Viel Leidenschaft für besondere Lösungen

Von der Gasmotorwärmepumpe zur Propan-Wärmepumpe

Anfang des Jahres war zu lesen, dass die erst vor etwas mehr als einem Jahr gegründete SEP21 GmbH, ansässig im bayerischen Olching, in „Euro­klimat Deutschland GmbH“ umfirmierte. Das Unternehmen war mit dem Vertrieb von hocheffizienten Wärme- und Kälteerzeugungsanlagen für Gewerbe- und Industriekunden gestartet. Zum Portfolio von SEP21 gehörten von Anfang an Produkte des italienischen Herstellers Euroklimat, die mit Propan (R290) arbeiten. Schließlich hatten sich Sven Schwarze (Gründer von SEP21 und nun Geschäftsführer von Euroklimat Deutschland) und Michele Bedin (CEO von Euroklimat S.P.A.) darauf verständigt, ihre Kräfte zu vereinen und zukünftig gemeinsam unter dem Dach der Marke Euroklimat zu agieren. Die KKA sprach mit Sven Schwarze über diese Entwicklung und seine Ziele in der neuen Konstellation.

KKA: Herr Schwarze, wir kennen uns seit ­Ihrer Zeit bei Yanmar. Gasmotorwärme­pumpen scheinen Sie schon eine ganze Wiele zu begleiten. Können Sie rückblickend kurz etwas dazu sagen, wie sich daraus die Zusammenarbeit mit Euroklimat entwickelt hat?

Schwarze: Zunächst war ich bei Kaut im Vertrieb für den Produkt- und Vertriebsstart von Gasmotorwärmepumpen in Deutschland verantwortlich. Dort wurden mir Gasmotorwärmepumpen quasi in die Wiege gelegt, was mich später zu Yanmar, vormals KKU, geführt hat. Von dort bin ich dann mit SEP21 in die Selbständigkeit gestartet – mit einem klaren Fokus auf natürliche Kältemittel. Über Teko bin ich schließlich mit Michele Bedin, CEO von Euroklimat S.P.A., in Kontakt gekommen. Da Euroklimat ausschließlich mit Propan arbeitet, hat sich das wunderbar ergänzt, sodass deren Produkte von Anfang an zum Portfolio von SEP21 gehörten. Mit dem Beginn des Ukraine-Krieges waren die Umstände für ein neu gegründetes Unternehmen jedoch nicht gerade günstig. Daher kam es letztlich zur Umfirmierung in Euroklimat Deutschland.

Teko hatte übrigens die „RANSTA“ Propan-Kaltwassersätze unterstützend mit Euroklimat entwickelt, will sich nun aber auf CO2 konzentrieren und hat daher die Kunden inklusive Gewährleistung an Euroklimat übergeben. So haben unglückliche Umstände letztlich doch zu einem guten Ergebnis geführt.

KKA: Werden Sie am Standort Olching bleiben?

Schwarze: Nein, im August 2023 werden wir unseren Hauptsitz von Olching nach Frechen bei Köln verlegen. Dort ist das Entwicklungspotential einfach besser. Zudem werden wir gemeinsam mit der ClimaConnect (Niko Stoikos), einem Kälte-Klima-Fachbetrieb mit 50 Mitarbeitern und der Firma Andrews Sykes (Leih Kälte-Wäremtechnik), ein Kompetenzzentrum bilden. Ziel für Euroklimat Deutschland ist es, von Köln aus weitere drei bis vier Standorte zu entwickeln und den Service auszubauen. Das Problem ist einfach, an geeignetes Fachpersonal heranzukommen.

KKA: Welche Produkte bieten Sie über Euroklimat?

Schwarze: Das Portfolio ist am Markt einzigartig. Wir bieten Propan-Wärmepumpen ab 20kW bis 710kW (Luft/Wasser und Wasser/Wasser), Kaltwassersätze ab 8kW bis 1MW und Prozessanwendungen. Die Kaltwassersätze gibt es für Standard- und für Sonderanwendungen, wobei sich eine Tendenz in Richtung Standardanwendungen abzeichnet – momentan ist das Verhältnis noch etwa 50:50. Bei den Propan-Wärmepumpen, die Euroklimat seit 2018 anbietet, sind wir Marktführer in Europa. Wir erweitern aber auch in Richtung R600a (Isobutan) für Hochtemperatur-Anwendungen.

Übrigens wurden bisher alle Anlagen mit Hubkolben-Verdichtern (Bitzer, Frascold und Bock) ausgeführt, die Sonderanlagen mit Schrauben von Frascold.

KKA: Von welchen Füllmengen sprechen wir und welche Sicherheitsvorkehrungen sind vorgesehen?

Schwarze: Die Füllmengen liegen zwischen 1 kg und 90 kg Propan. Bei größeren Füllmengen arbeiten wir aber mit mehreren Kreisen, sodass jeder Kreis maximal 25-30 kg enthält. In der Standardanwendung sind es bis zu vier Kreise, bei Sonderanlagen kann es variieren.

In Puncto Sicherheit sind die Anlagen komplett zertifiziert mit Gas-Warnanlagen und Detektoren ausgerüstet. Das große Sicherheitskonzept sieht ferner ATEX-Ventilatoren und eine permanente Spülung der Maschine vor – bei einer Innenaufstellung wird der komplette Maschinenraum gespült.

KKA: Wie ist aktuell die Auftragslage?

Schwarze: Aktuell sind viele Maschinen in der Auslieferung. Es laufen noch ein Großwärmepumpen-Projekt, verschiedene Aufträge mit Kaltwasser und ein Prototyp-Projekt für Supermärkte. Wir können also nicht klagen.

KKA: Wo sehen Sie die Potentiale für die Zukunft?

Schwarze: Zum Beispiel werden die Autozulieferer aktuell von der Automobilindustrie gedrängt, auf natürliche Kältemittel umzusteigen. Insbesondere bei Lackieranlagen ergibt sich daraus ein großes Potential für Hochtemperatur-Wärmepumpen. Aber auch bei anderen Großunternehmen und in öffentlichen Gebäuden wird zunehmend auf den CO2-Fußandruck geachtet – Prozesse und Anlagen werden folglich entsprechend umgestellt. So will z.B. auch DHL „grün“ werden.

Ein kleines Problem ist momentan noch, dass viele TGA-Ingenieure noch sehr weit weg sind von natürlichen Kältemitteln. Hier fehlt es noch an Aufklärung.

KKA: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Euroklimat …

… wurde 1963 als eine der ersten Chiller-Manufakturen Italiens gegründet. Schon früh investierte das Unternehmen in die Entwicklung der umweltschonenden Propantechnik. Der erste Wärmepumpen-Prototyp auf Basis des natürlichen Kältemittels wurde im Jahr 2018 erfolgreich im Testzentrum geprüft. Bis Ende 2021 wurden bereits über 5.000 Anlagen mit R290 produziert und ausgeliefert.

Sven Schwarze …

… ist gelernter Kälteanlagenbauer und ­Diplom-Wirtschaftsingenieur. Er war zunächst als Vertriebsingenieur bei der Alfred Kaut GmbH in Wuppertal für den Produkt- und Vertriebsstart von Gasmotorwärmepumpen in Deutschland verantwortlich. 2007 wechselt er als Vertriebsleiter und Geschäftsführer zur Eschenfelder KKU GmbH nach Marl. Im April 2012 folgte die Gründung der KKU Concept GmbH als gesellschaftsführender Geschäftsführer mit dem Aufbau und der Markteinführung von Yanmar Gasmotorwärmepumpen. Sieben Jahre später wurden die Eschenfelder KKU GmbH und die KKU Concept GmbH in die Yanmar Energy System Europe GmbH überführt, bei der Schwarze als CSO für Vertrieb und Marketing in Deutschland und EMEA verantwortlich zeichnete. 2022 gründete er die SEP21 GmbH, die nun in „Euro­klimat Deutschland GmbH“ umfirmierte.

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