoch ein solides Fundament. Dazu gehört u.a. die entsprechende Aus- und Weiterbildung der Fachleute – und dies braucht erfahrene Trainer und bekanntlich viel Zeit.

KKA: Vielen Dank für das Gespräch.

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