Wärmepumpe trifft Renaissance
Innovative Gebäudetechnik in historischer Altstadt
Die energetische Sanierung denkmalgeschützter Gebäude im Rahmen der Wärmewende stellt für alle Beteiligten eine große Herausforderung dar. Der Einsatz von Wärmeerzeugern auf Basis erneuerbarer Energien gestaltet sich dabei oft schwierig. Er ist dennoch unerlässlich, um zunehmende gesetzliche Anforderungen an Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Gebäudetechnologie umzusetzen. Ein Beispiel zeigt, wie die Integration einer Luft/Wasser-Wärmepumpe mit technischem Know-how, partnerschaftlicher Zusammenarbeit und einem Blick für historische Substanz auch in sensiblen Bestandsbauten gelingen kann.
In Hannoversch Münden, wo Werra und Fulda zur Weser zusammenfließen, wurde ein bemerkenswertes Sanierungsprojekt erfolgreich abgeschlossen. Die Stadt im Süden Niedersachsens mit rund 23.500 Einwohnern zählt zu den am besten erhaltenen Altstädten Deutschlands. Innerhalb des gut sichtbaren Mauerrings befinden sich mehr als 270 denkmalgeschützte Gebäude, wovon 79 % aus Sichtfachwerk bestehen – ein einzigartiges architektonisches Erbe, das liebevoll gepflegt wird.
Viele dieser Bauwerke stammen aus der Renaissance- und Barockzeit und belegen die einstige Bedeutung der Stadt als Knotenpunkt des Warenverkehrs. Bereits seit dem Jahr 1247 verfügte Hannoversch Münden über das Stapelrecht, was bedeutete, dass durchreisende Händler ihre Waren für mindestens drei Tage zum Verkauf anbieten mussten. Davon profitierte die örtliche Wirtschaft enorm – und die architektonischen Details zeugen noch heute vom einstigen Reichtum der Stadt: kunstvoll geschnitzte Taubänder, Narwale, Schiffkehlen und andere Schmuckelemente prägen die historischen Fassaden.
Denkmal trifft Moderne: Sanierung mit Zukunftsvision
Vor diesem historischen Hintergrund ist jede bauliche Veränderung in der Altstadt eine besondere Herausforderung. Der Spagat zwischen dem Erhalt historischer Substanz und der Integration moderner Technik erfordert ein hohes Maß an Fachkompetenz, Fingerspitzengefühl und eine abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Eigentümern, Fachbetrieben und Denkmalschutzbehörden.
Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Sanierung eines denkmalgeschützten Fachwerkhauses in der Kirchstraße, das im Jahr 1650 erbaut wurde. Das dreigeschossige Gebäude mit einer Gesamtfläche von 100 m² befindet sich auf einem etwa 200 m² großen Grundstück und soll zukünftig wieder zu Wohnzwecken genutzt werden.
Die Sanierung im Jahr 2025 wurde unter enger Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden durchgeführt. Dabei ging es nicht nur darum, die bauliche Hülle zu erhalten, sondern das Gebäude auch energetisch und infrastrukturell auf einen zukunftsfähigen Stand zu bringen. Neben der Rekonstruktion historischer Raumstrukturen wurden Elektrik, Sanitäranlagen sowie das Heizsystem vollständig erneuert.
Integration einer Wärmepumpe im Fachwerkhaus
Ein zentrales und besonders innovatives Element dieser Sanierung war die Integration einer Luft/Wasser-Wärmepumpe – ein in dieser historischen Umgebung bislang einzigartiges Vorhaben. Verantwortlich für die Planung und Umsetzung war die Firma MiKaTec, ein Spezialist für Kälte- und Klimatechnik aus dem etwa 100 km entfernten Lichtenfels. Die Geschäftsführer Andreas Mitze und Christian Kappen präsentierten den Bauherren und der Denkmalschutzbehörde ein zukunftsweisendes Konzept: die Nutzung moderner Wärmepumpentechnik unter den strengen denkmalpflegerischen Auflagen.
Die technische Umsetzung erfolgte in Kooperation mit der in Wuppertal ansässigen CP-Kaut GmbH & Co., dem exklusiven Generalimporteur für Hisense-Klima- und Wärmepumpentechnik in Deutschland. Verwendet wurde die „Hi-Therma“-Serie von Hisense, bestehend aus einer „AHW-120“ Außeneinheit sowie einer „AHM-120“ Inneneinheit mit einer Heizleistung von 12 kW – ausreichend für die Beheizung des gesamten Objekts.
Maßgeschneiderte Technik für historische Bausubstanz
Die größte Herausforderung bestand in den örtlichen Gegebenheiten: Die dichte Bebauung in der Altstadt und die strengen Auflagen des Denkmalschutzes ließen keine Außenmontage der Außeneinheit zu. Das erforderte eine kreative und zugleich technisch sichere Lösung.
MiKaTec entwickelte eine maßgeschneiderte Konfiguration: Die Außeneinheit wurde nicht wie üblich im Freien, sondern im Spitzboden des Gebäudes untergebracht. Eine aufwendige Luftführung sorgt dafür, dass die Fortluft über ein speziell entwickeltes Kanalsystem abgeführt wird. Die Zuluft wird aus dem belüfteten Dachbereich bezogen, sodass ein zuverlässiger Luftstrom gewährleistet ist – ohne die Optik oder Struktur des Gebäudes zu beeinträchtigen.
Die Kältemittelleitungen führen von der im Spitzboden platzierten Außeneinheit eine Etage tiefer zur Inneneinheit, die im ersten Obergeschoss installiert wurde. Unter der Inneneinheit befindet sich ein 150-l-Pufferspeicher, der als Wärmespeicher fungiert und den Sekundärkreis hydraulisch entkoppelt. Für die Wärmeverteilung im Gebäude kommen Plattenheizkörper zum Einsatz – bewusst gewählt, um Eingriffe in die historische Bausubstanz zu minimieren.
Hohe Wasserqualität für mehr Sicherheit und Effizienz
Auch bei der Installation und Inbetriebnahme wurden die heutigen Standards umgesetzt. Die Befüllung der Anlage erfolgte gemäß der VDI-Richtlinie 2035, die Richtlinien zur Vermeidung von Schäden durch Steinbildung und Korrosion in Warmwasserheizungsanlagen, mit einer entsprechenden Enthärtungskartusche. Die Nachfülleinrichtung in Form eines Systemtrenners (BA) gewährleistet den Schutz des Trinkwassers gegen Verunreinigung. Zusätzlich wurde das System mit einem Magnetit- und Schlammabscheider ausgestattet, um die langfristige Effizienz und Langlebigkeit der Anlage zu sichern.
Signalwirkung für weitere Projekte
Im Mai 2025 wurde das fertiggestellte Projekt erstmals der regionalen Presse sowie Fachjournalisten des Denkmalschutzes vorgestellt. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung präsentierten Mitze und Kappen die Besonderheiten der Installation und erläuterten die Vorteile der Wärmepumpenlösung – insbesondere in Verbindung mit denkmalgeschützter Bausubstanz. Die Kombination aus technologischer Innovation, denkmalgerechter Ausführung und energieeffizientem Betrieb stellt eine echte Alternative zu klassischen Heizsystemen dar – insbesondere vor dem Hintergrund steigender Energiepreise und zunehmender gesetzlicher Anforderungen an Klimaschutz und Nachhaltigkeit.
Fazit
Das Projekt in Hannoversch Münden zeigt, wie mit technischem Know-how, partnerschaftlicher Zusammenarbeit und einem Blick für historische Substanz Lösungen auch in sensiblen Bestandsbauten realisiert werden können. Die Integration einer Luft/Wasser-Wärmepumpe in ein fast 400 Jahre altes Fachwerkhaus gilt als Pionierleistung – und als wertvolles Referenzprojekt für künftige Sanierungen im Bestand. Gerade im Bereich der denkmalgeschützten Altstädte schlummert großes Potenzial für moderne, nachhaltige Energiekonzepte. Das Projekt zeigt, dass Denkmalpflege und moderne Gebäudetechnik keine Gegensätze, sondern zukunftsfähige Partner sein können.