Wärmepumpen und CO2-Verflüssigungssätze im Fokus

Interview mit Dirk Eggers, Country Manager D-A-CH bei Panasonic

Dirk Eggers hat zum 1. Februar 2019 die Führung des Geschäftsbereiches Heiz- und Kühlsysteme bei Panasonic Deutschland, Österreich, Schweiz übernommen. Der 52-jährige kann auf eine langjährige Erfahrung in der Heizungs- und Klimabranche zurückblicken und war bereits bei namhaften Unternehmen der Industrie in leitender Position tätig. Im KKA-Interview äußert sich Dirk Eggers zu den Zielen von Panasonic und zur Marktentwicklung im Bereich Wärmepumpen-, Kälte- und Klimatechnik.

KKA: Sie sind jetzt seit neun Monaten bei Panasonic. Wie würden Sie Ihren ersten Erfahrungen bis jetzt beschreiben?

Eggers: Bei den ersten Kontakten mit Pana­sonic war ich sehr positiv überrascht über die herausragende „Business Ethik“. Hier zählt nicht das Geschäft um jeden Preis, sondern man hat eine langfristige – man könnte fast schon sagen nachhaltige – Denke. Auch die europaweite Zusammenarbeit mit den Kollegen aus vielen Ländern hat mir beim Einstieg sehr geholfen. Obwohl europaweit gedacht wird, steht trotzdem der einzelne Kunde in seiner Region im Mittelpunkt.

KKA: Was sind die wichtigsten Themen, die Sie bei Panasonic angegangen sind, bzw. angehen werden?

Eggers: Wir wollen unsere Marktposition in Deutschland im Bereich Luft/Wasser-Wärmepumpe deutlich ausbauen und Fachhandwerkern und Endkunden die Vorteile der Marke Panasonic näherbringen. Zudem werden wir in Kürze neue CO2-Verflüssigungssätze zur Lebensmittelkühlung weiter mit zusätzlichen Leistungsgrößen in den Markt einführen.

KKA: Was sind momentan die wichtigsten Entwicklungen in der Branche weltweit und speziell in Deutschland?

Eggers: Durch die heißen Sommer der letzten Jahre sehe ich vor allem zwei Aspekte. Das Kühlen von Gebäuden gewinnt immer mehr an Bedeutung und insbesondere im Ein- und Zweifamilienhaus ist die Wärmepumpe das einzige Heizsystem, das sowohl heizen als auch kühlen kann. Ein weiterer Trend ist das Thema Klimaschutz. Um die CO2-Emissionen zu senken, werden immer häufiger Wärmepumpen auch in Bestandsgebäuden eingesetzt. Auch in Japan beim Mutterkonzern ist Klimaschutz ein Riesenthema. Panasonic hat sich bereits im Juni 2017 in seiner „Environmental Vision 2050“ dazu verpflichtet, bis 2050 mehr CO2-neutrale Energie zu erzeugen, als man für Produktion und Betrieb seiner Technologien und Produkte benötigen wird.

KKA: Wo sehen Sie die wichtigsten Herausforderungen für Fachhandwerksbetriebe?

Eggers: Die Haustechnik entwickelt sich immer rasanter und die einzelnen Bereiche wachsen mehr und mehr zusammen, z. B. kontrollierte Wohnungslüftung, Wärmepumpe, Klimaanlage, Photovoltaik, Smart Grid und Smart Home und damit verbunden natürlich die nahezu unendlichen Möglichkeiten der Digitalisierung. Die technischen Herausforderungen, die sich daraus im Bereich Planung und Installation ergeben, werden von den Fachbetrieben in Zukunft gemeistert werden müssen.

KKA: Wie unterstützt Panasonic Fachhandwerksbetriebe dabei?

Eggers: Wir bieten unseren Fachhandwerkspartnern im Rahmen unseres „Panasonic PRO Club“-Portals umfassende Unterstützung mit Planungsunterlagen, Planungssoftware und Schulungen an. Im Oktober laufen z. B. unsere Schulungen zur Installation der CO2-Verflüssigungssätze. Dabei ist uns wichtig, dass der Fachhandwerker nicht nur weiß, wie es geht, sondern auch wie er dabei möglichst effizient arbeitet. Zudem bieten wir den Fachhandwerksbetrieben Systemlösungen an, die sich extrem leicht installieren lassen. Unsere CO2-Geräte kommen z.B. ohne Puffertank und Hilfskühlung aus. Das erleichtert die Installation immens. Unsere kostenlosen Smart Cloud-Angebote zur Regelung und Wartung von Klima- und VRF-Systemen über das Internet sind ein weiteres Beispiel. Damit wird der Einstieg für Fachbetriebe in die Digitalisierung zum Kinderspiel.

KKA: Panasonic hat seine Klimageräte auf das umweltfreundlichere Kältemittel R32 umgestellt. Warum sollten Fachhandwerksbetriebe auf ein klima­freundlicheres Kältemittel umsteigen und warum gerade auf R32?

Eggers: Der GWP von R32 ist deutlich niedriger als der von R410A. Da sich die Verknappung der Kältemittel im Rahmen der F-Gase-Verordnung und die daraus resultierende Preissteigerung auf den GWP bezieht, wird R32 im Gegensatz zu R410A auch in Zukunft noch vergleichsweise günstig erhältlich sein. Darüber hinaus arbeiten Klimaanlagen mit R32 um einiges effizienter und benötigen weniger Kältemittel.

KKA: Panasonic hat einen Verflüssigungssatz für die Lebensmittelkühlung mit dem Kältemitte CO2 auf den Markt gebracht. Wo liegen die Vorteile des Kältemittels und was muss beachtet werden?

Eggers: CO2 ist für die Tief- und Normalkühlung ein Glücksfall. Es ist ein natürliches Kältemittel, das weder giftig noch klimaschädlich ist. Mit einem GWP von 1 hat es nahezu keine Auswirkungen auf das Klima und es wird bei CO2 wohl keine Preissteigerungen geben. Darüber hinaus arbeitet CO2 dank einer hohen volumetrischen Kälteleistung deutlich effizienter als andere Kältemittel. Bei Versuchsreihen in Supermärkten konnten Einsparungen von über 30 % erreicht werden mit der Umstellung auf unsere CO2-Verflüssigungssätze. Bei aller Euphorie – einen Pferdefuß hat die Technik: CO2-Anlagen arbeiten mit hohen Drücken und reagieren stark auf Temperaturschwankungen. Das macht das Anlagendesign und die Installation normalerweise sehr aufwendig. Die Panasonic-CO2-Verflüssigungssätze allerdings machen die Technik einfach handhabbar. Sie lassen sich so einfach installieren wie ein VRF-Außengerät.

KKA: Was kann Pana­sonic dazu beitragen, Häuser noch energiesparender zu klimatisieren? Welche Technologien können Klimaspezialisten bereits heute nutzen und was wird noch kommen?

Eggers: Wie alle Hersteller arbeiten wir natürlich auch bei Panasonic daran, die Geräte immer effizienter zu machen. Jede Geräte-Generation ist wieder um ein paar Prozentpunkte besser als der Vorgänger. Dazu tragen auch Low-GWP-Kältemittel wie CO2 oder R32 bei. Zudem arbeiten wir bei Panasonic intensiv an intelligenten Steuerungslösungen. Hier konnten wir in den letzten Jahren vor allem im Teillastbetrieb unsere Geräte noch effizienter machen. Ein weiterer Punkt ist die Abstimmung der Geräte auf den tatsächlichen Kühlbedarf. Dank intelligenter Sensortechnik, die Personen im Raum registriert, laufen Panasonic-Klimaanlagen nur dann, wenn sie wirklich benötigt werden. Das bringt auch mehr Komfort. Und natürlich – wie bereits angesprochen – wächst die Haustechnik immer enger zusammen. Smarte Steuerungen werden die einzelnen Systeme wie PV, Klima, Lüftung und Sonnenschutz optimal aufeinander abstimmen. Auch übergreifende Lösungen wie smarte Stromnetze, Sektorkopplung und die Optimierung ganzer Quartiere in Sachen Energieeffizienz werden zukünftig dazu beitragen, deutlich energiesparender zu klimatisieren.

KKA: Welches Interesse haben Kälte-/Klima-Fachbetriebe eigentlich am Wärmepumpenmarkt? Wollen sie das Endkundengeschäft oder überlassen sie es lieber dem SHK-Handwerk?

Eggers: Grundsätzlich haben Kälte-/Klima-Fachbetriebe die gleichen Chancen wie andere Fachbetriebe auch, allerdings stellen sich auch neue Herausforderungen, wie z. B. das Zusammenspiel mit kontrollierter Wohnraumlüftung und wassergeführten Raumheizungen sowie die Ausrichtung auf Endkunden, die einen 24/7 Service benötigen.

KKA: Welchen Einfluss hat eine deutsche Panasonic-Vertriebsgesellschaft auf Produktentwicklungen im Mutterhaus in Japan? Berücksichtigt man dort spezielle Marktanforderungen?

Eggers: Europa ist ein wichtiger Markt für Panasonic, ein entsprechendes Gewicht und Mitspracherecht haben die europäischen Produktmanager. Die Zusammenarbeit mit der Produktentwicklung ist sehr eng. Das Thema Wärmepumpe wird stark durch die mittel- und nordeuropäischen Länder getrieben. Entsprechend gewichtig ist auch der Einfluss der entsprechenden Länderorganisationen. Bei Klimaanlagen stehen bei der Entwicklung die Bedürfnisse weit entwickelter Märkte wie Japan, USA und die EU im Fokus mit hohen Anforderungen an Komfort, Effizienz und Klimaschutz.

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