7. EnergyTalk der TGA-Verbände: Politiker im Dialog mit der Wirtschaft
14.10.2025
Auf dem Podium (v. l.): Jakob Schlandt, Lars Rohwer MdB, Dr. Alaa Alhamwi MdB, Frank Ernst, Professor Christoph Kaup und Andreas von Thun.
Bild: Kristian Barthen
Der 7. EnergyTalk der Verbände der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) brachte am 8. Oktober 2025 erneut Politiker und Vertreter der Wirtschaft in Berlin zu einem Dialog zusammen. Das Gespräch folgte dem Gedanken „Impulse für die Baukonjunktur – Wie viel Potenzial steckt in der TGA?“. Das erfolgreiche Format des EnergyTalks blieb bestehen: Politiker befragen Experten aus der Wirtschaft. Die Bundestagsabgeordneten Dr. Alaa Alhamwi (Bündnis 90/Die Grünen) und Lars Rohwer (CDU) waren der Einladung der TGA-Repräsentanz Berlin (BTGA www.btga.de, FGK www.fgk.de, RLT-Herstellerverband www.rlt-geraete.de und VDMA ALT www.vdma.org/allgemeine-lufttechnik) in die Vertretung des Landes Baden-Württemberg gefolgt. Als Fachleute der TGA-Verbände standen Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. pol. Christoph Kaup (Vorstandsvorsitzender des FGK), Andreas von Thun (Vorstandsvorsitzender des RLT-Herstellerverbands) und Frank Ernst (Geschäftsführer der TGA-Repräsentanz Berlin) Rede und Antwort. Die Moderation übernahm Jakob Schlandt (Hamburg Institut).
Lars Rohwer erklärte zu Beginn: „Wenn wir die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die Umsetzung der europäischen Gebäuderichtlinie (EPBD) in einem Schritt planen, dann muss das noch in diesem Jahr geschehen. Das ist sportlich, aber mit Blick auf die Situation am Arbeitsmarkt unumgänglich.“ Er fragte die Branchenvertreter, wie die viel zu niedrige Sanierungsquote gehoben werden kann. „Die Wirtschaft braucht Sicherheit, Technologieoffenheit und Verlässlichkeit – also langfristige Planbarkeit“, sagte Andreas von Thun. „Wenn sich Sanierung und Klimaschutz wirtschaftlich lohnen, kann auch die aktuelle Form der Förderung mittelfristig entfallen. Zielführender wären verlässliche Abschreibungsmodelle – nicht nur für selbstgenutztes Wohneigentum, sondern auch für Nichtwohngebäude.“ Freiwerdende Fördermittel müssten aber unbedingt in den Netzausbau fließen, sonst würde die Gebäudeenergiewende schon an der Infrastruktur scheitern.
Frank Ernst (Mitte) fordert, im GEG die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Menschen zu berücksichtigen, die sich in Gebäuden aufhalten.
Bild: Kristian Barthen
Dr. Alaa Alhamwi forderte, dass die Regierungskoalition schnell Klarheit und Planungssicherheit für die Wirtschaft schafft. Er möchte wissen, was es bedeutet, wenn im Koalitionsvertrag steht, dass das „Heizungsgesetz“ abgeschafft, das GEG aber gleichzeitig reformiert werden soll. Und wie es mit der 65-Prozent-Erneuerbare-Energien-Pflicht weitergehen soll. „Hinzu kommen der ETS II und steigende Gaspreise. Die Bundesregierung treibt uns in eine Heizkostenfalle.“ Die Vertreter der Wirtschaft fragte er: „Auch Sie fordern mehr Technologieoffenheit im Gebäudeenergiegesetz – was genau meinen Sie damit?“ „Wir unterstützen grundsätzlich den Einsatz Erneuerbarer Energien“, antwortete Professor Kaup. „Wir kritisieren jedoch die aktuellen Regelungen zur Abwärmenutzung: Wird Abwärme per Wärmepumpe genutzt, ist sie anrechenbar – über Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung nicht. Das ist ein Fehlanreiz.“ Von Thun ergänzte, dass dies gerade im Bereich der Nichtwohngebäude problematisch sei: „Hier spielt die Wärmerückgewinnung eine noch größere Rolle als im Wohnbereich.“
Welche Maßnahmen der neuen EU-Gebäuderichtlinie bei der Umsetzung in nationales Recht Priorität haben sollten, wollte Dr. Alhamwi von den Vertretern der TGA-Branche wissen. Frank Ernst antwortete: „Ganz eindeutig: die Vorgaben zur Innenraumluftqualität. Die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Menschen, die sich in Gebäuden aufhalten, müssen endlich im GEG berücksichtigt werden.“
Moderator Jakob Schlandt (stehend) fragt die Bundestagsabgeordneten nach dem aktuellen Stand der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes.
Bild: Kristian Barthen
„Bauen muss wieder Spaß machen, dann wird auch wieder gebaut“, stellte Lars Rohwer fest und sprach zum Abschluss den Hitzeschutz an. „Eine Wärmepumpe kann auch kühlen“, sagte Dr. Alaa Alhamwi und fragte: „Wie können wir das in ein ganzheitliches Konzept einbetten?“ Professor Kaup forderte: „Wir müssen alle integraler denken – mit Blick auf Betreiber, Investoren, Mieter und weitere Beteiligte.“ Das könne nur gelingen, wenn der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet wird. Das gelte auch für den so genannten Gebäudetyp E: „Billiges Bauen kann sehr schnell teuer werden.“ Andreas von Thun betonte, dass gute Dämmung vor Kälte und Hitze schützt – und eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung Voraussetzung für ein gesundes Raumklima sei.
Moderator Jakob Schlandt schloss mit einem klaren Fazit: „Klimaschutz ist Konsens – das war heute unüberhörbar. Viele technische Lösungen für einen klimaneutralen Gebäudebestand existieren bereits, sie müssen wirtschaftlich nutzbar gemacht werden. Und: Nichtwohngebäude dürfen in der Debatte nicht länger vernachlässigt werden.“