Wie nutze ich die sozialen Medien für die Mitarbeitergewinnung?

Beitragsserie „Fachkräfte & Qualifizierung“ (Teil 3)

Einen kontinuierlichen Bewerberzufluss von passenden Fachkräften erhalten, das ist das Versprechen von Candidate Flow. Dahinter stehen die beiden Geschäftsführer Gian-Marco Blum und Dimitrij Krasontovitsch, die langjährige Erfahrung in den Bereichen Online-Marketing und Mitarbeitergewinnung mitbringen. Ihre wichtigste Message: Standard-Methoden führen nicht zum Erfolg. Worauf es bei der Mitarbeitersuche tatsächlich ankommt und wie man aktiv dazu beitragen kann, qualifizierte Bewerber zu finden, das erzählt Dimitrij Krasontovitsch in dieser mehrteiligen KKA-Kolumne.

Die Mitarbeiter, nach denen Sie als Inhaber suchen, haben bereits einen Job, sind aber nicht wirklich zufrieden. Die häufigsten Gründe für die Unzufriedenheit sind dabei nahezu immer die gleichen: Fehlende Wertschätzung, Überlastung und zuletzt ein schlechtes Betriebsklima. Das ist aus unserer Erfahrung deutlich häufiger der Fall, als man denkt, und gilt für mehr als 10 % aller Mechatroniker für Kältetechnik in einer Region.

Das große Problem ist, bisherige Mittel wie Zeitungen, Karriereseiten und online Portale funktionieren schon länger nicht mehr und das aus zwei einfachen Gründen:

1. Fachkräfte suchen inzwischen seltener aktiv. Es ist einfach die Bequemlichkeit, die davon abhält, nach einem neuen Betrieb zu suchen und sich aktiv zu bewerben.

2. Wenn potentielle Bewerber doch aktiv suchen, finden sie Stellenbeschreibungen, die sie nicht überzeugen, in denen weder die Firmenkultur noch die Alleinstellungsmerkmale des Betriebs noch das Betriebsklima deutlich werden. Um genau zu sein: Inzwischen sehen 80 % aller Stellenanzeigen völlig gleich aus und haben somit nahezu keine Wirkkraft auf potentielle Bewerber.

Und genau das ist die Kombination, die dazu führt, dass sich Fachkräfte trotz der aktuellen Unzufriedenheit, nicht bewerben.

Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Gerade heute ist es durch die Digitalisierung und soziale Netzwerke einfacher denn je, die richtigen Leute mit der richtigen Botschaft zu erreichen. Dafür empfehlen wir, Facebook und Instagram zu nutzen, denn genau dort halten sich 80-90 % aller Fachkräfte täglich auf – rund 1 Stunde pro Tag.

10 Empfehlungen von Candidate Flow:

1. Nutzen Sie Facebook und Instagram vor allem dafür, Ihren Betrieb als attraktiven Arbeitgeber darzustellen. Das ist die größte Chance, langfristig die richtigen Menschen für Ihren Betrieb anzuziehen. Wenn Sie bis dato nur Informationen für potentielle Kunden geteilt haben, dann sollten Sie sich auch klar auf Arbeitgeber­attraktivität fokussieren.

2. Es sind Kanäle, die stark auf visuelle Darstellung setzten, die erfolgreich sind. Also geht es vor allem um Bilder und Videos, nicht um Texte. Bei der visuellen Darstellung sollte ein potentieller Bewerber das „Gefühl“ bekommen, sich mit Ihrem Betrieb und Ihren Mitarbeitern zu identifizieren und zu „sehen“, dass Sie ein attraktiver Arbeitgeber sind, bei dem ein positives Betriebsklima herrscht.

3. Zeigen Sie, welche Projekte Sie umsetzen. Also am besten Fotos und Videos von Baustellen, dem Werkzeug und von den Projekten veröffentlichen. Das beantwortet für einen potentiellen Interessenten die Frage: Was macht der Betrieb und wie macht er es.

4. Zum anderen stellen Sie dar, wie das Betriebsklima bei Ihnen ist. Hier eignen sich Fotos oder Videos von Betriebsausflügen, Fotos vom Team im Betrieb (zum Beispiel bei gemeinsamen Abstimmungen, Grillveranstaltungen oder beim gemeinsamen Feierabendbier) und natürlich auch auf der Baustelle.

5. Zeigen Sie, welche Werte im Betrieb gelebt werden. Wenn Sie beispielsweise großen Wert auf Ordnung und Struktur legen, dann zeigen Sie die Lagerregale oder wie Ihre Disposition die Materialien zusammenstellet. Die gelebten Werte müssen in den Bildern sichtbar werden!

6. Sehen Sie dieses Thema als eine langfristige Investition an. Das ist im Grunde wie mit Azubis: Die Früchte kann man erst nach einer gewissen Zeit ernten. Genau so ist es hier, der stete Tropfen höhlt den Stein.

7. Sie als Inhaber müssen sich nicht unbedingt selbst darum kümmern! Um das Thema auch langfristig voranzutreiben, empfehlen wir dafür jemanden für 1-2 Stunden pro Woche abzustellen, der sich aktiv darum kümmert. Von alleine wird nichts passieren. Gerade junge Leute, die eine Ausbildung (im Büro) machen, haben ein Händchen für soziale Medien und wissen, was gut ankommt. Mein Tipp: Lassen Sie Azubis das Thema eigenständig vo­ranbringen und eigene Ideen einfließen.

8. Kontinuität ist das große Stichwort in den sozialen Medien. Es empfiehlt sich ganz klar, 2-3 Fotos pro Woche zu veröffentlichen, es muss nicht mehr sein. Warum das so wichtig ist? Weil wir Menschen psychologisch mindestens 7 Berührungspunkte mit etwas neuem brauchen, um wirkliches Interesse zu bekommen und aktiv zu werden. Daher müssen potentielle Interessenten häufiger deinen Betrieb sehen, bevor sie aktiv werden.

9. Sobald diese Schritte umgesetzt werden und bereits 10-20 Fotos / Videos veröffentlicht wurden, geht es darum, die Sichtbarkeit der eigenen Beiträge zu erhöhen. Um Sichtbarkeit aufzubauen, muss man auch Geld in die Hand nehmen, ansonsten werden die meisten Beiträge kaum wahrgenommen. Mein Tipp dazu: Die eigene Facebook & Instagram Fanpage mit 100-200 Euro im Monat „lokal“ bewerben. Das heißt, maximal in einem Umkreis von 30 Kilometern.

10. Achten Sie bitte auf Datenschutz! Dazu muss jeder Mitarbeiter, von dem Sie Fotos machen, eine Einverständniserklärung unterzeichnen, damit Sie die Fotos ruhigen Gewissens veröffentlichen können. Gerade wenn ein Mitarbeiter den Betrieb verlässt, könnte er darauf bestehen, dass alle Bilder mit ihm gelöscht werden müssen. Dafür gibt es aber zahlreiche kostenlose Vorlagen im Internet, die einmalig an den eigenen Betrieb angepasst werden müssen.

Ein sehr gutes Beispiel für die Umsetzung ist der SHK Betrieb „Daum Heizung & Sanitär GmbH“ (www.facebook.com/daumhzsa) aus Bensheim, den wir für Inspirationen nur empfehlen können.

Fazit

Wenn diese Schritte sauber und konsequent umsetzt werden, dann hat man genau hier die größte Chance, sich abzuheben und die eigene Firmenkultur und das Betriebsklima bei den richtigen Fachkräften ehrlich und authentisch darzustellen. Fachkräfte, die die Beiträge sehen, werden anfangen, zu interagieren, und mit der Zeit kommt der Punkt, an dem der potentielle Bewerber genug gesehen hat, um die Komfortzone zu verlassen und sich aktiv bei Ihnen zu bewerben.

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