Biss auf Granit

Chancen und Risiken eines harten Verhandlungsstils

Mit welcher Einstellung eine Person in ein Gespräch geht, kann entscheidende Auswirkungen auf den Ausgang haben – das lässt sich jeden Tag im Privat- wie im Arbeitsleben beobachten. In letzterem tritt dieser Aspekt vor allem bei Verhandlungen auf, die sich auch im Handwerk oder dem Handel als ständiger Begleiter des Geschäftsalltags erweisen. Ob es sich um Preisverhandlungen, Ausschreibungen oder komplexe Vergabeverfahren handelt; die Art und Weise, wie verhandelt wird, macht nicht selten den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus.

Ein harter Verhandlungsstil wird oft gewählt, um maximale Vorteile zu erzielen. Doch dieser Ansatz bringt nicht nur Vorteile, sondern auch Risiken mit sich, die im Vorfeld sorgfältig abgewogen werden sollten. Diese Taktik lässt sich an einer unerbittlichen Haltung erkennen, die darauf abzielt, die eigenen Interessen in Maximalforderungen durchzusetzen. Verhandler, die diese Strategie verfolgen, zeichnen sich oft durch Unnachgiebigkeit aus und setzen gezielt Druckmittel ein, um das meist sehr hoch gesteckte Ziel auch zu erreichen. Dies kann beispielsweise durch extrem offene Kommunikation von Alternativen zum bestehenden Geschäftsverhältnis in Kombination mit einem strikten Beharren auf bestimmten Forderungen geschehen. Für Handwerkerbetriebe bedeutet dies, dass etwa bei Preisverhandlungen mit Lieferanten auf besonders günstige Konditionen zu bestehen und dem Geschäftspartner dabei die sprichwörtliche Pistole in Form einer Beendigung der bisherigen Beziehungen auf die Brust zu drücken, sollten diese nicht erfüllt werden.

Nachteile: Die Schattenseiten der Unnachgiebigkeit

Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass ein derart rigoroser Verhandlungsstil schnell auch als unangemessen oder gar aggressiv wahrgenommen werden kann und Geschäftspartner im schlimmsten Fall sogar für immer vergrault. In einer Branche, die stark von Netzwerken und langfristigen Beziehungen abhängt, können so schwerwiegende Konsequenzen entstehen. Ein Lieferant, der sich durch zu harte Verhandlungen ungerecht behandelt fühlt, hat nun einmal ebenso die Möglichkeit, den Spieß zu jeder Zeit umzudrehen und sich in Zukunft anderen – kooperativeren und flexibleren – Kunden zuzuwenden. Und selbst wenn es nicht zu diesem schlimmsten aller Szenarien kommt, besteht immer das Risiko, dass sich eine deutlich negativere Atmosphäre aufbaut, die das Vertrauen zwischen zwei Parteien irreparabel untergräbt. Dies erweist sich besonders in langfristigen Geschäftsbeziehungen als problematisch, die Kooperation und gegenseitiges Verständnis voraussetzen. Derartige Risse innerhalb einer geschäftlichen Beziehung gefährden nicht nur den aktuellen Erfolg, sondern beeinträchtigen auch die Zukunftsaussichten.

Vorteile: Mehr als nur finanzielle Ersparnisse

Doch wohin der Schatten fällt, ist natürlich auch Licht nicht weit. Vorteile eines harten Verhandlungsstils liegen – ebenso wie die Nachteile – eigentlich auf der Hand. Im besten Fall ermöglicht die Anwendung, entsprechende Ergebnisse zu erzielen, die besonders nah an den selbst gesetzten Vorstellungen liegen. Dies ist für Handwerksbetriebe von großer Bedeutung, da Materialien sowie Dienstleistungen oft einen erheblichen Teil der Gesamtkosten ausmachen. Durch geschickte und entschlossene Verhandlungsführung lassen sich hier signifikante Einsparungen erzielen, die sich direkt auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Gewinnmargen auswirken.

Ein weiterer – oftmals unterschätzter – Vorteil besteht in der Stärkung der eigenen Marktposition. Ein harter Verhandlungsstil demonstriert Autorität und Professionalität, was sich in der Geschäftswelt schnell zu Respekt und Anerkennung wandeln kann. Besonders auf wettbewerbsintensiven Märkten dient eine starke Verhandlungsposition häufig auch als Schutzmechanismus gegen unfaire Wettbewerbspraktiken. Vertritt ein Betrieb oder Händler konsequent seine Interessen und setzt klare Grenzen, signalisiert dies den Geschäftspartnern, dass keine Bereitschaft dazu besteht, Zugeständnisse zu machen, die die eigene Position schwächen könnten.

Spezielle Herausforderungen

Doch wie lässt sich erkennen, wo ein harter Verhandlungsstil anwenden lässt und wie weit sich dieser treiben lässt? In Ausschreibungen und Vergabeverhandlungen – insbesondere im öffentlichen Sektor – erweist sich dessen Anwendung oft als eine Gratwanderung. Denn hier ist es nicht nur wichtig, ein wettbewerbsfähiges Angebot zu präsentieren, sondern auch die Anforderungen des Auftraggebers zu erfüllen. Ein zu harter Verhandlungsansatz lässt sich in diesem Feld vom Gegenüber also schnell als mangelnde Flexibilität oder gar als Unwillen zur Zusammenarbeit interpretieren. So steigt auch das Risiko zukünftige Aufträge zu gefährden. Öffentliche Auftraggeber und große Unternehmen bevorzugen nicht selten Partner, die sich als kooperativ und lösungsorientiert erweisen. Ein Unternehmen, das in Verhandlungen als zu starr wahrgenommen wird, könnte in Zukunft bei Ausschreibungen benachteiligt werden, da die langfristige Zusammenarbeit als zu problematisch eingestuft wird. Vor allem in einer Branche, die mit relativ wenigen Playern auskommt und in der Jeder Jeden zu kennen scheint, kann eine einmalig ruinierte Beziehung schnell einen Dominoeffekt auslösen und in existenzgefährdende Regionen vorstoßen.

Teufel im Detail

Wer schon einmal im Sattel saß weiß, dass der psychologische Aspekt eine entscheidende Rolle im Verhandlungsprozess spielt. Ein hartes Angehen übt immer auch psychologischen Druck auf das Gegenüber aus und drängt ihn in die Defensive. Dies kann kurzfristig große Erfolge hervorbringen, birgt aber die Gefahr, langfristig Ressentiments und Widerstände zu erzeugen. Es ist wichtig zu verstehen, dass der Ausgang einer Verhandlung nicht nur von Zahlen und Fakten abhängt, sondern auch von menschlichen Emotionen und Beziehungen. Um angesprochene Negativ-Auswirkungen eines harten Verhandlungsstils zu mildern, lassen sich verschiedene Strategien anwenden: Eine Möglichkeit bietet das Hinzunehmen von Elementen der kooperativen Verhandlung. In diesem Fall vertritt der Verhandelnde zwar klare und starke Positionen, signalisiert aber gleichzeitig auch ein Mindestmaß an Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zum Finden gemeinsamer Lösungen. Durch die Schaffung einer Balance zwischen Härte und Flexibilität lässt sich das Vertrauen des Gegenübers erhalten und stärken.

Rolle der Kommunikation

Eine erfolgreiche Verhandlungsstrategie – egal, ob sie hart oder kooperativ ausfallen soll – erfordert sorgfältige Vorbereitung. Vor jeder Verhandlung sollten die eigenen Ziele klar definiert und die Position des Verhandlungspartners tiefgehend analysiert werden. Dies ermöglicht es, potenzielle Konfliktpunkte zu identifizieren und Schritte für die Lösung dieser möglichen Probleme zu entwickeln. Effektive Kommunikation erweist sich als ein weiterer Schlüsselfaktor im Verhandlungsprozess. Ein harter Verhandlungsstil sollte – obwohl natürlich bestimmt – niemals unhöflich oder herablassend daherkommen. Zwar müssen die eigenen Forderungen klar und präzise kommuniziert werden, jedoch ohne den Verhandlungspartner zu verärgern oder gar zu beleidigen; Respekt bleibt hier das Stichwort! Langfristige Geschäftsbeziehungen basieren auf Vertrauen und ein Verhandlungsstil, der diese Grundlagen untergräbt, kann langfristig mehr schaden als nützen. Daher hilft es immer abzuwägen, wie sich die Verhandlungsstrategie auf eine zukünftige Zusammenarbeit auswirken kann.

Von der hohen Kunst der Balance

Ob – und vor allem in welchem Maße – ein harter Verhandlungsstil Sinn ergibt, sollte stets vor jedem Fall neu durchdacht werden. Während das Auftreten als harter Hund oftmals kurzfristig zu beeindruckenden Ergebnissen führen kann, sollten Verhandelnde die langfristigen Auswirkungen auf Geschäftsbeziehungen und das eigene Image nicht unterschätzen. Für Handwerkerbetriebe bis hin zu Großhändlern bleibt es entscheidend, die feine Balance zwischen Härte und Flexibilität zu finden – einen situativ angepassten Verhandlungsstil, der sowohl Stärke als auch Kooperationsbereitschaft signalisiert. Letztlich geht es darum, nicht nur das beste Ergebnis für das eigene Unternehmen zu erzielen, sondern auch das langfristige Geschäft im Auge zu behalten und eine positive Basis für zukünftige Verhandlungen und Geschäftsbeziehungen zu schaffen. Nur mit diesem gesunden Maße an Voraussicht lässt sich die hohe Kunst des Balanceakts am Verhandlungstisch zufriedenstellend erreichen.

Autor Ralf Elcheroth











Ralf Elcheroth ist Experte für Verhandlungen und Mediation. Im Oktober 2023 übernahm er die Negtar GmbH und schult die Mitarbeiter von Unternehmen wie der Bosch Group beziehungsweise deren Zulieferer und Tochtergesellschaften. Die Negtar GmbH bietet professionelle Beratung unter anderen für Ein- und Verkäufer sowie Entscheider aus Unternehmen verschiedenster Branchen. Ferner bietet das Unternehmen auch direkte Hilfe am Verhandlungstisch, in Form von Ghost Negotiating oder Mediation, an.

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