Carrefour E-Commerce-Center

ROXSTA G6 kühlt innovatives Distributionszentrum in Belgien

Carrefour errichtete in Willebroek (Belgien) ein riesiges Vertriebszentrum für den Online-Lebensmittelhandel. Für die notwendige Kühlung von drei Normalkühlräumen und einem Tiefkühlraum sorgt eine CO2-Kälteanlage mit Wärmerückgewinnung, einem Flüssigkeitsabscheider in der TK-Saugleitung und einer speziellen Heißgasabtauung, die durch die NK-Verdichter gespeist wird.

Der elektronische Handel mit Lebensmitteln ist für die belgischen Verbraucher keine Modeerscheinung, die nur mit dem Corona­virus zusammenhängt, sondern zu einer echten Gewohnheit geworden. Als Reaktion auf dieses exponentielle Wachstum gab Carrefour Belgien im September 2020 bekannt, dass sie eine exklusive Partnerschaft mit dem internationalen Unternehmen Food-X Technologies Inc. eingegangen sind, um von dessen hochmoderner Software zu profitieren. Bis 2026 möchte Carrefour seine digitale Strategie vorantreiben und seinen Umsatz im E-Commerce-Sektor auf 10 Milliarden Euro verdreifachen.

Im Mai 2021 kündigte das Unternehmen einen neuen Meilenstein in der Entwicklung seines E-Commerce an: ein brandneues Vertriebszentrum für Online-Bestellungen in Willebroek (Belgien). Dieses neue, halbautomatische Lager mit einer Fläche von 8.350 m2 hat Kapazität für circa 5.000 Aufträge mit rund 16.000 Artikeln pro Tag. Die Kunden können ihre Einkäufe online bestellen und sich ihre Waren nach Hause oder zu einer der 230 Drive-Sammelstellen liefern lassen.

Das Vertriebszentrum zeichnet sich nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch seinen innovativen Charakter aus: die Behälter, die zur Kommissionierung der Bestellungen verwendet werden, laufen automatisch auf einem Förderband, sind langlebig und wiederverwendbar. In diese Kisten werden die Online-Bestellungen über den Web-Shop durch das Carrefour-Personal kommissioniert. Dies erfolgt nicht automatisiert per Robotersystem, sondern händisch – eingeteilt in Warenbereiche, in denen einzelne Packschritte erfolgen. Das Kommissionieren einzelner Bestellungen durch eine Person wäre nicht effizient. Über große Verladerampen erfolgt die Abholung durch den Versender.

Kältetechnische Umsetzung

Im April 2021 erfolgte die Inbetriebnahme der Kältetechnik durch den belgischen TEKO-Partner Sabcobel. Der ROXSTA G6, verbaut im Gehäuse, sowie der Gaskühler mit Wasserberieselungssystem sind außerhalb des Gebäudes installiert.

Die CO2-Kälteanlage kühlt drei große Normalkühlräume (1.072 m2) und einen Tiefkühlraum (324 m2). Besondere Features der Anlage sind die Wärmerückgewinnung, eine integrierte Heißgasabtauung und ein Flüssigkeitsabscheider in der TK-Saugleitung.

Heißgasabtauung

In diesem Projekt kommt eine spezielle Heißgasabtauung zum Einsatz, welche durch die NK-Verdichter gespeist wird. Hierbei wird das Heißgas zuerst auf einen geringeren Druck entspannt, um die Konstruktionsdrücke der Verdampfer einzuhalten. Im Anschluss wird das Heißgas während des Abtauzyklus durch den Tiefkühlverdampfer und die entsprechende Tropfwanne geführt, wo es konstant bei +10 °C kondensiert. Über ein Druckhalteventil gelangt das verflüssigte Gas zurück in den Mitteldruckbehälter. Hierbei kann die gesamte latente Wärmemenge des Kältemittels (CO2) genutzt werden, um das Eis schnell und effizient zu schmelzen. Die zusätzlichen Bauteile sind in Form eines weiteren Moduls seitlich der Verbundanlage adaptiert und werden durch den Hauptregler der Kälteanlage bedarfsgerecht angesteuert.

TK-Flüssigkeitsabscheider

Um die Tiefkühlverdichter beim Wiedereinschalten der Verdampfer nach einem Abtauzyklus vor möglicherweise verbleibender Flüssigkeit zu schützen, ist die Saugleitung zusätzlich mit einem Flüssigkeitsabscheider versehen. Im Abscheider wird die im Saugdampf enthaltene Flüssigkeit abgeschieden und kann sicher verdampfen.

Wärmerückgewinnung

Die Abwärme aus dem Normalkühlbetrieb wird zur Brauchwassernutzung in die Reinigungsanlage der Kommissionierkisten gespeist. Die Wärmerückgewinnung des Tiefkühlbetriebes dient zum Beheizen des unterlüfteten Fußbodens der TK-Zelle. Damit wird das Kondensieren von Luftfeuchtigkeit unterhalb der Kühlzelle verhindert und das Fundament geschützt.

Adiabatischer Gaskühler

Der Gaskühler mit Wasserberieselungssystem erhöht die Effizienz im transkritischen Betrieb während des Sommers. Dieser regelt den Wasserzufluss exakt so, dass nicht mehr Wasser benötigt wird, als von der Luft aufgenommen werden kann. Das reduziert den Wasserverbrauch auf ein optimales Minimum und befreit von weiteren technischen Maßnahmen gemäß Wasserhaushaltsgesetz.

Steckbrief der Anlagentechnik

Zahlen & Fakten
– Gesamtfläche des Lagers 8.350 m2
– Kapazität für 5.000 Aufträge pro Tag
– 16.000 Artikel pro Tag

Kühlräume
– 3 NK-Räume – Gesamtfläche 1.072 m2
    – Verpackte Ware 2-4 °C
    – Obst & Gemüse 12 °C
    – Obst & Gemüse 2-4 °C
– 1 TK-Raum -21 °C – Fläche 324 m2

Kälteanlage ROXSTA G6
– ROXSTA G6 im Schallschutzgehäuse
– Kältemittel R 744 (CO2)
– Normalkühlung: 4 x Bitzer-Verdichter (1. Vd. mit FU /
    inkl. Parallelverdichter), 175 kW (t0 -8 °C / tGK aus 42 °C)
– Tiefkühlung: 3 x Bitzer-Verdichter (1. Vd. mit FU), 40 kW
    (t0 -33 °C / tC -8 °C)

Technische Besonderheiten
– WRG COOL2HEAT (NK/TK)
– Heißgasabtauung
– TK-Flüssigkeitsabscheider
– Parallelverdichtung
– Führungsverdichter frequenzgeregelt
- Adiabatischer Gaskühler

Über Carrefour Belgium

In Belgien verfügt Carrefour über 786 Geschäfte mit insgesamt 11.300 Mitarbeitern in unterschiedlichen Formaten: Hypermärkte, Supermärkte, Express Convenience Stores und Drive-Abholstationen.
Darüber hinaus möchte Carrefour mit seinem Programm Act For Food eine führende Rolle im Bereich Ernährungsumstellung übernehmen. Die Gruppe hat sich verpflichtet, konkrete Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und zur Gewährleistung des Zugangs zu hochwertigen Lebensmitteln durchzuführen.
Im Frühjahr 2021 unterzeichnete Carrefour Belgium den 9. Green Deal der Regierung – eine Initiative von Verbänden, die sich mit der Reduzierung fluorierter Gase in Supermärkten und Lebensmittelgeschäften beschäftigt. Da Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil der strategischen Entscheidungen des Unternehmens ist, war es selbstverständlich, dass Carrefour sich hier engagiert und die Vereinbarung unterzeichnet.

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