Umbau auf NH₃ im laufenden Betrieb

Über Jahrzehnte hinweg hat sich das Familienunternehmen Grevenkoper Pute in der Region etabliert und steht heute für einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit seinen Tieren und der Herstellung erstklassiger und frischer Fleischprodukte. Pro Jahr werden rund 70 000 Tiere geschlachtet, aus denen die Putenspezialitäten hergestellt werden. Vom Einkauf der Küken bis hin zur Schlachtung, Zerlegung und Verarbeitung liegt alles in einer Hand.

Die Ställe der Grevenkoper Pute GmbH befinden sich alle im Umkreis von nur fünf Kilometern, wodurch kurze Transportwege gewährleistet werden. Dies trägt dazu bei, den Stress für die Tiere zu minimieren. Zudem wird darauf geachtet, geringere Besatzdichten zu gewährleisten und den Einsatz von Antibiotika möglichst gering zu halten. In den Ställen wird mehr eingestreut als in anderen Betrieben, um den Komfort der Tiere zu verbessern. Das Stroh stammt sogar von den eigenen Äckern.

Für die Erneuerung und den Ausbau der bestehenden Kältetechnik hat die Greven­koper Pute den Kälte-Klima Fachbetrieb Janne & Busch Kälteservice GmbH aus dem holsteinischen Horst beauftragt.

Im bisherigen System aus dem Jahr 1993 kam zunächst das in der Zwischenzeit verbotene Kältemittel R22 und nach einer Umstellung R407C zum Einsatz. Zudem bereitete das alte System zunehmend Probleme und stellte Geschäftsführer Timm Klüver vor die Herausforderung einer Rundumerneuerung. Aufgrund ihrer ozonschichtschädigenden Wirkung sind sogenannte HFCKW Kältemittel wie R22 heutzutage ausnahmslos verboten. Gemeinsam mit den Experten Uwe Busch von Janne & Busch und Henning Sievers von Fischer Kälte-Klima wurde eine nachhaltige Ammoniakanlage geplant, die alle Bereiche des Geflügelbetriebs mit der entsprechenden Kälte versorgt. Vor eine besonders große Herausforderung stellte alle Beteiligte die Anforderung, dass der Umbau der Anlage im laufenden Betrieb erfolgen musste. Dies wurde von den Projektbeteiligten von Tag 1 an berücksichtigt und konnte wie gewünscht umgesetzt werden.

Bevor es an die eigentliche Kälteanlage jedoch ging, wurde zunächst ein neues Gebäude auf dem Anwesen der Grevenkoper Pute errichtet, das zukünftig das zentrale Herzstück der Anlage beherbergt: ein NH₃ System von Fischer Kälte-Klima mit einer variablen Leistung von 28 bis 223 kW. Anschließend wurden die Rohrleitungen zum Hauptgebäude verlegt, zusammen mit allen Steuerventilen in einer begehbaren Zwischendecke. Dies hat den praktischen Nutzen, dass Wartungsarbeiten nicht mehr in den Produktionsräumen durchgeführt werden müssen. Als Kälteträger des indirekten Kühlsystems kommt Sole zum Einsatz.

Die Anlage wurde ganzheitlich auf die speziellen Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten und berücksichtigt auch Nachhaltigkeitsaspekte. Die Abwärme der Anlage wird durch eine integrierte Wärmerückgewinnung zur Versorgung der Brauchwasserspeicher genutzt, was die Energieeffizienz weiter verbessert.

Doch damit nicht genug: Das Unternehmen hat auch verschiedene Photovoltaik-Bausteine mit einer Leistung von 190 kW Peak auf den Dächern installiert. Und in naher Zukunft ist geplant, diese Kapazität um weitere 200 kW Peak zu erweitern, um saisonale Unterschiede im Strombedarf besser auszugleichen. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme verfügt das Unternehmen über ein Notstromaggregat, das innerhalb von zehn Sekunden einspringt, falls der Strom ausfallen sollte. Dadurch werden Produktion und Kühlung der Waren auch bei unvorhergesehenen Ereignissen sichergestellt. Das gesamte Projekt zeigt das Engagement von Timm Klüver und seiner Schwester Silke Klüver, der Vertriebsleiterin des Unternehmens, für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Lösung.

Das für die Kältetechnik zuständige Fachunternehmen Janne & Busch aus dem holsteinischen Horst hat sich für die Realisierung des Projekts der Gevenkoper Pute GmbH für eine Lösung der [CF] Systems Spezialisten von Fischer Kälte-Klima entschieden. Für das Projekt konzipierte Fischer gemeinsam mit Janne & Busch ein indirektes Ammoniak System, dessen Herzstück ein NH₃ Flüssigkeitskühlsatz mit hocheffizienten Bitzer OS Schraubenverdichtern darstellt. Diese offenen Schraubenverdichter der neusten Generation sind von Bitzer für den Einsatz in industriellen Ammoniak-Anwendungen ausgelegt. Die Serie verbindet hohe Kälteleistung mit bewährter Zuverlässigkeit und herausragender Energieeffizienz in Voll- und Teillast.

Das System basiert auf den beiden offenen Bitzer Schraubenverdichtern FKS2-OSKA5361 und-K+OSKA7472 mit Antriebsmotor, Ölabscheider, Druckgas-Enthitzer für Wärmerückgewinnung, Ölkühler für Wärmerückgewinnung, Zwischenkreislauf mit Wärmeübertrager für eine Systemtrennung auf Brauchwasser und Verdampfer für überfluteten Betrieb mit darüber liegendem Schwerkraftabscheider. Durch den Einsatz des natürlichen Kältemittels Ammoniak und konsequente Abwärmenutzung im Projekt verbindet hier Janne & Busch bei der Grevenkoper Pute Nachhaltigkeit und Effizienz in perfekter Weise.

Die von Fischer im Werk Kernen bei Stuttgart komplett vorgefertigte Kältemaschine wurde im Werk zudem vor der Auslieferung durch eine Helium-Leckagedetektion auf Dichtheit geprüft und erfüllt höchste Anforderungen an Sicherheitsstandards, was im Umgang mit dem zwar natürlichen aber toxischen Kältemittel NH₃ von großer Relevanz ist.

Timm und Silke Klüver, die beiden Verantwortlichen des Familienunternehmens sehen das Gesamtprojekt als Investition in die Zukunft des Unternehmens und seine Mitarbeitenden.