Vergleich von saugenden und drückenden Luftkühlern

Anwendung in der Obst- und Gemüsekühlung

Um die optimale Qualität der Ware Obst und Gemüse zu gewährleisten, ist die Auswahl des richtigen Luftkühlers besonders wichtig. Die unterschiedlichen Fruchtsorten erfordern jeweils spezifische Lagerbedingungen in Bezug auf Lagerdauer, Atmosphäre, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Für die Einhaltung dieser Parameter spielt der Luftkühler eine besonders wichtige Rolle. Die wichtigsten Kriterien für die Luftkühler-Projektierung werden in diesem Beitrag aufgezeigt. Die thermodynamischen sowie die konstruktiven Eigenschaften der Luftkühler mit drückender und saugender Luftführung werden analysiert und sowohl theoretisch als auch durch praktische Anwendungen verglichen.

Die oberste Priorität bei der Lagerung von Obst und Gemüse ist das Lagergut. Ziel ist es, das Lagergut bis zum Verbrauch frisch und ohne wesentliche Qualitätsminderung zu erhalten. Kühlräume müssen demnach so gesteuert werden, dass die gelagerte Ware möglichst wenig von seiner Frische und Qualität durch Atmung und Transpiration verliert. Der Temperaturverlauf und die Feuchtigkeit der Umgebungsluft tragen stark zu den beiden physiologischen Reaktionen der Ware bei [1]. Es wird angestrebt, die Kühlräume auf einen optimalen Wert einzustellen und schnelle Temperaturschwankungen, die die Atmungsintensität von Obst und Gemüse stark erhöhen, zu vermeiden.

Die Hauptursachen für den Schwund oder Gewichtsverlust von Obst und Gemüse während der Lagerung sind zum einen durch CO2-Produktion und zum anderen durch Transpiration zu finden. Transpiration macht ca. 90 % des Schwundes aus. Im Allgemeinen ist der Anteil des Schwundes, der durch Transpiration verloren geht, wesentlich höher als der Anteil, der durch Atmung entsteht [1].


Nachfolgend sind die maximalen Wasserverluste für Blattgemüse, Bohnen und Karotten angegeben:

Unverkäuflichkeit des Produktes bei [1]:

› Blattgemüse: 3 % Wasserverlust

› Bohnen: 5 % Wasserverlust

› Karotten: 8-9 % Wasserverlust

 

Eine Pflanze kann nur dann eine lange Haltbarkeit besitzen, wenn sie während des Wachstums möglichst viel Energie gespeichert hat und nach der Ernte eine geringe Stoffwechselaktivität (Gesamtheit der biochemischen Umsetzungen) hat. Der Luftkühler spielt für den Qualitätserhalt der Lagerware eine dominante Rolle.


Folgende Parameter werden durch den Luftkühler beeinflusst und sollten speziell für die Obst- und Gemüsekühlung eingehalten werden:

› Gleichmäßige Luftverteilung im Kühlraum

› Möglichst kurze Abkühlzeiten

› Gleichmäßige Abkühlung der Ware

› Möglichst keine Temperaturschwankungen der Ware

› Luftfeuchtigkeit im Idealfall bei konstant nahezu 100 % halten

 

Der Grad der Entfeuchtung des Kühlgutes hängt maßgeblich vom Unterschied zwischen der Verdampfungstemperatur des Kältemittels und der Lufteintrittstemperatur in den Luftkühlern ab. Je kleiner diese Differenz (DT1) ist, desto weniger Feuchtigkeit wird dem Kühlgut entzogen.

 

Eigenschaften saugender und drückender Luftführung von Luftkühlern

Luftkühler werden in Abhängigkeit der Luftführung in saugende und drückende Ausführung unterschieden. Saugende Luftführung bedeutet, dass der Ventilator nach dem Wärmeübertrager positioniert ist und somit die Luft aus dem Wärmeübertragerblock ansaugt. Drückende Luftführung bedeutet, dass der Ventilator vor dem Wärmeübertrager positioniert ist, sodass die Abwärme des Ventilators die Luft vor Eintritt in den Wärmeübertrager erwärmt.

Liegt die Temperatur an der Luftkühler-Oberfläche unterhalb der Taupunkttemperatur, wird Kondensat aus der Luft ausgeschieden. In diesem Fall kann es zu unterschiedlichen Entfeuchtungsmengen der zwei Ventilator-Anordnungen kommen. In der Literatur und von diversen Herstellern wird der Vergleich dieser Luftführungen im h/x-Diagramm dargestellt. Hier wird der Unterschied der Entfeuchtung für die drückende und saugende Anordnung ersichtlich.

 

Im Verlauf des h/x-Diagramms ist zu erkennen (Abb. 2b), dass die Luft bei der drückenden Ausführung durch die Abwärme des Ventilators erwärmt und erst anschließend durch den Wärmeübertrager abgekühlt wird. Somit ergibt sich theoretisch eine geringere Luft­entfeuchtung als bei der saugenden Luftführung. Im folgenden Rechenbeispiel wird verdeutlicht, wie groß der Einfluss eines realen Luftkühlers der Firma GEA Küba GmbH tatsächlich ist.

 

Rechenbeispiel

Im folgenden Rechenbeispiel wird ein identischer Luftkühler mit saugender und drückender Ventilator-Anordnung simuliert und die tatsächliche Entfeuchtungsleistung verglichen. Für die Berechnung wird angenommen, dass die Lamellen­oberflächentemperatur gleich der Verdampfungstemperatur ist. Außerdem wird von gleichem Luftvolumenstrom bei gleicher Ventilatorleistung ausgegangen. In folgender Tabelle sind die Randbedingungen gelistet:

 

Die thermodynamischen Rechnungen haben Folgendes ergeben:

 

In diesem Anwendungsbeispiel ergibt sich eine Abweichung der Entfeuchtung um ca. 1,7 % mit Standard-AC-Ventilator. Das entspricht einer höheren Entfeuchtung von 74 g/h. Der theoretisch positive Effekt ist somit nachvollziehbar. Die 1,7 % beziehen sich auf die bereits vorhandenen Wasserverluste des Produktes. Mit einem energetisch besseren EC-Motor verringert sich die Abweichung auf 1,4 %.

Anfangs wurden die Grenzwerte der Wasserverluste von Gemüsesorten aufgezeigt. Karotten sind nach ca. 8-9 % Wasserverlust unverkäuflich. Angenommen der Wasserverlust eines Karottenlagers entspricht 5 % während der gesamten Lagerzeit, bezogen auf den Einsatz des oben genannten Luftkühlers mit drückender Luftführung, dann würde der Effekt der höheren Entfeuchtung mit saugender Luftführung den Wasserverlust des Karottenlagers auf 5,084 % erhöhen!

In Abbildung 3 ist die Abweichung der Entfeuchtung zwischen saugender und drückender Luftführung für den GEA Küba-Luftkühler „SGB 101.C“ in Abhängigkeit der Temperaturdifferenz DT1 dargestellt.

Aus Abbildung 3 geht hervor, dass die festgestellte Differenz der Entfeuchtung mit Abnahme der treibenden Temperaturdifferenz DT1 steigt. Je geringer die Temperaturdifferenz DT1, desto geringer wird auch die Kälteleistung Q0 des Luftkühlers. Die abgegebene Leistung des Ventilators bleibt gleich, wodurch der Einfluss des Temperaturanstieges am Ventilator und somit der Einfluss der Entfeuchtung exponentiell steigt.

Bis zur jetzigen Vorgehensweise wurde angenommen, dass die zugeführte elektrische Leistung des Ventilators lokal am Ventilator zu 100 % in Wärmeenergie umgesetzt wird. Die Annahme, dass die gesamte zugeführte Leistung in Wärme umgesetzt wird, trifft zu und kann mit dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik begründet werden. Die zugeführte Arbeit wird jedoch nicht zwingend lokal am Ventilator in Wärme umgewandelt.


Q12 + P12 = m · [(h2 - h1) + — · (w22 - w12) + g · (z2 - z1)]

 

Aus Ableitung des 1. Hauptsatzes ergibt sich die allgemein bekannte Grundgleichung für Strömungsprozesse inkompressibler Medien. Da sich die Dichte der Luft i.d.R. nur marginal durch die geringe Druckerhöhung von Ventilatoren verändert, gilt der Zusammenhang auch für Ventilatoren:

Q12 + P12 = VL · (Δpstat. + Δpdyn.) + Σ Verluste mit


Pzu (Pel.) = Q12 + P12 und


η = —————————


Bei der Umwandlung von elektrischer Energie in mechanische Energie entstehen Reibungsverluste. Diese Verluste werden lokal am Ventilator in Wärme umgesetzt. Die nutzbare mechanische Energie zur Erzeugung des Luftvolumenstromes trägt zunächst nicht zur Erwärmung der Luft bei. Erst wenn der Luftstrom durch Dissipation abgebremst wird, setzt sich dieser Teil in Wärme um. Die Umsetzung in Wärme geschieht nicht lokal am Ventilator, sondern auf der gesamten Entschleunigungsstrecke (Luftweg durch den Kühlraum) der Luft. Somit muss der Wirkungsgrad des Ventilators berücksichtigt werden, die Korrektur ist in Abbildung 4 zu sehen.

Es wurde ein Wirkungsgrad von 45 % angenommen. Dieser ist durchaus realistisch und muss in diesem Leistungsbereich nach der ErP-Richtlinie ab 2015 im optimalen Arbeitspunkt mindestens erreicht werden. Die jeweilige Funktion ist abhängig vom Anwendungsfall (Temperatur, Luftfeuchte) und vom Luftkühler-Design. Das bedeutet, dass Coil-Parameter wie Rohrteilung, Anzahl der Rohrreihen, Anzahl der Rohrlagen, Lamellenabstand, Lamellenprägung etc. Einfluss auf den Kurvenverlauf haben. In Abbildung 5 sind die Toleranzen der Gleichung für die gesamte Küba-Baureihe „SG commercial“ und „SG industrial“ berücksichtigt.

Der positive Effekt der geringeren Entfeuchtung der drückenden Luftführung ist bei Abweichungen größer 2 % nachvollziehbar. Kleinere Abweichungen sind in der Praxis nicht merklich und selbst unter Labor-Bedingungen nicht messbar, da allein die Fertigungstoleranzen der einzelnen Luftkühler größere Abweichungen hervorbringen. Für die Küba-Baureihen liegt dieser Wert bei ca. 6 K DT1, wie in Abbildung 5 ersichtlich. Das bedeutet, dass bei kleineren Temperaturdifferenzen durchaus die drückende Luftführung in Erwägung gezogen werden sollte, bezogen auf diese Baureihen.

 

Vorteile der saugenden Luftführung

Der wesentliche Vorteil der saugenden Luftführung ist die höhere erreichbare Wurfweite. In Abbildung 6 ist der Vergleich der Wurfweiten einer saugenden gegenüber einer drückenden Ventilator-Anordnung graphisch dargestellt.

Die saugende Ausführung ist mit einem Luftgleichrichter ausgestattet. Durch den Gleichrichter wird der turbulente Luftstrom in Luftrichtung gleichgerichtet. Hierbei sind Wurfweiten von bis zu 74 m möglich.

Bei der drückenden Ventilator-Anordnung wird die Luft ebenfalls, durch die Lamellen, gleichgerichtet. Da jedoch die Luftgeschwindigkeit am Austritt deutlich geringer ausfällt, sind nur Wurfweiten von ca. 14 - 22 m erreichbar.

Die Kühlung in großen und langen Kühlräumen lässt sich daher hervorragend mit saugender Ventilator-Anordnung realisieren. Die abgekühlte Luft gelangt bis in die äußersten Winkel der Kühlräume. Dieser Vorteil ist in Abbildung 7 graphisch dargestellt.

Wie von Frau Dr. Willging beschrieben [1], sind Temperaturschwankungen und die Feuchtigkeit der Raumluft für die physiologischen Reaktionen der Lagerware bestimmend. Grundsätzlich sollte es daher so sein, dass das gesamte Kühlgut mit der umgewälzten Luft, welche vom Luftkühler angesaugt wird, Kontakt hat. Der optimale Wert der Raumluft liegt innerhalb eines engen Temperaturbandes. Bei schlechter Raumdurchspülung können jedoch Temperaturunterschiede von bis zu 6 K auftreten. Durch Versuche wurde die Abkühlkurve und Temperaturverteilung von zwei Luftkühlern bestimmt:

 

In Abbildung 8 ist der betriebene Versuch schematisch dargestellt. Die blauen Behälter mit den Ziffern 1 bis 11 entsprechen Glykolbehältern, die als Kältespeicher im Kühlraum aufgestellt wurden. Die Kälteanlage wurde 24 Stunden betrieben und die einzelnen Glykol-Temperaturen wurden aufgezeichnet. Zum Vergleich wurden zwei saugende Luftkühler einmal mit und einmal ohne Gleichrichter getestet. In Abbildung 9 sind die Testergebnisse dargestellt.

Der Luftkühler mit Gleichrichter weist eine geringere Temperaturspreizung (ca. 1 K) während der Abkühlphase auf als der Luftkühler ohne Gleichrichter (ca. 6 K). Je größer die Temperaturspreizung, desto schlechter ist die Temperaturverteilung im gesamten Kühlraum. Wegen der kurzen Raumlänge und ähnlicher Luftaustrittsgeschwindigkeit nahe des Austritts kann der saugende Luftkühler ohne Gleichrichter mit einem drückenden Luftkühler gleichgestellt werden.

In Verbindung mit produktspezifischer Stapelung kann mit saugender Luftführung plus Gleichrichter eine bessere Raumdurchspülung erzielt werden, wodurch im wesentlichen Wärmenester vermieden werden, um die Qualität und Frische der Ware möglichst lange zu halten. Durch die erreichbare optimale Raumdurchspülung durch Gleichrichtung der Luft ergeben sich folgende Vorteile:

› Gleichmäßige Luftverteilung

› Kurze Abkühlzeiten

› Gleichmäßige Abkühlung der Produkte

› Keine Temperaturschwankungen der Ware

› Qualitätserhalt

 

Anwendungsbeispiel

Das Planungsbüro der Dithmarscher Kältetechnik hat sich in der Vergangenheit für die Auslegung von Kühllagern zur Möhren-Lagerung ebenfalls mit dem Thema saugende oder drückende Luftführung auseinandergesetzt. Da es bis dato keine verifizierbaren Untersuchungen gab, hat der Planer eine Anlage installiert, bei der sowohl saugende als auch drückende GEA-Küba-Luftkühler der „SG-Serie“ für einen direkten Vergleich der beiden Konstruktionsprinzipien unter sonst gleichen Lagerbedingungen installiert sind. In Abbildung 10 sind die beiden Varianten zu sehen.

Die Anlage wurde so ausgelegt, dass die gewünschte Lagertemperatur von 0 °C und 97 % Luftfeuchtigkeit bei 6 K Temperaturdifferenz DT1 mit Kühlsole erreicht wird. Die aus den Untersuchungen unter Feldbedingungen gewonnenen Erkenntnisse haben die Vermutung der Firma bestätigt: die saugenden Luftkühler mit größeren Wurfweiten führten zu einer besseren Verteilung der Kühlluft und damit auch zu einem gleichmäßigeren und besseren Raumklima.

„Die drückenden wie saugenden Küba-Verdampfer arbeiten hier gleichermaßen gut. Da aber eine ideale Gesamtdurchströmung der Lagerräume sowie in der Einlagerungsphase die schnelle Abkühlung Maßstab aller Dinge sind, verbauen wir aufgrund der Ergebnisse unserer praxisnahen Tests nur noch ausschließlich saugende Verdampfer, die durch ihre größere Wurfweite eine bessere Durchspülung der Kisten erreichen“, sagt der Kälteanlagenbauermeister Klaus Oelrichs [2].

 

Einsatz neuester Technologien

Die entscheidenden Leistungsmerkmale von luftbeaufschlagten Wärmeübertragern sind die verwendeten Materialien, die Bauform sowie die Wärmeübergangskoeffizienten. Diese Eigenschaften beeinflussen ebenfalls die Entfeuchtungsmengen von Luftkühlern. Daher muss bei der Projektierung des Luftkühlers der Anwendungsfall besonders berücksichtigt werden.

Aus wirtschaftlichen und technischen Gründen werden Kupfer, Aluminium sowie Edelstahl für die Wärmeübertragerherstellung verwendet. Aufgrund der hohen Rohstoffpreise ist man bestrebt, so wenig Material wie nötig zu verwenden, bzw. so viel Leis­tung wie möglich, bezogen auf den Materialeinsatz, zu erhalten. Dies hat dazu geführt, dass die Wärmeübertragerentwicklung immer weiter gestiegen ist. In folgender Gleichung sind die prozentualen Anteile der Wärmedurchgangswiderstände eines Luftkühlers ohne Berücksichtigung der Flächen dargestellt:


— = —— + ———— + ——



Wie deutlich zu erkennen ist, hat der äußere Wärmeübergangskoeffizient den entscheidenden Anteil am Wärmedurchgangswiderstand und somit auch am gesamten Wärmedurchgangskoeffizienten k. Die Verbesserung des inneren Wärmeübergangskoeffizienten macht aufgrund des reziproken Einflusses wenig am Gesamtergebnis aus. Da Kupfer und Aluminium sehr gute Wärmeleiteigenschaften aufweisen und nur von wenigen Edelmetallen übertroffen werden, ist in dieser Richtung keine wirtschaftlich zu vertretende Optimierung möglich.

Eine deutliche Verbesserung des Wärmedurchgangswiderstandes ist in den letzten Jahrzehnten zum einen über die Optimierung des äußeren Wärmeübergangskoeffizienten und zum anderen durch Oberflächenvergrößerungen außen und innen erfolgt. Eine Berechnung unter Berücksichtigung der Oberflächenvergrößerung zeigt exemplarisch den Einfluss der vergrößerten Flächen auf den Wärmedurchgangswiderstand 1/k:


— = —— + ———–— + —–—



Im Vergleich zur vorherigen Gleichung ist zu erkennen, dass die Oberflächenvergrößerung infolge der zusätzlich strukturierten Lamellenoberfläche eine erhebliche Verminderung des Einflusses des äußeren Wärmeübergangskoeffizienten αS auf den Wärmedurchgangswiderstand k bewirkt. Der Wärmedurchgangskoeffizient des Luftkühlers hat ebenfalls Einfluss auf die Menge der Entfeuchtung.

Der Einsatz von innberippten Kupferrohren führt zur weiteren Verminderung des Wärmedurchgangswiderstandes und somit zu höheren spezifischen Leistungen. Diese Optimierung hat großen Einfluss auf den Luftkühler bezüglich Entfeuchtung. Besonders in der Obst- und Gemüsekühlung muss daher bedacht werden, die Technologien möglichst optimal einzusetzen. Folgend werden die Zusammenhänge anhand von zwei Beispielen verdeutlicht. In dem Vergleich ist ein Luftkühler mit Glattrohr, der andere mit innenberipptem Rohr versehen.

 

Beispiel 1: Auslegung für gleiche Temperaturdifferenz DT1

 

Abbildung 11 zeigt exemplarisch den Temperaturverlauf vom Kältemittel zur Luft der beiden Varianten.


Die Steigungen charakterisieren die einzelnen Wärmedurchgangswiderstände. Vergleicht man nun die Temperaturverläufe von Glattrohr und innenberipptem Rohr, bei gleicher treibenden Temperaturdifferenz DT1, ergeben sich folgende Zusammenhänge bezogen auf die Variante mit innenberipptem Rohr:

› Durch den höheren inneren Wärme­übergangskoeffizienten ergibt sich eine geringere Temperaturdifferenz vom Kältemittel zur Innenwand.

› Die Steigung der Wärmeübergange der Wände bleibt, aufgrund der Wärmeleitfähigkeit der Materialien, gleich.

› Folglich ergibt sich eine niedrigere Lamellenoberflächentemperatur und somit eine höhere Temperaturdifferenz, welches wiederum zu höherer Entfeuchtung führt.

› Der k-Wert ist größer und somit auch die übertragene Wärmeleistung. Daher muss sich eine höhere Luftabkühlung ergeben, welches außerdem zur höheren Entfeuchtung führt.

› Das Gesamtergebnis führt zur stärkeren Entfeuchtung des Luftkühlers mit innenberipptem Rohr!

 

In der nächsten Tabelle (siehe unten) sind die Berechnungsergebnisse gegenübergestellt.

Aus diesem Rechenbeispiel geht hervor, dass aufgrund der höheren Leistungsdichte die Entfeuchtungsleistung ebenfalls größer ausfällt. Das bedeutet auch, dass ein Luftkühler mit innenberipptem Rohr bei gleicher Leistung kleiner ausfällt und stärker entfeuchtet (siehe Abb. 11).

 

Beispiel 2: Auslegung bezogen auf gleiche Leistung

Um den optimalen Nutzen der Luftkühler-Technologie zu erhalten, sollte möglichst innenberipptes Rohr mit ebenfalls viel Oberfläche genutzt werden. Dies wird anhand folgender Vergleichsrechnung aufgezeigt. Die Randbedingungen sind dem Beispiel 1 zu entnehmen. Abbildung 12 zeigt exemplarisch den Temperaturverlauf vom Kältemittel zur Luft der beiden Varianten bezogen auf gleiche Kälteleistung.

 

Bei gleicher Leistungsdichte ergeben sich aus Abb. 12 folgende Zusammenhänge bezogen auf die Variante mit innenberipptem Rohr:

› Durch den höheren inneren Wärmeübergangskoeffizienten ergibt sich eine geringere Temperaturdifferenz vom Kältemittel zur Innenwand. Somit steigt die Verdampfungstemperatur to entsprechend an.

› Aufgrund des niedrigeren Wärmedurchgangskoeffizienten k beim Glattrohr ergibt sich eine niedrigere Lamellenoberflächentemperatur.

› Da durch die höhere Oberflächentemperatur weniger entfeuchtet wird, wird der Anteil der sensiblen Leistung größer, was zu einem kleinen Unterschied der Luftabkühlung führt.

 

Die Rechenergebnisse sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Die Auslegung des Verdampfers mit innenberipptem Rohr führt zur geringeren Temperaturdifferenz DT1. Gleichzeitig verringert sich die Entfeuchtung des Luftkühlers. In diesem Beispiel würde aufgrund des geringeren Druckverhältnisses am Verdichter eine COP-Erhöhung von ca. 3,5 % resultieren. Somit lässt sich mit optimaler Anwendung der Wärmeübertrager-Technologien die Effizienz von Kälteanlagen verbessern.

Zusammenfassung

Für den Qualitätserhalt von Obst und Gemüse spielt der Luftkühler eine zentrale Rolle. Gleichmäßige Luftverteilung im Kühlraum, kurze und gleichmäßige Abkühlung der Ware und sehr hohe Luftfeuchtigkeit, im Idealfall nahezu 100 %, sind die Anforderungen an die Kälteanlage und speziell an den Luftkühler.

Für die Erreichung dieser hohen Anforderungen spielt die Luftführung eine große Rolle. Für die Küba-Luftkühler „SG commercial“ und „SG industrial“ hat sich herausgestellt, dass ab Temperaturdifferenzen DT1 kleiner 6 K der positive Effekt geringerer Entfeuchtung bei drückender Luftführung praktisch bemerkbar wird. Bei 6 K DT1 entspricht der Vorteil ca. 2 % weniger Entfeuchtung, wobei der prozentuale Unterschied mit geringerem DT1 exponentiell steigt. Luftkühler mit saugender Luftführung sorgen hingegen für gleichmäßige Luftabkühlung, kürzere Abkühlzeiten und gleichmäßige Warentemperatur (∆T max. 1 K).

Der optimale Luftkühler muss daher individuell in Abhängigkeit der benötigten Anforderungen ausgelegt werden. Randbedingungen wie Raummaße, Lufttemperaturen und Feuchte müssen beachtet und entsprechend berücksichtigt werden. Für die allgemeinen derzeitigen Anforderungen in der Obst und Gemüsekühlung überwiegen im Wesentlichen die Vorteile der saugenden Luftführung, da Temperaturdifferenzen (DT1) von kleiner 6 K nur selten betrieben werden.

Die Luftentfeuchtung von Luftkühlern hängt jedoch zum größten Teil von den Oberflächentemperaturen ab. Stand der Technik sind hocheffiziente Lamellen sowie innenstrukturierte Rohre. Diese Optimierungen führten zur Verbesserung der Wärmeübergangszahlen und somit zu höheren Leistungsdichten der Luftkühler. Folglich wird für gleiche Leistungsübertragung weniger Fläche benötigt, welches wiederum größere Temperaturdifferenzen verursacht und somit zur höheren Entfeuchtungen führt.

Für die Anwendungen in der Obst und Gemüsekühlung, in der hohe Luftfeuchtigkeit bei gleichzeitig geringer Entfeuchtungsleistung der Luftkühler gewünscht ist, muss die Technologie der heutigen Luftkühler entsprechend berücksichtigt werden. Die Erhöhung der Wärmeübergangszahlen sollte genutzt werden, um Temperaturdifferenzen möglichst gering zu halten. Diese Anforderung kann durch Verringerung der hohen Leistungsdichte der hocheffizienten Luftkühler erreicht werden, indem mehr Fläche eingesetzt wird. Resultierend stellt sich eine höhere Verdampfungstemperatur to ein, die Entfeuchtungsleistung sinkt und gleichzeitig wird Energie eingespart, da die Anhebung von to um 1 K ca. 3 % Energieeinsparung bringt!

Literaturverzeichnis
[1] Willging, C., Wirkung fluktuierender Temperatur auf Gemüse in der Nacherntephase, Dissertation, Technische Universität München, 2001

[2] Schlutter, S., Möhren mögen´s kalt, Saugende oder drückende Verdampfer? KKA Kälte Klima Aktuell 5/2011, Seite 56-58
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