Frische Ammoniak-Kühltechnik bei Moers Frischeprodukte
Erweiterung einer Kälteanlage mit minimalen Standzeiten
Die Moers Frischeprodukte GmbH & Co. KG erweitert ihre Lagerkapazitäten und setzt dabei auf umweltfreundliche Ammoniak-Kältetechnik. Für 17.000 Palettenstellplätze, Kommissionierung und Versand, sorgt seit Beginn 2025 Kältetechnik der Amberger Kühltechnik GmbH (AKÜ) für gleichbleibende Temperierung. Überschüssige Energie wird für das Heizen und Klimatisieren von Bürogebäuden genutzt.
Modernes Unternehmen mit Tradition
Moers Frischeprodukte ist Spezialist für Produkte aus Milch und Frucht – überwiegend Desserts und gekühlte Getränke wie Trinkmilch, Smoothies, Direktsaft, Kaffeegetränke, Joghurt, Pudding, Fruchtgrütze oder Götterspeise. Das Unternehmen, ein Joint Venture der Molkerei Gropper und Dr. Oetker, wurde 2018 gegründet und geht zurück auf ein Werk der Dr. Oetker Gruppe, das seit 1993 in Moers produziert. Die Produkte werden in Deutschland und anderen europäischen Ländern über Dr. Oetker, Gropper und weitere Kunden vertrieben.
Moers Frischeprodukte steht für gewachsene Kundenbeziehungen, Verlässlichkeit und Spitzenqualität – verbunden mit Flexibilität und Offenheit für Optimierung. Mit modernen Anlagen und erstklassiger technischer Ausstattung schafft das Unternehmen die Basis für effiziente Produktionsprozesse. Die gute Infrastruktur und wachsende Nachfrage nach Convenience-Frischeprodukten bilden eine solide Grundlage für nachhaltiges Wachstum.
Erweiterung der Ammoniak-Kälteanlage
Um dem anhaltenden Wachstum gerecht zu werden, wurde 2024 zu den beiden bestehenden Hochregallagern ein drittes, 47 Meter hohes Hochregallager samt Kommissionierungszone und Versand mit 17.000 Stellplätzen zugebaut. Auch Heizung und Kühlung für Bürogebäude wurden integriert. Die Ammoniak-Kälteinfrastruktur wurde von 3.300 kW auf knapp 5 MW erweitert, mit der Option auf einen späteren Ausbau auf 8 MW. Die Umsetzung übernahm die Amberger Kühltechnik (AKÜ).
Minimale Stillstandzeiten
Die gesamte neue Infrastruktur konnte AKÜ parallel zum laufenden Betrieb errichten. Dazu Projektleiter Christian Schmidt: „Nur bei der ‚Hochzeit‘ – also beim Zusammenschalten der neuen mit der bestehenden Anlage – musste die Produktion für zweieinhalb Tage unterbrochen werden.“ Diese Lösung minimierte den Produktionsausfall und war ein zentraler Vorteil der von AKÜ verfolgten Konzeption.
Planung und Umsetzung
Die gesamte Fachplanung, die Auslegung und der Bau der Anlage lag in den Händen von AKÜ. „Bauseitig wurde die notwendige Verkabelung vorgenommen, ebenso wie die notwendige Fördertechnik und Lüftungstechnik. Alle weiteren Schritte und Gewerke lagen in unserem Verantwortungsbereich,“ so Projektleiter Christian Schmidt und er fügt hinzu: „Auch der Schaltschrankbau, die Verrohrung und die Vorbereitungen für die Programmierung lag im Verantwortungsbereich von AKÜ.“
Programmierung und Überwachung
Eine Besonderheit: Im laufenden Betrieb soll die Überwachung der neuen Anlage direkt auf dem Moers-eigenen System laufen. Hier lieferten die Programmierer des Kälteanlagenbaus die einzelnen Schrittketten, damit diese von Moers in die eigene Programmierung übernommen werden konnten. Neben der Steuerung wird auch die laufende Überwachung der Anlage vollständig von Moers übernommen, jedoch kann sich AKÜ im Bedarfsfall auf die Anlage zuschalten.
Aufbau der NH₃-Kälteanlage
Aufgrund hoher Sicherheitsanforderungen wurden Lagerkühlung und Personalbereiche technisch getrennt. Das Hochregallager wird direkt mit Ammoniak gekühlt, Kommissionierung und Versand über Kaltsole. Die Gesamtleistung von 4.916 kW wird durch drei bestehende sowie ein neues frequenzgeregeltes Verdichteraggregat erbracht. Auch ein reaktivierter Kolbenverdichter trägt zur Leistung bei. Die Erweiterung dauerte insgesamt rund anderthalb Jahre, die Bauzeit betrug zwölf Monate. Durch Reserveabgänge für ein weiteres Verdichteraggregat und einen Verdunster, kann die Anlage zu einem späteren Zeitpunkt auf bis zu 8 MW Leistung erweitert werden.
Direkte Ammoniak-Kühlung im Hochregallager
Zur Kühlung der sechs Lagergassen wurden vier Verdampferpakete je Gasse verbaut – fünf Gassen mit je 406 kW, die sechste mit 326,8 kW. Die Zieltemperatur liegt bei +4 °C, in der sechsten Gasse kann zudem auf +18 °C Zieltemperatur geheizt werden. Das Kältemittel ist Ammoniak (R717), die Versorgung erfolgt über einen neuen Kältemittelabscheider mit Pumpenstation.
Indirekte Kühlung in Bereichen mit Personalanwesenheit
In Kommissionierung und Versand erfolgt die Kühlung aus Sicherheitsgründen indirekt über Kaltsole. Eine Soleerzeugung mit 750 kW (NH₃/Sole) sorgt mit Pumpenstationen für die Versorgung. Die Abtauung erfolgt mit 30 kW Warmsole, erzeugt durch Heißgas. Solekühler mit Ansaugfilterkästen und textilen Luftauslässen verhindern Zugluft. Die Raumtemperatur beträgt +4 °C. Neun Kühler pro Arbeitsbereich (je 315 kW) sichern die Kühlleistung. Ein zusätzlicher Wärmeübertrager (30 kW) übernimmt die Büroklimatisierung.
Heizung und Kühlung von Bürogebäuden
Während der Planung kam die Idee auf, die bei der Abtauung entstehende Wärme (300 kW) auch zur Büroheizung zu nutzen. Das war technisch möglich. In der finalen Ausbaustufe speist eine Übergabestation überschüssige Wärme in eine Wärmepumpe (90 kW), die nun kosteneffizient Büro- und Sozialräume beheizt. Im Sommer erfolgt über Kaltsole auch die Kühlung.
Ammoniak bei Industrieanlagen
Ammoniak ist seit über 120 Jahren ein bewährtes Kältemittel in Industrie und Gewerbe. Trotz seiner Brennbarkeit und Toxizität gilt Ammoniak bei fachgerechter Planung als sehr sicher. Als natürliches Kältemittel ist es klimaneutral, es trägt nicht zum Treibhauseffekt bei, das Global Warming Potential ist Null (GWP=0) und es schädigt nicht die Ozonschicht. Ammoniak fällt nicht unter die F-Gas-Verordnung, hat also viele Vorteile:
Preislich attraktiv,
hohe Verfügbarkeit,
niedriger Energiebedarf zur Kälteerzeugung,
hohe spezifische Kälteleistung,
Betrieb mit kleineren Komponenten (Rohrdurchmesser) möglich.
Damit ist es eines der meistgenutzten und umweltfreundlichsten Kältemittel und wird wegen seiner Leistungsfähigkeit sehr häufig in großen Kälteanlagen in industriellem Maßstab verwendet.