Digitale Lagerverwaltung

Tipps und Vorüberlegungen für mehr Übersicht und Transparenz*

Wieviel Arbeitszeit verbringen Sie mit der Suche und Bestellung von unterschiedlichen Lagermaterialen und wer im Unternehmen hat einen Überblick über den aktuellen Lagerbestand? Die fortschreitende Digitalisierung in bzw. für Unternehmen führt dazu, dass immer mehr Geschäftsprozesse eines Unternehmens digitalisiert werden können. Auch die Lagerverwaltung kann digital abgebildet werden.

Die Umsetzung bzw. Einführung eines digitalen Lagers kann unterschiedlichste Gründe haben und mit vielerlei Vor- und Nachteilen einhergehen. Zum einen kann mit der digitalen Lagerverwaltung ein besserer Überblick über den aktuellen Lagerbestand und -ort des jeweiligen Materials erzielt werden; zum anderen kann mit ihr die Reduzierung auf die benötigten und notwendigen Artikel im Lager erfolgen. Dies ermöglicht dem Unternehmen eine wesentlich bessere Verwaltung des Lagerbestandes und eine damit einhergehende bessere Transparenz im Unternehmen. Mit Hilfe des digitalen Lagers ist es zudem möglich, auch den Freigabeprozess digital durchzuführen, wodurch die Freigabe wesentlich vereinfacht und schneller erfolgen kann. Hier ist es nicht mehr notwendig, den „Freigebenden“ im Büro antreffen zu müssen, da die Freigabe auch von beliebigen Orten erteilt werden kann. Die Freigabe kann mittels Fernzugriff auf die digitale Lagerverwaltung auch von unterwegs erfolgen.

Zudem ermöglicht die digitale Lagerverwaltung auch eine bessere Übersicht über die Verfügbarkeit der im Lager befindlichen Artikel inkl. deren Lagerplatz, je nach Detaillierungsgrad bis hin zum Kundendienstfahrzeug oder dem genauen Lagerplatz im Regal. Zusätzlich können je Artikel verschiedene Schwellwerte definiert werden, bei denen entweder der Artikel automatisch beim Lieferanten nachbestellt wird, inkl. einer vordefinierten Bestellmenge, oder dem Lageristen bzw. Unternehmer ein Hinweis über den Mindestbestand im Lager gemeldet wird und somit die Bestellung manuell erfolgen kann.

Aufgrund der vielen variablen Konfigurationsmöglichkeiten des digitalen Lagers sollte vor der Einführung genau geprüft und überlegt werden, welcher Detaillierungsgrad bzw. -tiefe angemessen für das eigene Unternehmen ist. In diesem Zusammenhang können passende Fragestellungen rund um dem Freigabeprozess vor der Einführung hilfreich sein. Wer darf bestellen und wer freigeben? Müssen neben dem „Chef“ noch zusätzliche Rollen für den Freigabeprozess definiert werden? Welche Artikel benötigen eine Freigabe und durch wen kann sie erfolgen? Soll der Artikel automatisch nachbestellt werden oder reicht eine Hinweisnachricht an den Lageristen bzw. Chef aufgrund vorher definierter Schwellwerte, damit dieser den Artikel beim Lieferanten nachbestellt? Ferner ist zu klären, ob bei einer automatischen Bestellung eine zusätzliche Schnittstelle zu dem Lieferantensystem ebenso dazugehört und auch noch zusätzlich konfiguriert werden muss. Dementsprechend sollte der komplette Materialbeschaffungsprozess analysiert und definiert werden, bevor ein digitales Lager Einzug halten kann. Dies gilt auch für jeden neuen Artikel, der im Laufe der Jahre neu ins Sortiment aufgenommen wird.

Das digitale Lager ist daher vermutlich nicht zwingend für jedes Unternehmen gleichermaßen geeignet. Der hohe Aufwand vor einer Implementierung sollte genau hinterfragt und betrachtet werden. Die Amortisierung wird sich vermutlich auch nicht sofort einstellen, da ggf. der ein oder andere dazugehörige Geschäftsprozess geändert und vor allem von allen Beteiligten richtig gelebt werden muss. Wenn es jedoch eingeführt wurde und die Geschäftsprozesse entsprechend gelebt werden, liegen die Vorteile auf der Hand. Die Einführung des digitalen Lagers kann sowohl zu einer besseren Übersicht und dementsprechend zu einer angemessenen Strukturierung als auch zu einer geeigneteren Prozesssteuerung im Unternehmens führen, jedoch muss zuvor genau geprüft und definiert werden, welcher Detailierungsgrad angewandt wird und ob die Aufwände mit den entstehenden Kosten gegenüber den Vorteilen überwiegen. Dies kann von Unternehmen zu Unternehmen komplett unterschiedlich sein.

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