Zusammenschluss von eurammon und Refrigerants, Naturally!

Interview mit Rob Vandenboer, Vorstandsvorsitzender von eurammon, zu Zielen und Hintergründen

Im Oktober 2024 gaben eurammon und Refrigerants, Naturally! (RefNat) anlässlich der Chillventa bekannt, künftig gemeinsame Wege zu gehen durch einen Zusammenschluss beider Vereine ( www.t1p.de/KKA4-25eurammon ). Ziel sei es, die Position bei der Förderung natürlicher Kältemittel in den Bereichen Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnologie (RACHP) weiter zu stärken und die Ressourcen im Kampf gegen den Klimawandel zu bündeln. Nachdem nun viele organisatorische Fragen geklärt sind, sprach die KKA mit dem Vorstandsvorsitzenden von eurammon, Rob Vandenboer, über die näheren Hintergründe dieses Zusammenschlusses und die weiteren Ziele des Vereins.

KKA: Wie kam es zum Zusammenschluss? Wer hat die Initiative ergriffen?

Vandenboer: Beide Vereine hatten seit längerem intern die Option diskutiert, durch Zusammenschluss mit geeigneten Akteuren ihren Einfluss in relevanten Sektoren zu stärken. Aus Sicht von eurammon war die Vereinssaktivität während der Corona-Zeit stark zurückgegangen, sodass ein Neustart erforderlich war. Ferner suchte eurammon ein neues Sekretariat, da der VDMA, bei dem die Geschäftsstelle bisher angesiedelt war, andere Wege gehen wollte. Da auch bei RefNat nach dem erfolgreichen Abschluss des letzten EU-Projekts (www.t1p.de/KKA4-25RefNat) im Jahr 2022 neue Schwerpunkte gesetzt werden sollten, fanden zunächst Gespräche zwischen Michael Freiherr und Dietram Oppelt als Vertreter beider Vorstände statt. Die Initiative ging also von den jeweiligen Vorständen beider Organisationen aus, wobei zu betonen ist, dass auch die Mitglieder in den Entscheidungsprozess zu hundert Prozent eingebunden waren. Nach ersten Gesprächen war schnell klar, dass sich die Ziele beider Vereine decken und ein Zusammenschluss für beide Seiten vorteilhaft ist.

KKA: Welche Vorteile erhoffen sich beide Organisationen?

Vandenboer: RefNat hatte den Schwerpunkt bei Betreibern von Kälteanlagen, Experten und NGOs. Eurammon hatte einen klaren Fokus bei den Komponentenherstellern und Experten aus dem Bereich der Kühlung mit Ammoniak als Kältemittel. Zusammen haben wir eine stärkere und breitere Basis für Aktivitäten und mehr Gewicht gegenüber Entscheidungsträgern – für alle natürlichen Kältemittel. Durch unsere 50+ Mitglieder bringen wir ein beachtliches politisches Gewicht mit, auch durch unsere internationale Ausrichtung. Wir können sagen, dass unsere Mitglieder rund 40 Milliarden Euro Umsatz und ca. 130.000 Mitarbeiter in mehr als 100 Ländern repräsentieren.

KKA: Was war der Antrieb bzw. die Motivation?

Vandenboer: Der zentrale Antrieb war, vorhandene Expertise zu bündeln und durch eine größere, vereinte Mitgliederbasis den politischen und gesellschaftlichen Einfluss zu stärken – insbesondere gegenüber Entscheidungsträgern, um den Einsatz natürlicher Kältemittel voranzutreiben. Durch den Zusammenschluss zweier bereits etablierter Initiativen sollte zudem die Sichtbarkeit deutlich erhöht werden. Ziel ist es, auf Basis fundierter, technischer und wissenschaftlicher Argumente natürliche Kältemittel als DIE klimafreundliche Lösung für RACHP-Technologien zu positionieren.

KKA: Wie läuft der Zusammenschluss organisatorisch ab und wie ist der aktuelle Stand?

Vandenboer: Der Zusammenschluss erfolgt in einem Verein, d. h. die Mitglieder von RefNat treten eurammon bei. Dies wird auch durch das neue gemeinsame Logo symbolisiert. In diesem Zuge wird RefNat aufgelöst. Die HEAT GmbH hat die Geschäftsstelle der gemeinsamen Initiative übernommen und fungiert damit als operative Schnittstelle. Beide Seiten bringen eigene Initiativen ein, um die bisherigen thematischen Schwerpunkte weiterzuführen.

KKA: Hat man sich gemeinsam grundsätzlich neue Ziele gesteckt, die jeder für sich nicht angegangen wäre?

Vandenboer: Ja, im Rahmen der Zusammenarbeit haben wir uns neue Ziele gesteckt – jedoch nicht im Sinne einer vollständigen Neuausrichtung, sondern als konsequente Weiterentwicklung bestehender Zielsetzungen. Die jeweiligen Initiativen ergänzen sich inhaltlich, sodass nun ein gemeinsames Gesamtbild entstanden ist, das von einer breiteren fachlichen Basis getragen wird. Ein bedeutender Meilenstein war für eurammon/RefNat mit der Überarbeitung der F-Gas-Verordnung erreicht. Damit verbunden war der logische Schritt, neue inhaltliche Schwerpunkte zu definieren. In diesem Zuge wurde auch die Vision und Mission von eurammon überarbeitet und an die neuen Anforderungen angepasst.

Der Fokus der Arbeit lag bisher eher in Deutschland. Die Vereinsarbeit soll nun mehr europäisch ausgerichtet werden. Dies spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des Vorstandes und des Steuerungsausschusses wider. Beide Gremien sind nun stärker auch mit Mitgliedern aus anderen europäischen Ländern besetzt (Belgien, Schweden, Niederlande). Ferner ist auch eine verstärkte Lobbyarbeit in Brüssel geplant. Wir streben zunächst einen Status als „Expert“ an und arbeiten enger mit anderen internationalen Organisationen im Bereich natürlicher Kältemittel zusammen.

KKA: Was sind die nächsten Schritte?

Vandenboer: Die eurammon-Webseite (www.eurammon.com) wurde grundlegend überarbeitet. Im Mittelpunkt steht die Knowledge-Plattform, die kontinuierlich erweitert wird – insbesondere durch praxisnahe Anwendungsbeispiele zu natürlichen Kältemitteln, die von unseren Mitgliedsunternehmen bereitgestellt werden. Ergänzend stehen Informationen zu verschiedenen relevanten Fachthemen zur Verfügung.

Ein zentrales Ziel ist es, die bestehende Expertise zu sämtlichen natürlichen Kältemitteln zu bündeln und einer breiteren Fachöffentlichkeit zugänglich zu machen. Während die – vor allem zu Ammoniak-Anwendungen – gesammelten Fachkenntnisse in der Vergangenheit eher innerhalb kleinerer Kreise geteilt wurden, soll das über Jahrzehnte gesammelte Wissen nun einem größeren Publikum zugutekommen. Damit soll das Verständnis gestärkt werden, dass natürliche Kältemittel eine technisch machbare und umweltfreundliche Lösung darstellen.

Zur inhaltlichen Weiterentwicklung arbeitet eurammon in thematischen Taskforces, die gezielt Schwerpunkte setzen, etwa zu den Themen Sicherheitsstandards, Anwendungsherausforderungen / -verbesserungen / -chancen und neue Ansätze zur Verwendung natürlicher Kältemittel. Parallel dazu werden bestehende Kooperationen, beispielsweise mit der IIAR, strategisch vertieft.

KKA: Welche langfristigen Aktivitäten sind geplant?

Vandenboer: Einige bewährte Formate werden wir auch in Zukunft fortführen. Dazu zählen insbesondere der jährlich stattfindende Student’s Day sowie unsere Unterstützung des IRN Events, der dieses Jahr zum zweiten Mal bei der Bitzer Schaufler Akademie stattfand. Parallel dazu erweitern wir unsere Webseite kontinuierlich um praxisnahe Anwendungsbeispiele, um den unmittelbaren Nutzen natürlicher Kältemittel in konkreten Projekten sichtbar zu machen.

Im Jahr 2026 steht ein besonderes Jubiläum an: eurammon feiert sein 30-jähriges Bestehen. Dieses Ereignis werden wir gezielt nutzen, um die Bekanntheit des Vereins weiter zu steigern. Darüber hinaus sind wir wie gewohnt auf der Chillventa vertreten.

Ein strategischer Fokus liegt zudem auf der Intensivierung unserer politischen Kommunikation. Ziel ist es, die Sichtbarkeit unserer Anliegen gegenüber Entscheidungsträgern weiter zu erhöhen und den Einsatz natürlicher Kältemittel im Sinne der Nachhaltigkeit aktiv zu fördern.

KKA: Herzlichen Dank für das Gespräch.

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