Energieoptimierung bei RLT-Anlagen

Das unterschätzte Potenzial

Beim Thema Gebäudetechnik stehen Entscheider, Planer und Betreiber ­zeitgleich vor gesellschaftlichen und klimapolitischen Herausforderungen: Das betrifft Fragen zur Energiewende bzw. CO2-Reduktion und Hygiene mittlerweile gleichermaßen. Dabei sieht Peter Hofstetter, Schulungsreferent Klima- und Heiztechnik bei WOLF in Mainburg, nicht nur eine klare Handlungsverpflichtung bei den Verantwortlichen. Die Situation bietet vielmehr eine Reihe von Chancen und Möglichkeiten – für Betreiber sind die Investitionen profitabel und die Nutzer können aufatmen.

Neben der Sanierung der Heizungstechnik, die derzeit besonders im Fokus steht, kommt der Lüftungstechnik mit Wärmerückgewinn eine wichtige Rolle zu. Schließlich muss Wärme, die sich bereits im Gebäude befindet, nicht mehr aus anderen Energiequellen erzeugt werden. Dieser Vorteil ist am ­größten, wenn die Außentemperaturen niedrig sind. Wärmerückgewinn durch RLT-Anlagen führt auch zu kleineren Wärmeerzeugern, was wiederum die Investitionskosten senkt.

Energetisch und finanziell attraktiv

Durch Sanierungsmaßnahmen im Bereich Heizung- und Lüftungstechnik schlägt man daher zwei Fliegen mit einer Klappe: Im Rahmen einer Sanierung reduzieren sich die Energiekosten des Betreibers, bzw. der CO2-Ausstoß des Gebäudes.

„Umbaumaßnahmen in Lüftungsanlagen im Bestand können den Wärmerückgewinn betreffen, eine intelligente und bedarfsgerechte Regelung bedeuten oder den Einsatz effizienterer Ventilatortechnik“, sagt Hofstetter. WOLF bietet einen Sanierungs-Service speziell für die Nachrüstung der Ventilatortechnik an. Dabei werden ineffiziente Ventilatoren mit vorgefertigten Umbausätzen gegen EC-Ventilatoren neuester Bauart ausgetauscht. Dank intelligenter Regelung und Energiemonitoring eröffnen sich neue Spielräume für weitere Energieoptimierungen.

Die Kosten für nachhaltige Anlagen- und Gebäudemodernisierung amortisieren sich im Laufe der Zeit. Gleichzeitig verweist Hofstetter aber auf die noch zu wenig bekannten und attraktiven Förderprogramme nach BEG. Sanierungsprojekte können mit bis zu 20 Prozent der Investitionskosten bezuschusst werden.

132 Comfort-Großraum-Lüftungsgeräte für Hessen

Ein beispielhaftes Großprojekt im Rahmen der Corona-Pandemie: WOLF hat 13 Kasseler Schulen und drei Kindertagesstätten mit dezentralen Comfort-Großraum-Lüftungsgeräten ausgestattet. Die RLT-Geräte wurden in 132 Räumen installiert und liefern jeweils bis zu 800 Kubikmeter Frischluft pro Stunde. Jetzt wird bei geschlossenen Fenstern nicht nur eine gleichmäßig frische und hygienische Luftqualität sichergestellt. Zeitgleich minimieren die Geräte die Lärmbelastung von draußen und die Wärmeverluste durch die Fensterlüftung.

Für dieses Projekt wurden bei der Stadt Kassel bereits zu Beginn der dritten Corona-­Welle Investitionen von rund 1,9 Mio. Euro genehmigt. Zuschuss gab es hier vom Land Hessen zur Förderung von Schutzvorkehrungen im Zuge der Pandemie.

Im direkten Vergleich zur alltagstypischen Variante der Fensterlüftung können Lüftungsgeräte gezielt eine deutliche Senkung der Partikelkonzentration erzielen. Um herauszufinden, welche Schulen für dieses Projekt infrage kommen, wurde die Lärmbelastung gemessen. Vor Ort in den Einrichtungen prüften Experten, ob tatsächlich Klassenräume oder vielleicht nur Flure zu den Straßen hin liegen. Daraus ergab sich eine Prioritätenliste.

Bei der öffentlichen Ausschreibung der Geräte waren für die Kasseler Experten des Bereiches „Hochbau und Gebäudebewirtschaftung - Gebäudetechnik und Energie“ überzeugende Gerätekonzepte und technische Eigenschaften vordringlich. Eine schnelle und zuverlässige Bearbeitung und Lieferung waren weitere Ausschreibungskriterien. Zusätzlich gab es im Vorfeld des Projektes „Klassenraum Belüftung“ mit dem als Alternative zur Verfügung gestellten professionellen Luftreiniger AirPurifier einen Test begleitet von einem unabhängigen Sachverständigen. Obwohl die Prüfung des Luftreinigers sehr zufriedenstellend verlief, entschieden sich die Verantwortlichen dann für eine langfristig nachhaltigere Lösung in Form des dezentralen Lüftungsgeräts mit 100 % frischer Außenluft.

Aufwendige Umbaumaßnahmen nicht die Regel

„Betreiber von Bestandsgebäuden scheuen neben dem finanziellen oft den organisatorischen Aufwand“, beobachtet Hofstetter. Dabei sind aufwändige Baumaßnahmen nicht die Regel, wie das Projekt „Schulen im Stadtraum Kassel“ belegt. Viele RLT-Geräte können dezentral flexibel positioniert und installiert werden. Zu- und Abluft erfordern oft nur die Montage von Lüftungsrohren und einen Wanddurchbruch durch die Gebäudehülle.

„In der Planungsphase bietet die digitale Bauwerksdatenmodellierung BIM zudem das Potenzial, RLT-Anlagen intelligent optimal zu dimensionieren“, erklärt Hofstetter. So können effiziente und bedarfsgerechte Lösungen gefunden werden.

GEG gibt mit der „Energetischen ­Inspektion“ den technischen ­Rahmen vor

Eine Hilfestellung bei der Erkennung von CO2-Einsparpotenzialen bietet die nach Gebäudeenergiegesetz (GEG 2020) erforderliche „Energetische Inspektion“ von ­Klimaanlagen und kombinierten Klima- und Lüftungsanlagen im Bestand. Die Inspektionspflicht ist in §74 bis §78 des GEG 2020 festgeschrieben. Aus dem Prüfverfahren ergeben sich Empfehlungen für Modernisierungsmaßnahmen. Hofstetter: „Der technische Rahmen ist durch die energetische Inspektion vorgegeben. Setzt man die Empfehlungen gemäß GEG um, hebt man ein enormes Einsparpotenzial.“

Unterstützung bei der energetischen Auslegung von RLT-Anlagen

Auf der intuitiv zu bedienenden Online-­Plattform myWOLF haben Planer und Handwerker Zugriff auf aktuelle Fachinformationen sowie auf die kompletten Daten und Fakten zu WOLF-Produkten. Ein zentraler AHU-Konfigurator für alle kompakten und modularen RLT-Geräte sowie eine umfangreiche Wissensdatenbank mit Praxisbeispielen und Richtlinien machen Planern das Arbeiten leichter. Interessierte registrieren sich unter www.wolf.eu/mywolf-portal

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