Unternehmensgeschichte der A. Freundlich Eis- und Kühlmaschinenfabrik in Düsseldorf
Sonderausstellung der Mahn- und Gedenkstätte zu Düsseldorfer Visionären
Die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf beleuchtet in ihre Sonderausstellung „Innovativ, erfolgreich, jüdisch“ noch bis zum 28.9.2025 die drei verfolgten und vergessenen jüdischen Pioniere Abraham Freundlich, Albert Schöndorff und Ludwig Loewy. Interessant für unsere Branche ist die Geschichte des Erfinders und Firmengründers Abraham Freundlich (1861–1938), der ab 1883 in Düsseldorf lebt und arbeitet. Er wird zu einem Pionier der internationalen Kältetechnik. Sein „Polarblitz“ wird in die ganze Welt exportiert. Seine 1917 gebauten „Kaltlagerhäuser“ garantieren die Fleischversorgung während des ersten Weltkrieges für Düsseldorf und Umgebung. Sein kleiner „Autofrost“ Kühlschrank wird aufgrund seiner Robustheit ein weiterer
Verkaufsschlager.
Der Selfmade-Erfinder Abraham Freundlich lebte und wirkte ab 1883 in Düsseldorf. Er entwickelte sich zu einem Pionier der Kühltechnik. Bereits 1902 stellte er auf der Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf eine große Kälteanlage aus und kühlte die Räume des Kunstpalastes. Er war also der in den USA eingeführten „Aircondition“ um etwa neun Jahre voraus. Neben einer großen Palette von Anlagen zur Kältetechnik entwickelte, produzierte und vertrieb seine Firma A. Freundlich Dampfmaschinen, Pumpen, Luftkompressoren, Vakuumpuppen, Staubsauger und Kräne.
Die Kaiserliche Marine beauftragte die Firma mit dem Bau einer Munitionskühlanlage für den größten deutschen Panzerkreuzer SMS Blücher. Auch die Kühl- und Eisanlage für das russische Zarenschloss in Livadia bei Jalta wurde von der Firma A. Freundlich erbaut. Das erste Düsseldorfer Kino, die Lichtburg auf der Königsallee, erhielt eine Kühlanlage von A. Freundlich. Freundlichs Kaltlagerhäuser garantierten die Fleischversorgung während des Ersten Weltkrieges für Düsseldorf. Nach 1933 wurde die Firma schrittweise boykottiert, 1936 „arisiert“. Im August 1938 muss auch die „Freundlichs Kaltwarenhäuser GmbH“ „arisiert“ werden. Kurz darauf verstirbt Abraham Freundlich in Düsseldorf.
Die folgende Chronologie wurde von Reinhard Löffler mit Ergänzungen von Claus Böttcher und Immo Heyer für den HKK zusammengestellt:
1888: Gründung der Fa. A. Freundlich, Brauereimaschinen, durch Abraham Freundlich in Düsseldorf.
1896: Kauf des künftigen Firmengeländes in der Suitbertusstraße in Düsseldorf. Die Jahresfertigung patentierter Eiszellen zur Blockeis-Herstellung beträgt 1897 bereits 24000 Stück.
1905: Entwicklung von kleineren und schneller laufenden Kältemaschinen in stehender Ausführung mit 125 U/min unter dem Namen „Polarblitz“, statt der bisher gefertigten liegenden Langsamläufer.
1906: Generallizenz für Fertigung und Vertrieb von Berieselungs-Kondensatoren des amerikanischen Ingenieurs Block (Block-Kondensator). Die Märkte im Ausland wurden durch ein Netz von Auslandsvertretungen erschlossen. Erste Lieferung für Schiffskälteanlagen, wie z. B. Panzerkreuzer „SMS Blücher“, aber auch an Schiffe in Italien und Holland.
1915: Bau eines Kühlhauses auf dem Firmengelände für Fleischlagerung und Versuche. Nach dem ersten Weltkrieg setzt der Sohn des Firmengründers den Erfolgsweg der Firma fort. Entwicklung des ersten stopfbuchslosen NH3-Verdichters der Welt („Autofrost“) sowie von Spitzbogen-Rapidverdampfern und CO2-Trockeneis-Anlagen.
1936: Emigration des jüdischen Inhabers E. Freundlich nach Amerika. Die Firma wurde „zwangsverkauft“ und arisiert.
1941: Umbenennung des Unternehmens in „Rheinkälte Maschinenfabrik Helm & Co.“ Entwicklung stehender Reihenverdichter für NH3 sowie stehender Kreuzkopf-Verdichter für mehrstufige Kälteanlagen großer Leistung; Lieferung von Kälteanlagen an Schlachthöfe, Brauereien, Milchzentralen, Eiscremewerke etc.
1955: Verkauf des inzwischen an die früheren Eigentümer rückerstatteten Unternehmens an die auf dem Wärme- und Sanitärsektor tätige Ideal Standard GmbH, Bonn. Das Unternehmen firmiert jetzt als „Rheinkälte, Niederlassung der Ideal Standard GmbH.“
1957: Die Entwicklung schnelllaufender Mehrzylinder-Halbhermetikverdichter (1.500 U/min) für den Einsatz von Frigen-Kältemitteln, sowie moderner Rohrbündel-Verdampfer und -Verflüssiger, ermöglichen die Herstellung kompletter Kaltwassersätze für R22, womit die Rheinkälte sehr schnell zum Marktführer in Europa aufsteigt.
1963: Rheinkälte wird Teil einer europäischen Industrial Division der American Standard Ltd. und erhält damit Zugang zu amerikanischen Entwicklungen von Wärmeübertragern. Es werden TÜV-zugelassene R11-Turbo-Kaltwassersätze gefertigt, die sich durch eine sehr kompakte Bauweise auszeichnen und deren Turboverdichter mittels rotierender Frequenz-Umformer mit 18.000 U/min laufen. Der europaweite Vertrieb ermöglicht die Fertigung von über 600 Halbhermetik-Verdichtern / Jahr im Leistungsbereich von 50 bis 500 kW Kälteleistung. Baureihen von offenen Gegenstrom-Kühltürmen mit Seegner’schem Wasserrad vervollständigen das Lieferprogramm. Die wesentlichen Teile wie die 2-flügeligen Axialventilatoren, die Gehäuse zur Aufnahme der Austauscherpackung mit chloridgetänkter Oberfläche und die Wasserwanne bestehen aus glasfaserverstärktem Polyester. Ergänzt wurde dieses Programm in der 2. Hälfte der 60er-Jahre durch die Neuentwicklung von patentierten offenen Kreuzstrom-Kühltürmen mit Kunststoff-Nadelelementen als Wärme- und Stoffübertrager.
1968: Schwierigkeiten der American Standard Ltd. in USA führen zum teilweisen Ende ihrer europäischen Aktivitäten. Die Linde AG, Werksgruppe Sürth, bereits schon Bezieher von Rheinkälte- Produkten, kauft Rheinkälte für die geplante Erweiterung des Klimakomponenten- und Klimaanlagen-Geschäftes; gleichzeitig füllt das Verdichterprogramm eine bestehende Lücke im Produktprogramm der Fa. Linde. Ein komplettes Programm von Klimaschränken, -truhen und Zentraleinheiten wird entwickelt und die Produktion für die geplanten Stückzahlen eingerichtet.
1973: Bald erweisen sich die Marketingpläne des Vertriebs für Klimakomponenten als völlig unrealistisch. Die verbliebene geringe Produktion wird nach Sürth überführt und das Firmengelände in Düsseldorf in der Suitbertusstraße verkauft, auf dem 75 Jahre beachtliche Leistungen in der Kältetechnik erbracht worden sind. Damit endet die Geschichte der Firma Rheinkälte.
Mahn- und Gedenkstätte,
Mühlenstraße 29,
40213 Düsseldorf
Öffnungszeiten:
Di-Fr u. So 11–17 Uhr, Sa 13–17 Uhr,
Mo geschlossen
Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.