Natürliches Kältemittel für natürliche Produkte
Ammoniakanlage für Käserei
Ende 2018 installierte der österreichische Systemanbieter Herzog Kälte-Klima eine Ammoniakanlage bei der Feinkäserei Woerle. Für Woerle ist es die erste Erfahrung mit Ammoniak, die Entscheidung für dieses natürliche Kältemittel aber dennoch naheliegend: Das Unternehmen verwendet für die Herstellung seines Heumilchkäses ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe.
Natürlichkeit hat bei Woerle Tradition: Das Unternehmen stellt Käse aus Heumilch her, die von Biobauern aus der Region bezogen wird. Mit dem natürlichen Kältemittel Ammoniak hatte die Feinkäserei bisher noch keine Erfahrungen gemacht – dafür jetzt umso mehr: Drei Ammonia Compressor Packs (ACPs) von Bitzer stehen seit Jahresende 2018 bereit, um die Kühlung von Kaltsole auf -12 °C und von Eiswasser auf +2 °C zu übernehmen – für Kühlräume, Lüftungsanlagen und die Produktion am Standort Henndorf bei Salzburg. Herzog Kälte-Klima aus der Steiermark übernahm den Auftrag und lieferte und installierte die ACPs. Eines war die Anlieferung bei einer Länge von über 2,2 m, einer Breite von 2,7 m, einer Höhe von 2,3 m und einem Gewicht von bis zu 7 t pro ACP jedoch ganz sicher nicht: eine leichte Aufgabe.
Kraftakt? Natürlich!
Die Anlieferung der drei ACPs erforderte die richtige Planung, ein starkes Team und entsprechende Hilfsmittel – und dann ging alles ganz einfach. Für die Durchführung der Hubarbeiten waren sechs Mitarbeiter erforderlich: der Kranfahrer, je ein Kraneinweiser am LKW und in der Aufstellungshalle sowie drei Monteure für die Hubzeugbefestigung und das Abhängen. Ein 220-Tonnen-Kran hob die ACPs bei einer Ausladung von bis zu 35 m ca. 20 m hoch an, um sie in ihre Einbringluke im Aufstellungsraum zu setzen, wo sie anschließend horizontal an ihren endgültigen Bestimmungsort verschoben wurden. Diese waagrechte Montage und das Anheben erfolgten auf vibrationshemmenden Maschinenfüßen, den horizontalen Transport übernahmen fünf Monteure. Auch mit von der Partie: Schwerlastrollen, Hubstempel und Hubzüge für den horizontalen Transport im Aufstellungsraum.
Danach kam das Installationsteam zum Einsatz, bestehend aus einem Schweißer, zwei Rohrvorrichtern und einem Elektriker. Der Rohrleitungsbau erfolgte TÜV-überwacht: Dazu gehörten die Fertigungskontrolle, eine Entwurfsprüfung nach Druckgeräterichtlinie, die Überprüfung der Schweißnähte per Röntgenprüfung und eine sicherheitsrelevante Druckprobe mit Stickstoff als Druckmedium, bevor die Anlagen dann gefüllt wurden. Im Anschluss erfolgte die elektrische Montage, bei der der TÜV eine Prüfung der Sicherheitstechnik und eine Funktionskontrolle vornahm.
Unter Nachbarn
Betreut wurde das alles von Projektleiter Herbert Khier, der seit sieben Jahren für Herzog Kälte-Klima tätig ist. Die Beziehung zu Bitzer besteht schon deutlich länger, wie er berichtet: „Wir bei Herzog arbeiten seit 40 Jahren mit Bitzer-Produkten. Mit Ammoniak-Anlagen hatten wir bisher zwar nur wenige Berührungspunkte, aber es wird immer mehr. Auch bei unserem Kunden Woerle war Bitzer schon ein Begriff. Der ausschlaggebende Faktor bei der Entscheidung für die ACPs war dann schließlich deren überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und auch das Label ‚Made in Germany‘ weiß bei uns in der Alpenrepublik zu überzeugen.“
Seine Ammonia Compressor Packs fertigt Bitzer im süddeutschen Rottenburg-Hailfingen, die dort eingesetzten Schraubenverdichter stammen aus dem benachbarten Produktionsstandort Rottenburg-Ergenzingen. Jedes ACP enthält einen oder zwei „OSKA95“-Schraubenverdichter und einen 3-stufigen horizontalen „OAHC“-Ölabscheider – komplett aus dem Hause Bitzer. ACPs mit einem Verdichter wurden für diesen speziellen Kundenfall mit der Option auf Erweiterung angeboten. Für eine größtmögliche Effizienz der ACPs sorgen jeweils zwei 2-polige Highspeedmotoren mit jeweils 315 kW Leistung und einer maximalen Drehzahl von 4200 RPM sowie Frequenzumrichter.
Die Inbetriebnahme der ACPs erfolgte im April 2019. Und jetzt? Macht Ammoniak zwar alles zu Käse, das jedoch im allerbesten Sinn.
Technische Daten
Endausbau geplant:
Kaltsole to/tc -15 °C/+36 °C, Qo 2x 1725 kW, Qw 2x 484 kW
Eiswasser to/tc -0,5 °C, Qo 3053 kW, Qw 533 kW