Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf eine Firma wie Daikin?

Interview mit Bernhard Schöner, Daikin Airconditioning Germany 

Die Firma Daikin hatte Ende April mit der Leading Air Convention in Berlin ihr größtes Kundenevent in diesem Jahr geplant. Diese Veranstaltung musste vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Diese Absage hat die KKA-Redaktion zum Anlass genommen, um in Erfahrung zu bringen, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf einen Hersteller wie Daikin und seine Kunden hat. Die Fragen der Redaktion beantwortete Bernhard Schöner, Leiter Corporate Communication sowie Bereich Marketing Commercial/Industrial bei Daikin. (Stand 6. Mai 2020)

KKA: Herr Schöner, geben Sie uns einen Einblick: Wie ging und geht Daikin mit der Corona-Krise um?

Bernhard Schöner: Unsere Kernwerte – absolute Glaubwürdigkeit, unternehmerisches Handeln sowie harmonische persönliche Beziehungen – helfen in Krisenzeiten mehr denn je. Die Verantwortung, die wir gegenüber Mitarbeitern1, Kunden sowie all unseren Mitmenschen haben, nehmen wir sehr ernst und als Grundlage für all unsere Entscheidungen. Das gesamte Team hat über eine lange Zeit motiviert und produktiv im Homeoffice gearbeitet, der Service war und ist durchgängig erreichbar. Die Rückkehr ins Büro erfolgt nach und nach unter Berücksichtigung aller Vorsichtsmaßnahmen.

Eine Auswirkung der Situation ist natürlich auch die Absage von Veranstaltungen, wie verschiedener Messen oder der Daikin Leading Air Convention.

Als Groß-Konzern arbeiten wir ständig an solidarischen und flexiblen Lösungen, um unsere Mitmenschen, gerade in schwierigeren Zeiten aber auch unsere Kunden und Daikin-Organisationen in anderen Ländern bestmöglich zu unterstützen.

Wir sehen diese Krise jedoch auch als Chance, die uns zeigt: Was kann Daikin, wo besteht noch Potenzial? Das reicht von neuen Arbeitsprozessen über den Ausbau von Homeoffice-Plätzen bis hin zur Entwicklung weiterer digitaler Tools für Schulungen und den Service.

KKA: Viel diskutiert wurde auch die Lieferfähigkeit in der Branche. Wie ist die Situation im Daikin-Werk im belgischen Ostende?

Bernhard Schöner: Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter stehen an erster Stelle. Die Kollegen von Daikin Europe berichten, dass in unserem Werk im belgischen Ost­ende zum Beispiel die komplette Arbeitssituation innerhalb von zwei Tagen auf die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen angepasst wurde. Auf den Gängen wurde ein „Einbahn-Verkehr“ eingeführt und für die Umkleidekabinen wird eine bestimmte Anzahl an Tickets ausgegeben, sodass der Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen zwei Personen zu jeder Zeit eingehalten werden kann. Die Kollegen arbeiten in verschiedenen Schichten, um die Personenanzahl im Gebäude möglichst gering zu halten. Nach jeder Schicht werden alle Arbeitsutensilien desinfiziert. Dank dieser schnellen Reaktionen und einer transparenten Kommunikation sowohl intern als auch extern haben wir die Herausforderungen hinsichtlich der Lieferfähigkeit sehr gut gemeistert.

 

KKA: Wie bereits angedeutet liefert die HLK-Branche ja auch Anlagen, die für die Arbeit systemrelevanter Einrichtungen wie Supermärkte, Krankenhäuser etc. benötigt wird. Ist die Versorgung hier gewährleistet? Welche Produkte sind hier im Moment besonders wichtig?

Bernhard Schöner: Die Lieferfähigkeit für diese wichtigen Produkte ist – und war die ganze Zeit über – definitiv gegeben, sie werden priorisiert behandelt. Große Geräte wie Kaltwassersätze oder Lüftungen werden ja auch in der klassischen Auftragsfertigung und nicht in der Masse produziert. Das heißt, wir wissen, was wann wo benötigt wird und können besser planen. Dringende Wartungsarbeiten oder Reparaturen werden selbstverständlich durchgeführt, aktuell bestehen in Deutschland keine Einschränkungen für diese Tätigkeiten, sofern alle Sicherheitsvorgaben erfüllt werden. Grundsätzlich sind besonders Gewerbekälteanlagen wichtig, da die Kühlkette von vielen Lebensmitteln nicht unterbrochen werden darf. Das ist aber natürlich generell so und gilt nicht nur in Krisenzeiten. In Italien wurde dieser Bereich hinsichtlich Systemrelevanz und Lebensnotwendigkeit während der Krise hochgestuft, was sich positiv auf die Produktion auswirkte.

 

KKA: Wie ist die Situation in den Bereichen Service und Außendienst?

Bernhard Schöner: Zwischenzeitlich arbeitete unser Außendienst ausschließlich im Homeoffice und hielt via Telefon und E-Mail Kontakt mit den Kunden. Zusätzliche Bandbreiten sorgen für eine verlässliche Erreichbarkeit. Die Rückmeldungen einiger Kollegen zeigen auch positive Entwicklungen in der Krise: Der Kontakt mit Kunden zeichnet sich durch Entschleunigung und einen bewussteren Umgang miteinander aus, der Zusammenhalt innerhalb der Unternehmen aber auch untereinander wächst. Eine Entwicklung, die wir unbedingt weiterführen möchten!

 

KKA: Sie haben ja auch direkten Kontakt zu den Fachbetrieben. Wie ist die Stimmung in den einzelnen Betrieben? Wie sieht derzeit die Auftragslage aus?

Bernhard Schöner: Die Stimmung ist grundsätzlich gut, wir bekommen nicht das Gefühl, das Panik oder Verdruss in den Betrieben herrscht. Eine gewisse gespannte Vorsicht oder auch Weitsicht bezüglich der Lieferfähigkeit in der Branche ist aber immer noch spürbar. Wer etwas auf Lager legen kann, tut das auch.

Die Auftragslage für größere Anlagen ist sehr konjunkturabhängig. Dies betrifft zum Beispiel auch die Hotel- und Gastronomiebranche; da wird sich noch zeigen, wohin die Reise geht. Wir gehen davon aus, dass sich geplante Projekte im Zweifel verschieben werden.

Daikin kommt hier zugute, dass wir in vielen verschiedenen Branchen tätig sind.

 

KKA: Was können Unternehmen der Branche tun, um Handwerksbetriebe / Fachpartner zu unterstützen? Was tut Daikin konkret?

Bernhard Schöner: Aktuell ist besonders wichtig, erreichbar zu sein und Kunden sowie Partner rechtzeitig und konkret zu informieren. So können wir transparent und schnell auf Fragen reagieren. Wie bereits erwähnt, ist es natürlich besonders wichtig, lieferfähig zu bleiben. Dafür setzt sich das gesamte Daikin-Team jeden Tag mit voller Motivation ein. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Partnern durch die Krise zu gehen und am Ende gestärkt und verbundener als zuvor daraus hervorzugehen.

Konkret unterstützen wir zum Beispiel durch unsere jahrelange Verbandsarbeit. Ein Ergebnis, über das wir uns sehr gefreut haben, ist die Einstufung aller im BDH organisierten Betriebe als systemrelevant. Das nächste Ziel ist eine europaweit einheitliche Regelung bezüglich der Zuordnung der SHK- und Kälte-Fachbetriebe zur kritischen Infrastruktur.

 

KKA: Daikin hat sein Geschäftsjahr Ende März beendet. Sind Sie zufrieden? Und wagen Sie schon Prognosen für das neue Geschäftsjahr?

Bernhard Schöner: Mit einem Umsatz von rund 179,5 Millionen Euro sind wir sehr zufrieden! Ein Rekordjahr für Daikin Deutschland. Und da ist unser Tochterunternehmen – Rotex, dessen Vertriebs-, Marketing- und Serviceleistungen nach der Markenumstellung 2019 im Juli 2020 final mit Daikin Airconditioning Germany zusammengeführt werden – noch nicht mit eingerechnet.

Eine seriöse Prognose abzugeben ist in diesen unsicheren Zeiten kaum möglich. Was wir sagen können, ist, dass Daikin in Deutschland gut aufgestellt ist, wir sind flexibel sowohl innerhalb unserer Zielgruppe als auch hinsichtlich unseres Produktportfolios. Wir bleiben positiv! Das wichtigste ist aber, dass wir die Krise gesund überstehen, um unserer Verantwortung Mitarbeitern sowie Kunden gegenüber gerecht zu werden.

1 Es sind stets Personen jeden Geschlechts gemeint; aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird im Beitrag nur die männliche Form verwendet.

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