25 Jahre Historische Kälte- und Klimatechnik e.V. – Rückblick
und Ausblick

„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“

Der historische Kälte- und Klimatechnik e. V. hatte am 25.05.2025 sein 25-jähriges Gründungs-Jubiläum. Im Rahmen der Mitgliederversammlung vom 22.-25.05.2025 – diesmal in Salzburg – würdigte der Vorsitzende Roland Handschuh und Harald Erös als österreichischer Gastgeber die langjährige Vereinstätigkeit. Die Veranstaltung war wie seit Jahren mit einer Historikertagung gemeinsam mit der Seniorengruppe des VDKF und des DKV sowie den österreichischen Kollegen verknüpft. Ein Bericht ist in der KKA 4/2025 zu finden (Kurzlink: www.t1p.de/KKA5-25HKK ). Im folgenden Beitrag wird die Vereinsgeschichte etwas näher beleuchtet.

Mit der Gründungsveranstaltung wurde die Satzung beschlossen. Darin heißt es u. a.:

„Zweck des Vereins ist die Darstellung der Entwicklungen der Kälte- und Klimatechnik. Der Satzungszweck wird verwirklicht insbesondere durch den Erhalt der „Historischen Sammlung Heinz Bacher“ sowie deren Ergänzung und Erweiterung, der Ausstellung von kälte- und klimatechnischen Apparaten und Darstellungen auf die Kälte- und Klimatechnik bezogener Themen.“ Sein Name wurde mit ,,Historische Kälte- und Klimatechnik“ e. V. bestimmt.

Als Arbeitsfelder wurden vorgeschlagen und angenommen:

Historische Sammlung Heinz Bacher

Erweiterung weiterer Sammlungen

Geschichte der Kälte- und Klimatechnik in Deutschland – Forschung und Wissenschaft

Aufbau einer nutzbaren Fachbibliothek

Darstellung der Berufsbildung/Ausbildung

Darstellung innovativer Entwicklungen

Temporäre Ausstellungen

Die Mitglieder treffen sich jährlich, um über getane und notwendige Arbeiten zu berichten, sich auszutauschen und Beschlüsse zu fassen. Treffen gab es bisher in Maintal, Dresden, Wiesbaden, München, Karlsruhe, Halle, Aschaffenburg, Hamburg, Hildesheim, Chemnitz, Friedrichshafen, Berlin, Stuttgart, Rostock, Freiburg, Weimar, Wien, Mannheim, Kulmbach, Aachen und Salzburg. Bereits seit 2003 werden die Senioren das VDKF und des DKV einbezogen.

Der Verein wurde über Jahre durch das Wirken des ehemaligen Vorsitzenden Kurt Kohr, und durch die Herren Seikel, Scholten, Dr. Adolph und den leider kürzlich verstorbenen Adalbert Stenzel und vielen anderen geprägt.

Die Sammlung von Heinz Bacher und das Frigotheum

Heinz Bacher, * 1924 in Stuttgart Bad Cannstatt, † 2002, war Kälteanlagenbauermeister, ehem. Vorsitzender des VDKF und Inhaber eines Kältefachbetriebes. Bacher war zuvor bei Sümak tätig. Mit der Übertragung seiner Sammlung historische Kältemaschinen, vor allem Verdichter, aber auch andere Komponenten des Kältekreislaufes mit Zeichnungen, Postern und Firmenschildern legte er den musealen Grundstein des HKK e. V.
in Maintal.

Das Frigotheum ist das Herzstück der Sammlungen des Historische Kälte- und Klima e. V. und geht auf die am 5.2.2000 angelieferte von Heinz Bacher zur Verfügung gestellte Sammlung zurück. Die Sammlung wurde in den nachfolgenden Jahren immer weiter ausgebaut. Das Frigotheum umfasst heute folgende Ausstellungsbereiche:

Exponate

Fachbibliothek

Firmenschriften

Sammlung von Unternehmens­geschichten

Biografien und Geschichten

Vorträge und Ausarbeitungen

Gutachtenarchiv

Exponate

Es war zunächst das Hauptziel, die vorhandenen Exponate zu sichten, nach fachlichen Gesichtspunkten zu ordnen und sie so zu restaurieren, dass sie ausstellungswürdig gezeigt werden konnten. Die Arbeit an den Exponaten erfolgte ausschließlich ehrenamtlich, teilweise auch mit Unterstützung der Fachkollegen der Bundesfachschule und durch Einbeziehung von Studenten der ESAK. Viele Kollegen und Mitglieder engagierten sich mit hohem Einsatz, wie z. B. der Kollege Kaulbach, Dr. Adolph, Münster und andere. Schließlich war es auch zunehmend eine Frage des Platzes im Ausstellungsraum, um alles zeigen zu können.

Eine weitere grundsätzliche Frage trat auch dahingehend auf, welche Besucher angesprochen werden sollten und wer überhaupt kommt, um sich die Exponate anzusehen. Letztlich waren die Besucherzahlen sehr überschaubar und die Lage des Frigotheum auch nicht optimal. Das führte im Laufe der Zeit zu der Einsicht, das Frigotheum weitegehend zu digitalisieren und die Exponate auf der Homepage des HKK zu zeigen. Einige Exponae stehen auch als Leihgaben z. B. an Schulen oder Fachinstitutionen der Kältebranche zur Verfügung. Viele Einzelprobleme traten auf und mussten bewältigt werden.

Fachbibliothek

Das Frigotheum umfasst mit seiner Fachbibliothek eine umfangreiche Sammlung historischer Fachbücher, Fachzeitschriften sowie von Lehrbüchern, Richtlinien und Vorschriften. Ein Teil dieser Sammlung wurde bereits digitalisiert und kann auf der Website des HKK eingesehen werden.

Firmenschriften

Die Geschichte der Kältetechnik ist eng mit den Protagonisten dieser Branche verbunden, die insbesondere ab Ende des 19. und im 20. Jahrhundert mit der Gründung von kältetechnischen Unternehmen verbunden waren. Die bekanntesten sind sicher die Linde AG mit ihrem Firmengründer Carl von Linde, die Firma Bitzer, die 1934 als Apparatebau für Kältetechnik von Martin Bitzer gegründet wurde, oder auch das Unternehmen Sulzer Escher Wyss von 1921 in Lindau oder BBC, die ab 1910 Kältemaschinen von Charles Brown und Walter Boveri produzierten.

Die Sammlung der Firmengeschichten sind firmeneigene Unterlagen über ihr Unternehmen, Produktbeschreibungen, Lieferprogramme usw. mit historischem Hintergrund.

Sammlung von Unternehmensgeschichten

Die im Frigotheum vorhandenen Sammlungen von Unternehmensgeschichten sind unternehmensbezogene Beschreibungen der historischen Entwicklung spezieller Unternehmen. Sie spiegeln deutsche und europäische Wirtschaftsgeschichte in sehr spezieller Form der Kältebranche wider. Die Unternehmensgeschichten lehnen sich an die Firmenschriften an, unterscheiden sich aber darin, dass in ihnen Dritte über die Entwicklung der Firmen berichten und sie in einen historischen Zusammenhang stellen.

Biografien und bemerkenswerte Geschichten

Die Dokumente zu Biografien und bemerkenswerten Geschichten wurden vom HKK und den Senioren des DKV gesammelt. Viele technische Einwicklungen sind eng mit dem Wirken von Persönlichkeiten als „Tüftler und Besessene“ wie auch als Forscher und Unternehmer verbunden. Zahlreiche Persönlichkeiten haben sich auch als Lehrer, Ausbilder, Autor oder Publizist und die verschiedenste Art und Weise für die Branche verdient gemacht und sollen so in Erinnerung bleiben.

Vorträge und Ausarbeitungen

Die Fachvorträge und Ausarbeitungen über historische oder zukunftsorientierte Themen wurden zumeist auf den gemeinsamen Veranstaltungen der Senioren des DKV und des HKK gehalten und sollen weiteren Interessenten zugänglich gemacht werden.

Gutachtenarchiv

Das Archiv wurde ebenfalls vom HKK und den Senioren des DKV aus Erfahrungsberichten und ergangenen Gutachten zu Schadensfällen aus der Kälte- und Klimatechnik zusammengestellt. Die Gutachten wurden jedoch vor der Veröffentlichung so weit anonymisiert, dass keine Rückschlusse auf Personen und Unternehmen möglich sind.

Straße der Kälte

Der HKK hat es sich zur Aufgabe gemacht, historisch interessante Zeugnisse der Kälte- und Klimatechnik aufzuspüren, diese in der „Straße der Kälte“ zu dokumentieren und sie nach Möglichkeit Interessierten zugänglich zu machen. Damit soll auch das Interesse der Betreiber und Träger sowie der Öffentlichkeit geweckt werden, diese Objekte und Anlagen zu erhalten. Die Straße der Kälte geht damit in ihrer Bedeutung und Ausstrahlung weit über das Frigotheum hinaus und repräsentiert die historische Kälte- und Klimatechnik deutschlandweit.

Öffentlichkeitsarbeit

Von Anfang an stand der HKK vor der Aufgabe, die etwas „versteckte“ Sammlung im Kellergeschoss des ESAK-Gebäudes in der Bruno-Dressler-Str. 14 in Maintal und das Gesamtanliegen des Vereins möglichst breit gefächert in die Öffentlichkeit zu bringen und damit die Fachkollegen zur Mitarbeit anzuspornen. Durch die gute Vernetzung innerhalb der Kälte-Klima-Branche und auch zu den örtlichen Verwaltungen in den jeweiligen Regionen ist das weitgehend gelungen, aber immer noch ausbaufähig. Die Website www.vhkk.org wird daher gut besucht und vielfach angenommen.

Ausblick

Die Entwicklung der industriellen Kältetechnik liegt ca. 150 Jahre zurück und begann 1877 mit einer ersten wirtschaftlich arbeitenden Kälteanlage in der Spaten-Brauerei in München durch Carl von Linde. Die Erfolgsgeschichte der historischen Kältetechnik aufzuarbeiten, an der viele Generationen global teilhatten, ist nicht einfach. Man kann die Entwicklung der Kältetechnik einerseits als das Wirken von besonders befähigten Menschen sehen, die Technikgeschichte schrieben und mit ihrer Kreativität spezielle Entwicklungen vorantrieben. Eine andere Sichtweise ist die Anwendung der Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik. Entwicklungsarbeiten einerseits und ihre gesellschaftliche Nutzung andererseits befruchten sich gegenseitig. Kältetechnik ist der Entzug von Wärmeenergie. Diesen physikalischen Effekt immer besser zu gestalten, ist elementare Aufgabe der Kältetechnik. Zudem fordern umweltspezifische und ökologische Fragen im stärkeren Maße, die abzugebende Wärme zu nutzen.

Es ist spannend, die kältetechnische Entwicklung der vergangenen Jahre zu betrachten, sie aufzuarbeiten und Schlüsse für zukünftige Entwicklungen zu ziehen. Eine wesentliche ständige Aufgabe ist es, die Energieeffizienz des thermodynamischen Prozesses zu verbessern. Der Einsatz umweltneutraler Kältemittel ist eine weitere große Herausforderung. Das Ende dieser Entwicklung ist noch nicht abzusehen. Der Einsatz von Verdränger- und Turboverdichtern mit Wasser als Kältemittel steht am Anfang einer neuen Entwicklung und driftet in die Vakuumtechnik. Zumindest für den Einsatz der Wasserkühl- und Wärmepumpentechnik scheinen sich hier neue Möglichkeiten zu ergeben.

Die zentrale Aufgabe des Vereins Historische Kälte-Klimatechnik e. V. ist es, die Geschichte der Kälte- und Klimatechnik zu dokumentieren und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies ist nur durch eine qualifizierte Mitarbeit und Unterstützung des Vereins durch Personen und Institutionen möglich. Die Branche braucht die ihr zustehende gesellschaftliche Anerkennung. Junge Menschen müssen für diesen Beruf umworben werden. Auch dafür setzt sich der HKK ein. Er wirbt dafür, dass sich auch viele Jüngere den Vereinsaufgaben anschließen. Vielleicht nutzt dieser Beitrag, jüngere wie auch ältere Kollegen zur ehrenamtlichen Mitarbeit anzuregen. Es ist eine dankbare Aufgabe, die zwar arbeitsintensiv ist, aber auch Freude bereitet und Neues schafft.

Von Konfuzius stammt der Gedanke:

Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: erstens durch Nachdenken, das ist der edelste; zweitens durch Nachahmen, das ist der leichteste; drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.

Der Historische Kälte-Klimatechnik e. V. möchte mit seinen historischen Erfahrungen allen helfen, auf kältetechnischem Gebiet den dritten Weg zu gehen. Der HKK freut sich über jeden zukünftigen Mitstreiter, der aktiv mithilft, sich einbringt oder das gemeinsame Anliegen materiell, finanziell oder ideell fördert.

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