„Wasch mich, aber mach mich nicht nass“

Es ist durchaus ein löbliches Unterfangen der EU, uns Bürger nicht nur hinsichtlich Größe und Form vor „falschen“ Bananen zu bewahren, sondern auch unsere Gesundheit zu schützen. So wird seit einiger Zeit nicht nur in unserer Branche, sondern auch in der allgemeinen Tagespresse verstärkt über die sogenannten PFAS diskutiert. Die Abkürzung PFAS steht für per- und polyfluorierte Chemikalien. Das sind organische Verbindungen aus Kohlenstoffketten, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Geschätzt mehr als 10.000 Stoffe dieser Art umgeben uns im täglichen Leben (z.B. als Beschichtung in Teflon-Pfannen oder in wasserabweisenden, atmungsaktiven Textilien). Das „Schöne“ an diesen PFAS sind nämlich ihre wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften sowie ihre chemische und thermische Stabilität.

Das Problem ist, dass diese nicht natürlich vorkommenden Stoffe teilweise extrem langlebig sind, sich in der Natur anreichern und im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Nun hat man sich mit der EU-Chemikalienverordnung REACH schon seit geraumer Zeit dieser Stoffe angenommen und jüngst auch die Kältemittel entdeckt. Es könnte also nicht nur durch die F-Gase-Verordnung sondern auch durch REACH zu Einschränkungen oder gar Verboten von fluorhaltigen Kältemitteln in Verbindung mit PFAS kommen – nicht betroffen wären lediglich R23, R32, R152a und R1132a. Für die meisten derzeit verwendeten F-Gase, könnte es nach einem Vorschlag der Europäische Chemikalienagentur (ECHA) vom 7.2. in absehbarer Zeit zu einem Verbot kommen, was erhebliche Auswirkungen für unsere Branche hätte, denn auch die ungesättigten teilfluorierten Kältemittel (HFOs) wie R1234yf, die als wichtiges Element für neue Kältemittel mit niedrigem Treibhauseffekt gelten, wären betroffen.

Nun ist es gemeinhin Sinn und Zweck eines Kältemittels, von technisch bedingten, inzwischen sehr geringen Undichtigkeiten abgesehen, seinen Dienst IN der Anlage zu verrichten und keinen Unfug in der Umwelt anzustellen. Interessant ist nun der gordische Knoten aus verschiedenen Zielen: Senkung der Treibhausgasemissionen (Energieeffizienz, Kältemittel mit geringem GWP), Wärmewende (verstärkter Ausbau der Wärmepumpe), Ressourcen-Effizienz (viele alte Anlagen müssen im Schadensfall eventuell neu errichtet werden), die Tatsache, dass sich die Physik nur begrenzt politischen Vorstellungen fügt (nicht alle Anwendungen lassen sich mit den verbliebenen Kältemitteln realisieren) und die Frage, wie dies Alles bei dem vorherrschenden Fachkräftemangel bis 2027 gelöst werden soll – das fragt sich jedenfalls

 

Ihr KKA-Chefredakteur

Matthias Schmitt

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